Wirtschaftslexikon

Rogue-Trader

Definition: Was ist ein Rogue-Trader?

Ein Rogue-Trader ist ein Wertpapierhändler, der ohne Rücksicht auf die Belange des Auftraggebers oder des Arbeitgebers handelt. Sein Handeln ist illegal und betrügerisch. Zudem agieren Rogue-Trader auf eigene Faust, sind daher in der Regel alleine tätig. Sie benutzen für die Aktivitäten nicht ihr eigenes Geld, sondern setzen ausschließlich Geld anderer Leute ein. Ein besonderes Merkmal der Wertpapiergeschäfte eines Rogue-Traders ist, dass er enorm hohe Risiken eingeht und dabei den eigenen Profit im Auge hat. Ein weiteres Merkmal ist, dass ein Rogue-Trader meist früher oder später mit seinen Machenschaften auffliegt und dabei einen extremen finanziellen Schaden anrichtet.

Damit aus einem gewöhnlichen Trader ein Rogue-Trader wird, muss er über ein bestimmtes Maß an Verantwortung und Handlungsspielraum verfügen. Er muss in der beruflichen Position sein, um große Transaktionen illegal durchführen zu können.

Beispiel: Ein Angestellter in leitender Position der Abteilung der Börsen- und Wertpapiergeschäfte eines Finanzinstituts ist seitens der Bank mit umfassenden Vollmachten für den Wertpapierhandel ausgestattet worden. Auch seine Kunden haben ihm Vollmachten erteilt, die ihn zum aktiven Wertpapierhandel ohne Einzeltradingabsprachen in Höhe einer fix vereinbarten Summe täglich, wöchentlich oder monatlich ermächtigen. Die Vollmachten von beiden Seiten ermöglichen dem Angestellten unter Umständen den Handel mit Wertpapieren in Höhe von einigen 100.000 Euro täglich – oder mehr. Da es bis zu den gesetzten Limits keine Kontrollfunktionen gibt, hat der Händler weitgehend freie Hand, was die Wertpapiergeschäfte angeht.

Unterschied zwischen Rogue-Trader und seriösem Trader

Ein verantwortungsvoller Trader würde – im Rahmen der gesteckten Grenzen – im Sinne der Kunden handeln und sich an die vereinbarten Risikoprofile halten. Für einen konservativ eingestellten Kunden würde er entsprechend sichere Anlagen wie Rentenpapiere erwerben, für einen etwas risikobereiteren Kunden in diversifizierende Fonds investieren. Zudem würde er ggf. individuelle Ober- und Untergrenzen einhalten, die den Ankauf oder Verkauf der Papiere reglementieren.

Ein Rogue-Trader hingegen lässt die Belange der Kunden komplett außen vor. Er handelt mit hoch spekulativen Papieren und schreckt auch vor riskanten Transaktionen nicht zurück. Im Fokus steht der eigene Profit, der über geheime Konten realisiert wird. Vergleichsweise geringe Gewinne fließen auf die Konten der Kunden, um den Schein zu wahren. Durch Fälschung von Zahlen und Buchungen im großen Stil vertuscht ein Rogue-Trader seine Machenschaften, so dass es nicht einfach ist, das betrügerische Handeln zu erkennen.

Dieser Vorgang ist Stoff einiger Hollywoodstreifen. Wer sich ansehen will, welche schlimmen Folgen die Gaunereien eines einzigen Rogue-Traders haben können, sollte sich in einer der gängigen Online-Videotheken umsehen. Im Film „Das schnelle Geld – Die Nick-Leeson-Story“ (1999) wird der Werdegang des berühmt berüchtigten Rogue-Traders Nick Leeson nachgezeichnet. Er gelangt nach vielen Jahren kleiner Sachbearbeitungstätigkeiten in die Position des Generalmanagers einer Londoner Bank und verstrickt sich in profitable, illegale Wertpapiergeschäfte mit schlimmen Folgen.

Weblinks zum Thema
Das schnelle Geld – Die Nick-Leeson-Story (Spielfilm in voller Länger auf Youtube)
Nick Leesons bittere Bilanz an das Finanzsystem

© Onpulson.de

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