Loyalität im Konfliktfall
Konfliktmanagement

Loyalität im Konfliktfall

Porträtfoto von Miriam Engel, Gründerin von loyalworks
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Die häufigste Brandursache in Unternehmen sind Konflikte. Wer das Gespür für Zwischenmenschliches hat, Emotionen kontrolliert einsetzen kann und emphatisch ist, gewinnt die Akzeptanz und Loyalität der Mitarbeitende. Dieser Artikel geht tiefer auf die Power Skill Konfliktfähigkeit ein und warum Führung sich daran anpassen muss.

Warum gibt es Organisationen? Weil es schlichtweg zu viele Möglichkeiten gibt, die organisiert werden wollen, um unpassende Optionen auszuschließen und den Fokus auf den Zweck, auf das Ziel auszurichten.

Es gibt Führungskräfte, weil auch durch das bestmögliches Organisieren nicht alles in „schöner Ordnung“ ist, gibt es Führungskräfte. Weil eben nicht alles geregelt und im Vorhinein geklärt werden kann. Im Alltagsgeschehen gibt es ständig Widersprüche, Paradoxien, Überraschungen und Abweichungen von der angestrebten Norm. Die unvorhersehbare Logik des Geschehens entzieht sich der Kontrolle. Hier setzt Führung an.

Führung gibt es, weil es Konflikte gibt

Der Einsatzort der Führung beginnt somit außerhalb der Routine. Wenn einem Unternehmen die Angebote aus den Händen gerissen und Ziele übertroffen werden, braucht es keine Führung, höchstens Management. In allen anderen Fällen, bei lahmenden Prozessen, Ratlosigkeit, Demotivation usw. muss Führung in die Verantwortung gehen. Das bedeutet, dass Führungskräfte praktisch von der Weggabelung, vom Dilemma, von der Bedrohung leben. Dann braucht es eine führende Hand.

Niklas Luhmann nannte Führungskräfte deshalb einmal „Lückenbüßer der Organisation“. Sie sind dran, wenn Themen nicht durch Regeln und Vorschriften zur Seite geräumt werden können, wenn Aufgaben mehrdeutig sind. Die Daseinsberechtigung von Führungskräften ist es, die Entscheidbarkeit von Konflikten zu sichern. Deshalb ist Führung entscheidend.

Im Kern der Führungsaufgabe steht schon seit jeher die Tätigkeit, Spannungsfelder zu bearbeiten. Es ist die Königsdisziplin zwischen Freiraum schaffen und Freiraum begrenzen. Doch wo früher „klare Kante“ gezeigt worden ist, muss die Führung heute auf Mehrdeutigkeiten umgestellt werden. Damit kommt es zu einer Höherbewertung dessen, was nur der Mensch für ein Unternehmen leisten kann: Nur der Mensch kann die Perspektiven wechseln und Mehrdeutigkeiten situativ entscheiden. Nur der Mensch kann mit Widerspruch umgehen, ist zur Ambiguitätstoleranz fähig.

Ganz besonders gilt das für die Auseinandersetzung um den „richtigen“ Unternehmensweg, die Strategie. Werden die Veränderungen auf den Märkten schnell und direkt in eine gut aufgestellte Organisation hineingetragen, wird der Wandel auf natürliche Weise zugelassen – man muss ihn nicht künstlich implementieren. In der Regel beobachtet man jedoch, dass Veränderung in den Unternehmen auf Menschen und Strukturen prallt, die sich eher nach Stabilität und Ordnung ausrichten. Das führt automatisch zu Konflikten. Deshalb müssen sich Führungskräfte über den rechten Weg des Unternehmens auseinandersetzen.

Die Zukunftsfähigkeit steht auf dem Spiel

„Entdecke die Möglichkeiten!“ muss es lauten; nicht: „Benenne die Unmöglichkeiten.“ Voraussetzung für die zukunftsfähige Auseinandersetzung ist, Ungewissheit und Mehrdeutigkeit als Grundbedingungen auszuhalten. Lassen Sie sich nicht von scheinbar eindeutigen Lösungen, dauerhaften Entscheidungen und Glaubensbekenntnissen verführen, sondern bleiben Sie offen für Umkehrbarkeit!

Wenn etwas nicht funktioniert, ändern Sie Ihr Verhalten. Falsch ist, aus Furcht vor dem Scheitern nichts zu tun oder aus Angst vor dem Gesichtsverlust immer weiter in eine Richtung zu marschieren, obwohl sie sich längst als Sackgasse herausgestellt hat. Nichts ist alternativlos.

Mit Blick auf die Mitarbeitenden kommt etwas Neues hinzu. Um die Entscheiderrolle auszufüllen, lebte Führung seit Gedenken vom Amtscharisma; der Aura einer geheimnisvollen Mischung aus Triumphgeschichte, Ausstrahlung und Erfahrung. Das erfolgsrelevante Wissen verändert sich jedoch in so hoher Geschwindigkeit, dass, was gestern galt, ist heute alt. Wissen ist nicht mehr vertikal gespreizt (hierarchisch gesehen oben mehr, unten weniger), sondern horizontal. Deshalb sollte auch dort entschieden werden und nicht mehr nur durch die Führung.

Führung muss sich neu definieren

Das führt zu einem neuen Fundament für Führung: Die Basis von Führung ist heute nicht mehr überlegene Sachkompetenz, sondern die Anerkennung der Geführten. Das öffnet der Disruption die Tür, denn man kann sich nur auf etwas stützen, das Widerstand leistet. Führung muss funktionalen Streit organisieren: „Danke, dass Sie meine Aufmerksamkeit auf dieses Problem richten!“ An diese Haltung dürfen sich manche Führungskräfte noch gewöhnen. Und gleichzeitig wird es der einzige, zukunftsfähige Weg sein, um uns weiterhin von KI-gestützten Prozessen abzuheben. Abschliessend eine Frage: Wie stehen Sie zum Konflikt?

Bildnachweis: ©istockphoto.com/metamorworks

Über den Autor

Porträtfoto von Miriam Engel, Gründerin von loyalworks

Miriam Engel Miriam Engel ist Kommunikationswirtin, Marketingkauffrau und seit 2011 freiberuflich tätig. Sie absolvierte Weiterbildungen als Coach (NLP) und DNLA-HR-Beraterin. Fokus ihrer Arbeit ist die Führungsentwicklung und die Mitarbeiterkommunikation. Mit der Managementberatung loyalworks® berät und betreut sie Betriebe, die ihre Mitarbeiter nachhaltig binden und passende Kandidaten fürs Unternehmenswachstum gewinnen wollen.  www.loyalworks.de
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