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Unternehmensführung

Interview mit Linklift-Gründer Chris Schagen: „Man muss ein reales Problem identifizieren und lösen!“

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Chris Schagen, Gründer des Online-Marktplatzes LinkLift, spricht über Unternehmensstrategie, Imageprobleme deutscher Gründer sowie die amerikanische Dot.com-Szene.

Onpulson.de: Herr Schagen, Sie haben im August 2006 das Unternehmen LinkLift Ltd. gegründet. Bitte klären Sie unsere Leser auf, was LinkLift genau macht.

Chris Schagen: LinkLift ist ein Marktplatz für Textlinks. Wir machen das Kaufen und Verkaufen von themenrelevanter Textlink-basierter Werbung einfach. Textlinks sind eine innovative Werbeform, die sehr gezielt Traffic erzielen. Und je besser das Targeting des Traffics ist, desto höher sind i.d.R. die Conversion-Rates. Ein Plus kann sein, dass die Textlinks zur Verbesserung der Linkpopularität beitragen.

Textlinks sind doch auch sehr alte Werbeformen. Noch bevor das Tracking erfunden wurde, hat man im Web mit statisch verlinkten Bannern und ähnlichem geworben. Dann kam die Zeit des Trackings, als gerade nach dem zerplatzen der Blase die Bedeutung des ROI alles Andere überragte. Inzwischen verwenden die meisten Webseiten irgendeine Form von Webanalytics Lösungen oder Logfile Analysen. Auf diese Weise kann dann das Tracking auf einer anderen Ebene erfolgen – und die Werbemittel können wieder zurück zu den Ursprüngen.

Onpulson.de: Wer sind zur Zeit Ihre direkten Wettbewerber am deutschen Markt?

Chris Schagen: In Deutschland steht LinkLift vor allem mit Teliad im Mittbewerb.

Onpulson.de: Wodurch unterscheidet sich LinkLift von diesen? Was macht Ihr Unternehmen einzigartig?

Chris Schagen: LinkLift macht für jede Webseite eine umfassende Qualitätsprüfung. Tatsächlich lehnen wir 80% der Seiten, welche Links über LinkLift vermarkten möchten, ab. Wir versuchen uns ausschließlich, auf Webseiten zu konzentrieren, die Ihren Besuchern einen großen Nutzen stiften. Das heißt im Klartext, dass die Seiten mit originärem Content versehen sind, häufige Pflege und Aktualisierung der Seiten vornehmen und aktive an den Diskussionen und Verlinkungen des Webs teilnehmen.

Weiterhin nehmen wir eine neutrale Bewertung der Textlink-Preise vor. Der Markt war zuvor davon geprägt, das die Preisfindung sehr informell von statten ging – gewiefte Werbetreibende konnten z.T. für Kleckerbeträge hochwertige Links von arglosen Webmastern ergattern, andere Webmaster verlangten Mondpreise für allenfalls mittelmäßiges Inventar. Dadurch, dass wir als Mittler zwischen Werbern und Publishern auftreten, versuchen wir beide Interessenlagen fair zu berücksichtigen.

Onpulson.de: Innerhalb eines Jahres haben Sie LinkLift zu einem wachstumsstarken Dot-Com Unternehmen ausgebaut, das mittlerweile 12 Mitarbeiter hat. Was waren für Sie die größten Herausforderungen in dieser Zeit?

Chris Schagen: Wachstumstarkt ist relativ. Im Vergleich zu den Wachstumspfaden der großen Social Networks sind wir sicherlich auf einem beschaulichen Pfad unterwegs, wenngleich wir uns sicherlich nicht beklagen möchten. Große Herausforderungen liegen im wesentlichen in der Priorisierung der anstehenden Aufgaben. Viele Dinge sind wichtig, nur wenige können zugleich umgesetzt werden, und einen Tod muss man immer sterben. Das kann manchmal weh tun.

Onpulson.de: Wie finanzieren Sie das Wachstum?

Chris Schagen: Wir haben eine Finanzierung von einigen hochkarätigen Privatpersonen aus der Marketing Branche.

Onpulson.de: Verraten Sie uns, schreibt LinkLift bereits schwarze Zahlen?

Chris Schagen: LinkLift schreibt noch keine schwarze Zahlen. Wir haben bewusst Wachstum unserem Qualitätsansprüchen untergeordnet – wie bereits geschildert, 80% der Vermarktungsanfragen lehnen wir ab. Wir sind jedoch zuversichtlich, in der zweiten Jahreshälfte operativ den Break-even zu erreichen.

Onpulson.de: Vor 6 Jahren haben Sie Ihr erstes Start-up Mundwerk, ein Lösungsanbieter für Sprachcomputer, mit mäßigem Erfolg gegründet. Inwiefern konnten Sie die dort gesammelten Erfahrungen für Ihre zweite Gründung nutzen?

Chris Schagen: Mäßiger Erfolg ist relativ. Kurz nachdem wir die Firma verkauft hatten, wurde Mundwerk durchaus erfolgreich, nur hatten wir Gründer leider nichts mehr davon. In jedem Falle war die Erfahrung sehr wertvoll und fließt in vielfältiger Weise in LinkLift ein.

Onpulson.de: Behaupten Sie von sich, Sie sind ein erfolgreicher Unternehmer? Wenn ja, welche Eigenschaften machen Sie zu einem solchen?

Chris Schagen: Ketzerisch gesprochen ist die Maßzahl für Erfolg in der öffentlichen Wahrnehmung das verdiente Geld, und da würde ich bislang auf bescheidenen Erfolg zurückblicken – gerade wenn man das etwa mit den ehemaligen Mundwerk Praktikanten wie Lukasz Gadowski oder Michael Brehm vergleicht, die mit Ihren eigenen Unternehmen vermögend geworden sind.

Wichtig ist aber denke ich, dass man seine persönlichen Ziele im Auge behält und sich nicht von den Höhen und Tiefen des Unternehmerdaseins unterkriegen lässt. Auch stellt sich mit der Zeit eine gewisse Gelassenheit gegenüber der Verantwortung ein, die man jeden Tag mit sich herum trägt.

Onpulson.de: Was können Sie anderen Gründern aus der Internetbranche empfehlen, um heut zu Tage ein Dot.com erfolgreich am Markt zu positionieren?

Chris Schagen: Man muss ein reales Problem identifizieren und lösen. Und das Problem muss so groß sein, dass sogar das grundsätzlich eher faule Gewohnheitstier Mensch sich die Mühe macht, sich dieser Problemlösung anzunehmen.

Onpulson.de: Laut einer neuen Studie des „Mittelstandsbarometers” haben deutsche Unternehmensgründer insbesondere mit Imageproblemen in der Öffentlichkeit zu kämpfen – Gründertum wird überwiegend als fragwürdig betrachtet. Können Sie das Ergebnis dieser Studie anhand Ihrer eigenen Erfahrungen bestätigen?

Chris Schagen: Diese Meinung kann ich für Deutschland zum Teil bestätigen. Grundsätzlich ist die öffentliche Meinung eher bösgläubig vom Misserfolg einer Unternehmung überzeugt. In den USA ist das genau umgekehrt. Mir persönlich war in meiner Zeit in den USA dieser grenzenlose Optimismus und die Verehrung der Unternehmer drüben fast schon unheimlich.

Onpulson.de: Gibt es signifikante Unterschiede in Bezug auf die deutsche und amerikanische Unternehmermentalität? Wenn ja, welche?

Chris Schagen: Ja, die gibt es. Die Amerikaner gründen viel aggressiver, die Einsätze sind höher, der Wettbewerb ist schärfer. Im Silicon Valley muss man in vielen Bereichen eine große Finanzierung aufnehmen, weil jeder mit jedem spricht und Ideen von zahlreichen erfahrenen Gründerteams zugleich angegangen werden, und man – wenn man nicht klotzt – sofort untergebuttert wird. Weiterhin gehen Amerikaner gewagtere Deals ein, und sind wesentlich aggressiver in der Öffentlichkeitsarbeit – klappern gehört zum guten Ton.

Das Stereotyp des Deutschen Gründers ist eher der bescheidene Tüftler, der keine großen Reden schwingt, sondern in seiner kleinen Werkstatt die Maschine von Morgen zusammen schraubt.

Onpulson.de: Wie die meisten Internetunternehmen steht auch LinkLift in einer starken Abhängigkeit zur Marktmacht Google. Fürchten Sie den Tag X an dem Google der Linkpopularität eine geringere oder sogar gar keine Bedeutung mehr zukommen lässt? Ist LinkLift für diesen Tag gerüstet?

Chris Schagen: Suchmaschinen allgemein ändern ständig Ihre Algorithmen, und so müssen auch wir davon ausgehen, dass wir – wie viele andere auch – uns als Internetunternehmen ständig weiterentwickeln müssen, um mit der allgemeinen Entwicklung mitzuhalten. Was neue Ideen und Produkte in der Entwicklung angeht, denke ich, sind wir ganz gut gerüstet.

Onpulson.de: Matt Cutts, ein Mitarbeiter der für die Qualität der Suchergebnisse von Google verantwortlich ist, schrieb am 14. April 2007 in seinem Blog, dass Google an einer neuen Technik zum Aufspüren von Paid-Links arbeitet. Haben Sie eine „Beruhigungspille” für besorgte Webmaster und Linkkäufer?

Chris Schagen: Zuerst einmal möchte ich meinen Unmut über diese Entscheidung der besagten Suchmaschine ausdrücken. Der Kauf und Verkauf von Textlinks ist nach wie vor eine sehr weit verbreitete Praxis – im übrigen auch schon lange vor und ganz unabhängig von LinkLift. Denn Textlinks bestechen als effizientes Werbemittel auch ganz ohne dass man die Suchmaschinen im Visier hat.

Letztlich laufen jedwegliche Interessen einer Suchmaschine darauf hinaus, eine hohe Qualität der Suchmaschinen-Ergebnisse zu erzielen, damit die Nutzer das finden was Sie suchen und nicht zur Suchmaschinen-Konkurrenz abwandern. Und dieses ist legitim.

Als Schlussfolgerung für einen Webmaster kann daraus geschlossen werden, dass die Art und der Umfang der bezahlten Links eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Aus diesem Grund empfehlen wir Webmastern schon seit langem:

  • als Werber nur Webseiten anzunehmen, die wirklich starken Content vorweisen können, welcher den Nutzern erheblichen Wert stiftet.
  • als Werber nur Webseiten anzunehmen, die wirklich themenrelevant sind und dem eigenen Nutzer Wert stiften.
  • sich in der Anzahl der vermarkteten Links zurückzuhalten und auf ein gesundes Verhältnis achten: Eine qualitativ hochwertige Webseite, mit tausenden von Dokumenten, tausenden von eingehenden Links und auch tausenden von ausgehenden Links fügt mit drei, vier oder fünf verkauften Links dem Internet sicherlich keinen Schaden zu.

Onpulson.de: Stellen Sie sich vor, der größte Textlinkbroker Text-Link-Ads kommt morgen auf Sie zu und möchte LinkLift aufkaufen. Würden Sie sich darauf einlassen oder ein Angebot grundsätzlich ablehnen, da Sie der Typ von Unternehmer sind, der ein Wachstum in Eigenregie einer Übernahme bevorzugt?

Chris Schagen: Letztlich ist diese Frage eine sehr akademische. Bei Übernahmen jedweglicher Art kommt es vor allem auf die Beweggründe an. Kann man durch eine Transaktion einen größeren Kuchen für alle beteiligten schaffen oder nicht.

Onpulson.de: Die Internetbranche lässt sich aktuell durch eine Vielzahl teurer Übernahmen sowie fast täglich neuer Web 2.0 Angebote kennzeichnen. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein? Steht uns das Platzen einer neuen Blase bevor?

Chris Schagen: Der Unterschied zur letzten Hoch-Phase ist heute sicherlich, dass viele Webseiten durch Werbung Geld verdienen können und die Eintrittskosten durch den technologischen Fortschritt erheblich gesenkt wurden.

Aber nach jeder Hoch-Phase kommt auch wieder ein Tief, und wenn dann als erstes wieder die Marketing Budgets gekappt werden, wird auch die Werbe-Quelle weniger ergiebig sprudeln, und viele Unternehmen mit grenzwertiger Profitabilität werden es nicht packen. Dies ist aber letztlich ein ganz normaler Aussortierungsvorgang, der zu einer Gesundung beiträgt.

Onpulson.de: Abschließend möchten wir Sie noch bitten, eine kurze Einschätzung zu den wirtschaftlichen Zukunftsaussichten der folgenden Internetunternehmen zu geben: Youtube, Mister Wong, Xing, Teliad, Spreadshirt, Hitflip, Lycos, LinkLift und StudiVZ.

Chris Schagen:

  • Youtube
    Viele loyale Nutzer, inwieweit der stolze Kaufpreis wieder eingespielt werden kann wird sich noch zeigen.
  • Mister Wong
    Vielversprechend. Für Wong wird es wichtig werden, in breitere Nutzerschichten zu kommen, und nicht nur die Linkerati und Early Adopter anzusprechen.
  • Xing
    Extrem vielversprechend. Was Lars Hinrichs da auf die Beine gestellt hat verdient alle Achtung. Ist noch ganz am Anfang.
  • Teliad
    Zum Mitbewerb möchte ich mich gerne nicht äußern. Ich bitte um Verständnis.
  • Spreadshirt
    Shirts werden immer gebraucht. Hatte mir Lukasz schon 2003 erklärt, und ich hielt es damals für Unsinn, aber Recht hat er.
  • Hitflip
    Ein clevers Unternehmen in einem sehr schönen Nischenmarkt. Persönlich habe ich nie getauscht, aber die Flohmärkte der Nation können nicht irren. Und solange unser Urheberrecht ist wie es ist, wird es ein schöner Markt bleiben.

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