Personaldienstleistung als Chance für alle Beteiligten
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Personaldienstleistung als Chance für alle Beteiligten

christoph döhlemann
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Zeitarbeit war gestern – die Zukunft gehört der modernen Personaldienstleistung. So könnte man die Entwicklung in aller Kürze zusammenfassen. Die Personaldienstleistung ist vom Markt nicht mehr wegzudenken – immer mehr Anbieter entwickeln sich vom reinen Entleiher zum externen Partner der Personalabteilung.

Die partnerschaftliche Verzahnung hat das Ziel einer langfristigen und nachhaltigen Zusammenarbeit für alle Beteiligten, sprich Unternehmen, Mitarbeiter und Personaldienstleister. Die Zeiten, in denen mit zeitlich befristeten und finanziell schlechter gestellten Leiharbeitern ganze Belegschaften ausgetauscht wurden, sind hoffentlich bald endgültig vorbei. Aufgrund sich EU-weit kontinuierlich ändernder Gesetze offerieren seriöse Personaldienstleister ihren Mitarbeitern inzwischen in der Regel unbefristete Arbeitsverträge, die den allgemeinen gesetzlichen Rahmenbedingungen entsprechen. Eine ideale Grundlage, die allen Beteiligten, also dem Unternehmen mit Personalbedarf, dem Mitarbeiter auf Arbeitssuche und auch dem Personaldienstleister eine Basis für eine faire und wertschätzende Zusammenarbeit eröffnet. Nachdem die Branche aktuell fast 1 Mio. Leiharbeiter hat, kann man davon ausgehen, dass die moderne Form der Personaldienstleistung auch in der arbeitenden Bevölkerung an Akzeptanz gewinnt, weil Chancen zunehmend erkannt werden. Vor allem für den einzelnen Mitarbeiter bietet das Arbeitszeitmodell eine ganze Reihe an Vorteilen: Neben der gesetzlich geregelten Sicherheit insbesondere neue Erfahrungen, flexible Einsatzgebiete und die Chance auf eine höhere fachliche und persönliche Qualifizierung.

Personaldienstleistung ständig im Umbruch

Es gibt wohl kaum eine Branche, die in den vergangenen Jahren mit so extremen Höhen und Tiefen zu kämpfen hatte wie die Personaldienstleistung. Ständig im Umbruch, auf der einen Seite gefragt wie nie, auf der anderen Seite verteufelt, in Verruf geraten und doch nicht unterzukriegen. Dies hing und hängt vor allem wohl auch damit zusammen, dass die so genannte Zeitarbeit über lange Jahre vor allem eine zentrale Aufgabe hatte: Den kurzfristigen Verleih von Arbeitnehmern. Anfangs, um bei kurzfristigen Produktionsspitzen den ad-hoc-Bedarf zu decken sowie in produktionsstarken Phasen die feste Belegschaft nicht aufzustocken und bald wieder entlassen zu müssen, später immer öfter, um auf Unternehmensseite auch mittel- bis langfristig Kosten einzusparen. Gesetzesänderungen haben einer sehr individuellen Auslegung und dem Missbrauch in vielerlei Hinsicht inzwischen den Riegel vorgeschoben. Und wieder einmal müssen sich auch die Personaldienstleister mit den Änderungen der Rahmenbedingungen neuen Herausforderungen stellen. Es gilt also, vorausschauend zu agieren und sich nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit auszuruhen – weder finanziell noch was die Unternehmenskultur angeht. Beides wird zukünftig eine enorm große Rolle spielen, mit welchem Personaldienstleister sich Unternehmen auch eine längerfristige Zusammenarbeit vorstellen können.

Folgende Kriterien gelten für die Zusammenarbeit mit Personaldienstleistern:

  • Fachliche Qualifikation der Leiharbeiter
  • Passgenauigkeit der Leiharbeitnehmer
  • Zuverlässigkeit der Personaldienstleistern
  • Schnelligkeit der Vermittlung durch den Personaldienstleistern
  • Integrationsfähigkeit der Leiharbeitnehmers
  • Beratungskompetenz des Personaldiesponenten
  • Gezielte Einarbeitung des Leiharbeitnehmers durch den Personaldienstleistern
  • Preis

Personaldienstleistung mit zukunftsorientiertem Commitment

Der demografische Wandel sowie die steigende Spezialisierung in der Industrie stellt sowohl die Entleiherunternehmen als auch die Personaldienstleister vor besondere Herausforderungen. Hinzu kommt die geforderte hohe Flexibilität, die ein zukunftsorientiertes Commitment zwischen den Beteiligten notwendig macht. Im Hinblick auf eine engere Verzahnung der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Personaldienstleistung tritt letzterer nicht erst in Erscheinung, wenn kurzfristig Personal benötigt wird. Sinnvoll ist es, den Dienstleister bereits in einer früheren Phase an Bord zu holen, damit die Personalplanung frühzeitig der Produktionsplanung angepasst werden kann. Ziel für den Personaldienstleister muss es sein, durch intelligente Zusammenstellung der Geschäftsbereiche und einer Erweiterung der bisherigen Kompetenzen den Unternehmen tatsächlich einen Mehrwert zu bieten und so seine Marktposition zu sichern. Bisher waren die Leistungsfelder eines Personaldienstleisters überschaubar und machten zu 99% Leasing und zu 1 % Personalvermittlung aus. Die Kernkompetenz wurde demzufolge auch auf der Entleiherseite hauptsächlich in der Arbeitnehmerüberlassung gesehen. Doch zukünftig werden diese Leistungsfelder eines Personaldienstleisters wesentlich umfangreicher sein: Ob On-Site-Management, Outsourcing, Outplacement, Assessment Center oder Potentialanalysen – der Personaldienstleister übernimmt immer mehr Aufgaben eines Personalberaters und wird damit zu einem langfristigen strategischen Partner des Unternehmens bei der Personalauswahl und –entwicklung.

Beim On-Site-Management (frei übersetzt Vor-Ort-Management) handelt es sich um ein neueres Leistungsfeld in der Personaldienstleistung. Dabei wird der Kunde durch eine umfassende Leistungspalette unterstützt: Von der Beratung und Planung, über die Bedarfsermittlung und das Recruiting, der Einarbeitung und Integration der Mitarbeiter in das Entleiher- Unternehmen bis hin zur kompletten organisatorischen und administrativen Abwicklung. Der Nutzen liegt in der gesteigerten Qualität und Effizienz des Einsatzes sowie in einer internen Entlastung des Entleihers als Kunden.

Gerade was die Personalauswahl anbelangt, haben Personaldienstleister gegenüber den Unternehmen einen enormen Vorsprung z. B. was die Durchleuchtung des eigenen Marktes, aber auch die Kenntnis anderer Branchen anbelangt. Führt ein mittelständisches Unternehmen mit 250 Mitarbeitern und einer Fluktuation von 10 %, also einem jährlichen Bedarf an 20 neuen Mitarbeitern, im Jahr maximal 100 Personalgespräche, kommt eine Personaldienstleistung mit nur einer Niederlassung vielleicht auf 50 Gespräche pro Woche. Wer die höhere Erfahrung hat, beantwortet sich hier von selbst. Ob also into-the-job (wie viele und welche Mitarbeiter brauche ich), on-the-job (welche Qualifikationen benötigt der Mitarbeiter im Laufe des Einsatzes beim Unternehmen) oder out-of-the-job (wie gestalten wir sozial verträglich wechselnde Produktionsquantitäten) – rücken Personaldienstleister und Unternehmen näher zusammen, profitieren beide und auch der Mitarbeiter, der auf jedem neuen Arbeitsplatz die Möglichkeit hat, neue Qualifikationen zu erwerben, die anschließend bei einem anderen Unternehmen benötigt werden und seine Eignung mitbestimmen.

Personaldienstleistung mit Effizienzgewinn durch Konzentration auf Kernkompetenz

Personaldienstleister werden auf Unternehmensseite immer noch veraltet wahrgenommen: Nämlich als Dienstleister, der Mitarbeiter einkauft und verleiht – nicht mehr und nicht weniger. Aber auch viele Personaldienstleister selbst nehmen sich nach wie vor genauso wahr. Hier ist Vorsicht geboten: Die Strategien, die in der Personaldienstleistung bisher zum Erfolg geführt haben, funktionieren zum Teil heute schon nicht mehr. Vor allem aber werden sie morgen und übermorgen nicht mehr zu den gewünschten Ergebnissen führen. Das Zögern eines Großteils der Personaldienstleister ist verständlich, zumal zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen in diesem Bereich die neuen strategischen Aufgaben vom zeitlichen und personellen Bedarf her nur schwer bewältigen können. Erkennt ein Personaldienstleister allerdings die Chance in der Neuausrichtung, kann er hier auch in kleinen Schritten viel erreichen. Der erste Schritt ist die Analyse: Wo stehen wir? In welchen Branchen sind wir bereits tätig? Welche Leistungen bieten wir bislang an? Und mit welchen neuen Leistungsfeldern haben wir in unserem Geschäftsfeld die größten Chancen auf Erfolg? Diese Sensibilisierung – zum Teil helfen hier auch externe Berater, die richtigen Entscheidungen zu treffen – ist notwendig, um möglichst schnell die ersten Erfolge zu generieren.

Für die Personaldienstleister der neuen Generation steht viel auf dem Spiel: Das negative Image der Zeitarbeitsbranche ein für alle Mal abzustreifen und Personaldienstleistung endlich salonfähig zu machen. Dazu müssen sie es allerdings schaffen, die wirtschaftlichen und gesetzlichen Veränderungen zugleich als Notwendigkeit und Chance zu sehen, um der Stagnation der vergangenen Jahren ein Ende zu bereiten und endlich innovative Dienstleistungen einzuführen. Der Appell lautet: Bewahre das, was du gut kannst und beschäftige dich damit, was dir zukünftig Wettbewerbsfähigkeit bringen wird! Dann werden Personaldienstleister zukünftig sicher nicht nur von den Unternehmen als kompetente Partner im Personalbereich sondern auch von der Allgemeinheit als nicht nur finanzieller, sondern im wahrsten Sinne des Wortes WERT-voller Wirtschaftsfaktor in Deutschland wahrgenommen.

Über den Autor

christoph döhlemann

Christoph Döhlemann Christoph Döhlemann ist Unternehmer und Initiator des QUANT-Modells®. Seit 1996 begleitet er als Trainer, Berater und Coach Unternehmer und Führungskräfte dabei, sich von innen heraus zu stärken, und so den Herausforderungen der Zukunft kraftvoll zu begegnen. Für ihn kann Management leicht, beschwingt, freudvoll und souverän sein. www.doehlemann.de
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