
So werden Sie als Berater oder Trainer zum Star unter Kollegen
Mit Ironie und Witz gibt Bernhard Kuntz 14 hilfreiche Tipps, wie Sie „der Größte“ Berater und Trainer aller Zeiten werden. So sollten Sie z.B. stets über Ihren vollen Terminkalender klagen oder einfach sagen, Sie brauchen keine Werbung. Denn bei Ihnen läuft schließlich alles über Empfehlung!
- Wählen Sie irgendein relativ allgemein interessantes Thema: Also nicht Instandhaltung oder Prozessoptimierung, sondern zum Beispiel „Motivation“ oder „Erfolg“. Wie viel Ahnung Sie davon haben, ist egal. Lassen Sie dann ein, zwei Artikel schreiben, unter oder in denen steht, Sie seien „der führende Experte für …“. Suchen Sie anschließend einen unbedarften Redakteur, der dies publiziert. Notfalls schalten Sie eine bezahlte Textanzeige. Dann können Sie fortan auf all Ihre Werbeunterlagen schreiben „… ist der führende Experte für … (laut Aussagen der Zeitschrift …)“
- Basteln Sie sich eine spannende Biografie: Schreiben Sie zum Beispiel, dass Sie schon mit 16 Jahren Unternehmer waren – selbst wenn Sie nur Zeitungen ausgetragen haben. Und wenn Sie mehrere Monate Leiter einer Reinigungskolonne waren? Dann schreiben Sie: „…. war mehrere Jahre erfolgreicher Top-Manager bei einem internationalen Konzern.“
- Benutzen Sie starke Worte, um eine starke Wirkung zu erzielen: Versprechen Sie Ihren Kunden also, sie zum Beispiel in „die neusten Erkenntnisse der Hirnforschung“ oder „die Erfolgsgeheimnisse der Spitzenmanager“ einzuweihen – selbst wenn Sie diese nicht kennen. Und denken Sie stets daran: Wirklich wichtig ist nicht das, was Sie sagen, sondern das, was Sie zwischen den Zeilen andeuten – zum Beispiel, dass Sie Ferdinand Piëch coachen, selbst wenn Sie ihn nur aus der Zeitung kennen.
- Als Top-Trainer oder -Berater steht Ihnen ein Top-Honorar zu: Sagen Sie also als Aufsteiger in den Trainer-Olymp, Ihr Tagessatz betrage 5000 Euro – auf keinen Fall weniger. Und steigern Sie dann dieses verlautbarte Honorar Jahr für Jahr um ein, zwei Tausend Euro – selbst wenn dieses faktisch kein Kunde zahlt. Ihre Trainerkollegen werden es Ihnen trotzdem glauben, solange Sie sich mit einem entsprechenden Habitus umgeben.
- Klagen Sie möglichst oft und laut über Ihren vollen Terminkalender: Vereinbaren Sie mit Berufskollegen grundsätzlich nur Termine in zwei, drei Monaten. Und bei potenziellen Kunden, die Sie dringend kurzfristig sprechen möchten. Die bitten Sie um zwei, drei Terminvorschläge. Danach würden Sie schauen, ob Sie einen Termin wieder freischaufeln können (was selbstverständlich gelingt).
- Sie geben als Top Berater kein Geld für Werbung aus: Sagen Sie jedem, der es hören und nicht hören möchte: „Ich gebe kein Geld für Werbung aus. Das habe ich nicht nötig.“ Dass Sie statt dessen 20, 50 oder gar 100 Tausend Euro pro Jahr für das Schreiben-lassen von Artikeln und Büchern, das Drehen-lassen von Werbefilmen sowie für Ihre Online-Aktivitäten ausgeben, muss ja niemand wissen.
- Kleiden Sie sich Ihrer Position angemessen: Tragen Sie nur feinstes Tuch und von Hand gefertigte Schuhe. Und lassen Sie in Gespräche regelmäßig einfließen, bei welcher englischen Manufaktur Sie Ihre Treter maßschneidern lassen.
- Verfassen Sie ein, zwei Bücher oder lassen Sie diese schreiben: Denn danach können Sie sich „Bestseller-Autor“ nennen, selbst wenn das Buch nur Ihre Schwiegermutter kaufte. Denn ab wann ein Buch ein Bestseller ist, weiß niemand.
- 9.Schicken Sie von Ihren Büchern Geschenkexemplare an Prominente aus Politik und Wirtschaft. Dann erhalten Sie gewiss einige von den Vorzimmerdamen im Namen der Promis verfasste Dankesschreiben zurück, in denen auch ein, zwei warme Worte über Ihr Buch stehen. Diese Aussagen können Sie für Ihre Werbeunterlagen nutzen.
- Gründen Sie mit Kumpels einen Verband oder etwas Vergleichbares: Der Hauptzweck des Verbandes sollte es sein, Preise und Auszeichnungen zu verleihen. Verleihen Sie sich diese reihum, denn es macht sich in Ihren Werbeunterlagen gut, wenn dort zum Beispiel steht – „ausgezeichnet mit dem Speaker-Preis Gold 2009“ oder „Entrepreneur des Jahres 2009“. Wer den Preis verlieh und was die Kriterien hierfür waren, ist piepegal; Hauptsache, Sie haben den Preis.
- Besuchen Sie regelmäßig Benefizgalen: Zum Beispiel von Madame Ohoven. Und lassen Sie sich dort mit den als Zugpferden eingekauften Prominenten ablichten, damit Sie die Fotos auf Ihre Webseite stellen können. Dass Sie für das Shake-hands zum Beispiel mit Bill-Clinton 10 000 Euro Eintrittsgeld gezahlt haben, muss ja niemand wissen.
- Denken Sie stets daran – Sie gehören zur Elite: Verhalten Sie sich also auch elitär. Stauchen Sie bei öffentlichen Auftritten zum Beispiel das Hotel- und Servicepersonal regelmäßig zusammen – selbst wenn kein Anlass besteht. Und dies so laut, dass möglichst viele Umstehende registrieren: Herr/Frau Wichtig ist da.
- Leasen Sie oder leihen Sie sich ein Auto der obersten Luxusklasse: Parken Sie dieses bei öffentlichen Auftritten gut sichtbar vor dem Haupteingang – am Besten im absoluten Halteverbot, also zum Beispiel in der Feuerwehreinfahrt. Das machen fast alle (männlichen) Trainer, die einen Gurustatus haben.
- Meistern Sie Ihre öffentlichen Auftritte souverän: Als Star haben Sie wenig Zeit und als Vordenker wenig Muße, sich mit den Widrigkeiten des Alltags zu befassen. Gestalten Sie Ihre öffentlichen Auftritte deshalb möglichst als Vorträge, so dass Ihnen die Teilnehmer keine Zwischenfragen stellen können und reisen Sie danach sofort ab. Und wenn es einem Teilnehmer, weil Sie unachtsam waren, trotzdem mal gelingen sollte, eine Frage aus seinem Arbeitsalltag zu stellen, dann geben Sie diese zurück ans Plenum. Irgendein Teilnehmer wird schon eine Antwort wissen. Und wenn nicht? Dann sagen Sie: „Es ist Ihr Job, sich hierüber Gedanken zu machen. Dafür werden Sie bezahlt.“
Dieser Artikel ist schon mit ironischem Unterton geschrieben worden, hoffe ich. Weil auf der einen Seite ist es tragischerweise bei so vielen so wahr, aber noch schlimmer könnte ich mir vorstellen, dass viele andere es jetzt probieren …
Wie wäre es wenn Leute sich endlich ausbilden und etwas kompetentes sagen anstatt immer nur angeben. Letztendlich können Sie so oft und viel „vortäuschen“ wie Sie wollen. Es ändert nichts wenn Sie vor einem gelangweilten Publikum stehen.
Viel Erfolg wenn Sie zu dieser Methode zurückgreifen. Ich hoffe, ich muss nicht zuhören.
Wenn das tatsächlich nicht ernst gemeint ist, dann bravo – gut erkannt!
Elf, der Artikel ist auf alle fälle mit ironischem Unterton geschrieben worden. Steht auch im ersten Satz.
Wenn man so will, kann man sagen, dass dieser MEschentyp einem im Berufsleben immer wieder begegnet. Mal mehr ausgeprägt, mal weniger. Insbesondere gibt es solche Angeber m.E. insbesondere in der Finanzbranche, im Marketing und in der Politik und in München. Oftmals ist vieles mehr Schein als Sein!