Erfolgreiche Alltagskommunikation auf dem Büroflur
Personal

Erfolgreiche Alltagskommunikation auf dem Büroflur

Bild von Stefan Häseli
Am

Der Büroflur ist nicht nur eine Verkehrszone. Er ist vielmehr der Bereich, wo Menschen sich entspannen, Ideen austauschen, in Teams arbeiten oder sich gar mit Kunden treffen. Kurz: Eine Zone der Alltagskommunikation.

Die Alltagskommunikation prägt den beruflichen Alltag. Klar ist es wichtig, sich als Verkäufer gut auf Gespräche mit einem Kunden vorzubereiten. Und für eine Führungskraft ist es Teil der Professionalität, anspruchsvolle Mitarbeitergespräche führen zu können. Doch betrachtet man einmal den Alltag im Büro, stellt sich schnell heraus: Über 80 % der beruflichen Kommunikation besteht aus unspektakulären Themen. Zwischen Tür und Angel wird diskutiert, wer welche der heute noch anstehenden Aufgaben übernimmt. An der Kaffeemaschine oder auf dem Weg zur Mittagspause wird kurz über den aktuellen Stand des neuen Projektes gesprochen.

Tatsächlich verbringen Mitarbeiter zunehmend Zeit außerhalb ihres Arbeitsplatzes in inoffiziellen Besprechungsbereichen. Unternehmen wie Google oder Apple haben dies längst erkannt und fördern diese Entwicklung: Spezielle Aufenthaltsbereiche, sogenannte Lounges, sollen die Kommunikation anregen und ein kreatives Umfeld für die Mitarbeiter schaffen.

Der graue Alltag wird durch die Alltagskommunikation bunter

Der Alltag hat einen schlechten Ruf! Schon Ludwig van Beethoven „erschöpfte das Tagtägliche“ und der Notat-Verfasser Stefan Schütz schreibt „Der Alltag macht schon mürbe, bevor man Teig ist.“ Ob zu Recht oder nicht, wird dem Alltag oft die Farbe grau zugewiesen. Zugegeben, manchmal erscheint der Alltag grau, aber nur, wenn wir ihn mehr oder weniger gedankenlos hinnehmen und ständig den Fokus auf die „großen Würfe“ legen. Steht die Suche nach dem großen Glück im Mittelpunkt, erkennt man leider die vielen kleinen glücksbringenden Momente im Leben nicht. Konzentriert man sich nur auf das Managen der echten Schwierigkeiten, bleiben viele menschliche Stimmungen und Unstimmigkeiten auf der Strecke, weil man die kleinen und leisen Zwischentöne gar nicht mehr wahrnimmt.

Spezialsituationen bringen es im Leben statistisch gesehen auf eine eher geringe Häufigkeit, deshalb sind sie auch speziell. Doch sowohl der Misserfolg als auch der Erfolg kommt im Alltag, der dadurch bunter wird als gedacht. Was übrigens auch auf unsere Alltagssprache zutrifft. Dieses sehr lebendige Kommunikationsmittel passt sich permanent und flexibel an. In ihrer Wortwahl ist die Alltagssprache umfeld- und milieugeprägt. Der unmittelbar genutzte Wortschatz ist kleiner und die Satzlänge kürzer als in der vorbereiteten und schriftlichen Standardsprache. Dagegen ist die Breite der Emotionen durch die Übernahme der unmittelbaren Stimmung oft größer als beim kalkulierten Dialog. Genau deshalb wird hier – im grauen => bunten Alltag – durch unsere Kommunikation Vertrauen gewonnen, werden Beziehungen aufgebaut.

Informationslogistik im Vorbeigehen

In vielen Unternehmen ist der sogenannte „Flurfunk“ ein bedeutender Faktor der Informationslogistik. Quasi im Vorbeigehen werden Informationen ausgetauscht, weitergegeben oder eingeholt. Diese Mitteilungen mit größtenteils eher inoffiziellem Charakter ergänzen offizielle Fakten oder bringen Zusatzwissen, das Vorgänge in einem anderen Licht erscheinen lässt. Dem informellen Informationsfluss kommt diese herausragende Stellung zu, weil dafür eben keine Besprechungen einberufen, keine Termine und Verabredungen getroffen werden müssen. Die Gesprächspartner treffen sich ungeplant und zufällig. Andere Anwesende und mithörende „Passanten“ nehmen Informationen auf und tragen diese weiter oder klinken sich aktiv in Dialoge ein. Wie Radiowellen dringen Flurinformationen auch durch offen stehende Türen an Arbeitsplätze und zu den dort befindlichen „Empfängern“.

Die informelle Kommunikation auf dem Büroflur gehört zum Berufsalltag. Sie beschränkt sich keineswegs auf Belangloses. „Nichts beflügelt die Wissenschaft so, wie der Schwatz mit Kollegen auf dem Flur“, konstatierte Physik-Nobelpreisträger Arno Penzias. Ob sie zu seiner Entdeckung der Hintergrundstrahlung, genauer gesagt, der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung, beigetragen hat, lässt sich zwar nicht belegen, fest steht aber, dass die Flurkommunikation eine Art kommunikative Hintergrundstrahlung und damit enorm wichtig für einen gelungenen Büroalltag ist.

Über den Autor

Bild von Stefan Häseli

Stefan Häseli Stefan Häseli regt als internationaler Speaker dazu an, wirkungsvolle Kommunikation im Alltag mit Spaß zu erleben. Der 5-Sterne-Redner ist Autor zahlreicher Bücher und bekannt als Ratgeber in Radio- und TV-Sendungen. Für die Medien analysiert er regelmäßig aktuelle Ereignisse als ‚kommunikativer Beobachter’. stefan-haeseli.com
Zum Autorenprofil

Kommentare

Kommentar schreiben:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erhalten Sie jeden Monat die neusten Business-Trends in ihr Postfach!
X