Wie Sie den Arbeits- und Gesundheitsschutz in Ihrem Betrieb verbessern
Schnittverletzungen vermeiden

Wie Sie den Arbeits- und Gesundheitsschutz in Ihrem Betrieb verbessern

Christian Flick
Am

Eine oftmals unterschätzte Ursache für leichte Arbeitsunfälle sind betriebliche Schnittverletzungen. Doch wodurch kommt diese Anhäufung? Oftmals durch betriebliches Handling ohne entsprechende Schutzhandschuhe, welche für schnittsensible Tätigkeiten nötig wären. Arbeitet zum Beispiel ein Mitarbeiter im Betrieb, so ist die Unfallgefahr im Lager bzw. in der Logistik relativ hoch.

Schnell entfernt man z.B. ein festes Zurr-Band an einer Palette, schon hat man sich geschnitten und eine Verletzung zugefügt. In anderen Produktionsbereichen wird z.B. mit Chemikalien, Fetten und Ölen gearbeitet, auch hier wäre ein Sicherheitshandschuh zwingend nötig.

Hierbei treten drei Probleme relativ häufig in der betrieblichen Praxis auf:

  1. Es werden keine Handschuhe von Mitarbeitern benutzt, obwohl dies vorgeschrieben wird
  2. Es liegen keine Sicherheitshandschuhe vor, obwohl es ausdrückliche Vorschrift wäre
  3. Es liegen nicht die passenden Arbeitshandschuhe vor, Güteklasse, Tragekomfort etc.

Verwendet ein Unternehmen komplett falsche und minderwertige Arbeitshandschuhe treten häufig folgende Probleme auf:

  1. Die Nutzbarkeit ist so schlecht, dass Mitarbeiter diese Handschuhe nicht verwenden wollen und/oder können
  2. Der Verschleiß ist sehr hoch, die Nutzungsdauer pro Einheit ist gering. Dies ist schlecht für die Umwelt und ebenso schlecht für die finanzielle Nachhaltigkeit

Es gibt zahlreiche Arbeitshandschuhe, z.T. auch sehr hochwertige Varianten, die sowohl schnittfest, als auch ölbeständig sind.

In der Praxis empfiehlt es sich, für verschiedene Anwendungsbereiche auch die verschiedenen Handschuhvarianten zu definieren, dafür Bedarfskontrakte zu schließen und die Mengen nachhaltig zu steuern. Hierbei sprechen wir von einem sog. „Arbeitsschutzplan gegen Schnittverletzungen“ (Erstellung durch Arbeitsschutzbeauftragten des Unternehmens) und bezogen auf die Mengensteuerung von einem „Kontrakt bzw. Rahmenvertrag“, welcher vom Industrieeinkauf verhandelt und geschlossen wird.

Die Mengensteuerung kann man auch relativ modern und sehr effizient verwalten. Hierfür gibt es spezielle Ausgabeautomaten, die man sich prinzipiell wie einen z.B. „Süßigkeiten-Automaten“ vorstellen kann, jedoch dann mit Sicherheitshandschuhen und diversen anderen bauähnlichen Verbrauchsprodukten bestückt (z.B. Schutzbrillen, Ohrstöpseln etc.).

Diverse Studien haben gezeigt, dass durch die gezielte Nutzung von personenbezogenen Ausgabeautomaten (z.B. über Chipsteuerung oder über Zahlencodesteuerung etc.) in Betrieben bis zu 2/3 ( somit ca. 67% Reduzierung im Bestfall ) an Bedarfen von Arbeitsschutzprodukten eingespart werden können. Dies bedeutet, dass Mitarbeiter i.d.R. deutlich achtsamer und bewusster mit diesen Produkten umgehen, wenn der Bedarf auf die einzelne Person theoretisch auch zurückzuführen ist.

Hinweis

In einem z.B. Mittelstandsunternehmen sollte jedoch ein solches Vorhaben im Detail vorab mit dem Betriebsrat gemeinsam besprochen werden. Letztlich dient das Vorhaben allerdings auch der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit, was im Umkehrschluss allen Mitarbeitern dienlich ist. Primär ist der Nutzen jener, dass Arbeitsunfälle in Form von Schnittverletzungen komplett minimiert bzw. im Bestfall komplett vermieden werden.

Bei der Wahl der richtigen Handschuhe gilt es folgendes als betriebsinterne Rückfrage zu beachten und zu definieren:

  • Bietet der Schnittschutzhandschuh Komfort und auch Schutz an der Hand?
  • Ist er ausgelegt für Präzisionsarbeiten?
  • Ist er für schwere Arbeiten ausgelegt und geeignet?

Leistung der Produkteinheit:

  • Bietet der Handschuh einen mittleren Schutz lt. Produktprüfung?
  • Bietet der Handschuh einen hohen Schutz lt. Produktprüfung?

Arbeitsumgebung für die jeweilige Produkteinheit:

  • Trocken
  • Trocken und verschmutzt
  • Ölig
  • Ölig und sehr schmutzig

Entsprechend der Anforderungskriterien ergeben sich dann feste Anforderungsstrukturen für die gewünschten Sicherheitshandschuhe:

  • Mittlerer Schutz für feine Arbeiten in trockener aber schmutziger Umgebung
  • Standardschutz für feine Arbeiten in trockenen und schmutzigen Umgebungen
  • Mittlerer Schutz für präzise Arbeiten in wenig verschmutzter Umgebung
  • Mittlerer Schutz bei Präzisionsarbeiten in relativ sauberen Umgebungen
  • Mittlerer Schutz für präzise Arbeiten in schmutzigen Umgebungen
  • Schnittschutz jedoch mit hoher Fingerfertigkeit
  • Ölabweisender Schnittschutzhandschuh für fingerfertiges und griffsicheres Arbeiten
  • Komfortable Manschette zum Schutz vor mittleren Schnittgefahren
  • Spezial-Sicherheitshandschuh mit Beschichtung für hohen Flüssigkeitsschutz
    • usw.

Im direkten Produktvergleich unterscheidet man in der Regel innerhalb der folgenden Kriterien:

  • Bezeichnungen
  • Normen
  • Materialart
  • Farbe
  • Innenverarbeitung
  • Außenverarbeitung
  • Länge
  • Materialstärke
  • Größe
  • Verpackungsgrößen / Mengeneinheit pro Set etc.

Tipp

Ein solches Vorhaben in die Realität umzusetzen bedeutet eine gute Planung und transparente Absprache innerhalb der betrieblichen Ebenen, jedoch lohnt sich in der Regel diese Mühe, weil hohe Mehrwerte zu erwarten sind. Der primäre Mehrwert ist der Schutz der Mitarbeiter und die Vermeidung von Arbeitsunfällen.

Über den Autor

Christian Flick

Christian Flick Christian Flick (MBA) aus Melle verfügt über langjährige Berufserfahrung im Industrieeinkauf bei renommierten Unternehmen. Von der Motivation angetrieben, die betriebswirtschaftlichen Potenziale für diverse Sektoren zu durchleuchten, entstanden seine zahlreichen praxisnahen Fachbücher. Sein Amazon-Autorenprofil finden Sie unter: www.christian-flick.de und sein Unternehmen unter: www.youneoprojects.de
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