Mittelstand setzt trotz Risiken auf Auslandsgeschäfte
Internationalisierung

Mittelstand setzt trotz Risiken auf Auslandsgeschäfte

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Trotz steigender Risken will jeder zweite Mittelständler in den kommenden 2 bis 5 Jahren an seinen Auslandsgeschäften festhalten. Während Abschottungstendenzen und geopolitische Risiken den weltweiten Handel bedrohen, erwarten Unternehmen eher eine Verschiebung der Märkte als einen Rückgang der Globalisierung.

Group of business people meeting outdoor in front of office building

Mittelständische Unternehmen in Deutschland halten trotz politischer und wirschaftlicher Unsicherheiten an Auslandsgeschäften fest. Foto: Depositphoto.com

Für mehr als die Hälfte der Mittelständler steht sogar ein Ausbau der Auslandsgeschäfte auf dem Plan. Vom Brexit, den Russland-Sanktionen, den Spannungen in der Türkei und dem Abflauen des Wirtschaftswachstums in China ist insgesamt jedes dritte mittelständische Unternehmen mit Auslandsgeschäft betroffen, wobei die Russland-Sanktionen diese Unternehmen am häufigsten tangieren (62 %). Die meisten betroffenen Unternehmen reagieren auf die geopolitischen Krisen mit Zurückhaltung bei Neuinvestitionen (71 %). An eine Verlagerung auf andere Auslandsmärkte denkt jeder zweite Mittelständler. Am ehesten kommen andere Länder in Europa für Auslandsgeschäfte in Frage, gefolgt von Nordamerika, China und dem restlichen Asien. Dies sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der DZ BANK im Mittelstand.

Nur 17 % der mittelständischen Unternehmen sehen angesichts der aktuellen politischen und ökonomischen Turbulenzen in der Welt Auswirkungen auf ihr eigenes Unternehmen – auch bei den im Ausland engagierten Unternehmen sind es weniger als ein Drittel. Überhaupt sind die deutschen Mittelständler recht gelassen im Umgang mit den politischen Risiken: Nur ein Viertel von ihnen sieht darin einen Unterschied zu den gewöhnlichen wirtschaftlichen Herausforderungen eines Unternehmers.

Auslandsgeschäfte ruft allerdings Unsicherheit bei größeren Unternehmen hervor

Diese Gelassenheit sinkt mit zunehmender Unternehmensgröße: Von den Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 50 und 125 Millionen Euro sieht sich fast die Hälfte betroffen. „Größere Unternehmen spüren die Folgen globalen Veränderungen und Krisen deutlicher“, kommentiert Stefan Zeidler, Firmenkundenvorstand der DZ BANK, die Umfrageergebnisse. „Insbesondere die Russland-Sanktionen und der Brexit beschäftigen die Unternehmen sowie die hieraus resultierenden Unsicherheiten über wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen.

Diese Unwägbarkeiten werden durch die aktuellen Ergebnisse der US-Wahlen noch weiter zunehmen. Eine weitere Fokussierung auf die EU-Länder wird die Folge sein – mit neuen Wachstumschancen für den Binnenmarkt. Bei allen Herausforderungen gilt aber: Die Unternehmen in Deutschland sind überwiegend familiengeführt und dies über mehrere Generationen. Dabei haben die Mittelständler schon zahlreiche globale Krisen im eigenen Geschäftsmodell abgefedert und verfolgen üblicherweise langfristige Strategien.“

Keine großen Erwartungen an CETA und TTIP und mit China „business as usual“

Von den viel diskutierten Freihandelsabkommen CETA und TTIP mit Kanada und den USA erwartet mehr als die Hälfte keine positiven Impulse und noch einmal ein Viertel glaubt nicht einmal daran, dass sie in Kraft treten werden. Hier machen sich allerdings Größenunterschiede bemerkbar: Bei den Mittelständlern mit einem Umsatz zwischen 50 und 125 Millionen Euro sind es immerhin 30 %, die positive Impulse erwarten.

Das Abflauen des Wirtschaftswachstums in China betrifft nur jedes zehnte im Ausland engagierte Unternehmen. Noch weniger die Großen: hier spüren nur 7 % Auswirkungen des konjunkturellen Rückgangs in China.

Keine Option: Auslandsgeschäfte einschränken

Nur 10 % aller im Ausland engagierten Unternehmen wollen sich aus schwierigen Auslandsmärkten zurückziehen. Von den größeren Mittelständlern mit einem Umsatz zwischen 50 und 125 Millionen Euro zieht dies keiner in Erwägung. Am häufigsten reagieren die Unternehmen mit Zurückhaltung bei den Neuinvestitionen (20 %) auf die politischen und ökonomischen Risiken. Die gilt verstärkt bei denjenigen Unternehmen, die bereits betroffen sind, fast drei Viertel von ihnen halten sich mit Neuinvestitionen zurück. Die Hälfte von ihnen verlagert Geschäfte auf andere Auslandsmärkte.

Die EU als „sicherer Hafen“

Insgesamt sind 58 % der mittelständischen Unternehmen aktuell im Ausland geschäftlich engagiert – je höher der Umsatz, desto eher. Der Schwerpunkt der Auslandsaktivitäten liegt in Europa. 55 % der befragten Unternehmen sind in der EU, 33 % im restlichen Europa aktiv, gefolgt von Asien, China und Nordamerika mit 20 % bis 23 %. Auf Russland und die GUS-Staaten entfallen 15 %.

Diejenigen Unternehmen, die daran denken, auf andere Auslandsmärkte auszuweichen, sehen sich vor allem in Europa um; fast die Hälfte in der EU und nochmal ein Viertel im restlichen Europa.

Die Globalisierung ist nicht zurückzudrehen

Der Anteil des Auslandsgeschäfts am Gesamtumsatz des letzten Jahres beträgt bei jedem dritten mittelständischen Unternehmen 50 % und mehr. 85 % der Unternehmen nennen als Hauptgrund für ihr Auslandsengagement das Umsatz- und Ertragswachstum. Für 75 % ist die Erschließung neuer Absatzmärkte von Bedeutung und 53 % begleiten wichtige Abnehmer ins Ausland. Zugang zu Rohstoffressourcen (28%) und das niedrige Niveau von Lohn- und Produktionskosten (20 %) sind nur von peripherer Bedeutung.

Knapp die Hälfte (48%) der mittelständischen Unternehmen mit Auslandsengagement planen, ihre Auslandsaktivitäten in den kommen 3 bis 5 Jahren in ähnlichem Umfang beizubehalten. Für etwas mehr als die Hälfte (51%) steht sogar ein Ausbau auf dem Plan.

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