Wirtschaftslexikon

Zero-Base-Budgeting

Definition: Was ist Zero-Base-Budgeting?

Als Zero-Base-Budgeting (Zu Deutsch: Nullbasisbudgetierung) ist eine Analye- und Planungsmethode für das Kostenmanagement im Unternehmen. Hierbei wird der Ansatz verfolgt, dass das Budget von Grund auf neu geplant wird.

Praxisbeispiel: So funktioniert Zero-Base-Budgeting

Das Spesenbudget eines Mittelständlers mit einstelligem Millionenumsatz wuchs in den letzten zehn Jahren im Schnitt jährlich um circa sechs Prozent. Das liegt auf jeden Fall klar über der Inflationsrate (schon dieser Umstand müsste zu denken geben). Also führt der Vertriebscontroller für den kleinen Bereich der Bewirtungsspesen ZBB ein. Er sagt zu den Verkäufern: »Rechnet einfach mal hoch, wie oft ihr eure Kunden im Jahr bewirten müsst, und multipliziert das mit dem Betrag, der euch vernünftig erscheint, um einen Kunden angemessen zu bewirten. Bitte kategorisiert dabei nach A-, B-, und C-Kunden.« Diese Rechnung würde ein Ausbilder nur ungern einem angehenden Bürokaufmann stellen, weil sie gar zu einfach ist.

Tatsächlich rechnet eine der sieben Verkaufsgruppen mit dieser Methode ihr Bewirtungsbudget um 30 Prozent herunter: Der Pro-Kunde-Betrag hatte sich in den letzten Jahren weit über die wirtschaftliche Notwendigkeit hinaus aufgebläht – eben einfach, weil man ihn ständig extrapoliert hatte. Das ist exakt die erstrebte Wirkung von Zero-Base-Budgeting. Bei den sechs anderen Verkaufsgruppen bricht die offene Revolte aus. Sechs Regionalleiter sagen mehr oder minder dasselbe: »Das können wir nicht. Wir können nicht von null auf rechnen. Wie soll denn das gehen? Wir brauchen doch eine Basis, wir brauchen die Vorjahreswerte, um überhaupt rechnen zu können!«

An dieser Stelle ist die Geschäftsleitung gefordert. Denn der Controller kann die Regionalleiter nicht anweisen, rechnen zu lernen. Diese Anweisung müsste die Geschäftsleitung geben. Dann müsste sie dafür sorgen, dass ein interner oder externer Trainer den Regionalleitern und ihren Verkäufern das Rechnen beibringt. Das tut die Geschäftsführung aber nicht.

Weil sie a) selbst nicht rechnen kann und Zero-Base-Budgeting nicht versteht und b) meint: »Lasst die Verkäufer in Ruhe, die haben’s schon schwer genug.«

Acht Monate später ist das Unternehmen verkauft. Ironischerweise von einem Konkurrenten, der seit fünf Jahren ZBB betreibt. Wer nicht rechnen kann, den bestraft das Leben. Nicht immer so hart wie in diesem Beispiel. Aber immer hart.

Lösung: Der Zero-Base-Budgeting Projektleiter

Daher: Ernennen Sie einen Zero-Base-Budgeting Projektleiter. Er soll sich einlesen und einlernen, ein gutes Training besuchen und mit einigen Anwendern sprechen. Wählen Sie den Projektleiter so aus, dass er gut mit Zahlen kann, sehr durchsetzungsstark und dabei diplomatisch ist und auch gut anderen in einfachen Worten die Methode nahe bringen kann (er oder sie braucht also Trainerkompetenz).

Dann starten Sie einen Pilotdurchgang mit einer Abteilung oder einem bestimmten Budget innerhalb einer Abteilung, das übersichtlich und klein ist. Die Erfahrungen in diesem Pilotprojekt benutzen sie, um Zero-Base-Budgeting nach der Salamitaktik scheibchenweise im ganzen Unternehmen einzuführen. Übrigens: Zero-Base- Budgeting ist eine hervorragende Methode zur Ausbildung eines starken Kostenbewusstseins im Unternehmen.

© Campus Verlag

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