Mit diesen Problemen werden Unternehmen bei der Digitalisierung konfrontiert
Mittelstand

Mit diesen Problemen werden Unternehmen bei der Digitalisierung konfrontiert

Michael Märtin
Am

Die Digitalisierung ist in vielen mittelständischen Unternehmen angekommen, schreitet aber nur langsam voran. Oft sind eine ungenügende Planung und Fehler bei der übereilten Einführung von Technologien und Methoden die Gründe dafür, dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine große Lücke klafft.

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich: Es gibt einige zentrale Probleme und Hürden, die den Erfolg der Digitalisierung langfristig hemmen. Welche das sind und wie Unternehmen sie umgehen können, wird im Folgenden erläutert.

1. Verloren im Konzeptdschungel

Digitalisierungsprojekte sind hochkomplex, da sie – oftmals bereichs- oder sogar unternehmensübergreifend – etablierte Strukturen und Prozesse nachhaltig verändern. Ohne geeignete Digitalstrategie besteht die Gefahr, dass Unternehmen ihre Ziele aus den Augen verlieren und sich letztendlich in einer Sackgasse wiederfinden. Zu viel Planung kann sich aber auch als Bumerang erweisen: Häufig versuchen die Verantwortlichen, schon in der Konzeptphase alle Eventualitäten zu berücksichtigen und entziehen sich damit selbst jeglichen Spielraum. Das Konzept wird zum Monster, die Mitarbeiter fühlen sich überfordert, und das Projekt scheitert schon vor der Umsetzung an seiner Komplexität.

Stattdessen empfiehlt sich eine agile Herangehensweise: Unterteilen Sie die Digitalstrategie in kleine Schritte, die sie zügig umsetzen. Erste Erfolge motivieren, und im weiteren Projektverlauf sind Schwachstellen nach und nach erkenn- und lösbar.

2. Fehlende digitale Unternehmenskultur

Der Versuch, eine Datenstrategie von oben oder außen aufzuzwingen, kann nicht funktionieren. Für einen erfolgreichen Wandel hin zur Digitalisierung müssen letztendlich alle Mitarbeiter gemeinsam am digitalen Strang ziehen. In der Praxis beginnen derartige Projekte häufig auf Anraten des Managements, einzelne Fachabteilungen oder die IT übernehmen die Umsetzung, ohne jedoch ausreichend über die Hintergründe informiert zu sein. So verlieren sich die Maßnahmen bei der Digitalisierung in Zuständigkeiten und Details, weil jede Gruppe ihre eigenen Baustellen hat und man eher gegeneinander als miteinander arbeitet.

Der Worst-Case: Das Projekt versandet komplett. Um das zu vermeiden, sollten Sie eine klare Vision für das gesamte Unternehmen entwickeln – und entsprechend kommunizieren. Beziehen Sie alle Mitarbeiter von Anfang an ein, indem Sie ihnen verständlich erklären, wie Data-Driven Thinking ihren Arbeitsalltag vereinfachen kann. Um den digitalen Wandel im gesamten Unternehmen mental zu verankern, sind Investitionen in die fachlichen Skills der Mitarbeiter, etwa durch Online-Seminare, ein gangbarer Weg.

3. Die Daten bleiben im Tresor

Historisch gewachsen, steht in vielen Unternehmen der absolute Schutz der Daten vor Missbrauch im Vordergrund. Verwehrt man Mitarbeitern jedoch den freien Zugriff auf wichtige Informationen, ist ein datengetriebenes Arbeiten unmöglich. Führen Sie stattdessen eine konsequente Berechtigungsstrategie im Umgang mit den Daten ein. Dies bedeutet keinesfalls, die Datenschutzanforderungen zu ignorieren oder sensible Daten offenzulegen. Im Gegenteil: Durch ein sorgfältig geplantes Rechte- und Rollenkonzept machen Sie Ihren Mitarbeitern die benötigten Informationen zugänglich und beugen gleichzeitig einem eventuellen Datenmissbrauch vor.

Bei der praktischen Umsetzung ist Vorsicht geboten: Die einzelnen Systeme Ihrer IT-Landschaft bieten zahlreiche Zusatzfunktionalitäten, die sich für Digitalisierungsaufgaben eignen. In der Regel verfügen sie auch über eine vorinstallierte Rechteverwaltung. Oberflächlich gesehen, erscheint eine Nutzung der vorhandenen Systeme sinnvoll, da es der vermeintlich günstigste Weg zu datengetriebenem Arbeiten ist. Allerdings gibt es einen besseren Weg.

4. Die falschen Systeme für die richtigen Aufgaben

Jede handelsübliche Softwarelösung hat integrierte Digitalisierungsfunktionen: Das CRM-System stellt Reports aus Kundenanalysen bereit, das PIM-System lässt sich mit Kundendaten erweitern, und das ERP-System wird um Felder für Marketingdaten ergänzt. Im schlimmsten Fall bringen Mitarbeiter zusätzliche Excel-Listen ins Spiel. Bei allen Anwendungen kommen eigene Rechte- und Rollenkonzepte mit unterschiedlichen Login-Daten zum Tragen.

Der Nachteil: Es entstehen zahlreiche uneinheitliche Silos aus möglicherweise doppelten oder fehlerhaften Daten, was es nahezu unmöglich macht, datenbasierte Erkenntnisse zu gewinnen. Nutzen Sie besser jedes System gezielt dafür, wofür es gedacht ist, aber sorgen Sie gleichzeitig für eine gute Kommunikation der Systeme untereinander, etwa über Schnittstellen, einen Enterprise-Service-Bus oder Microservices. Ein nachgeschaltetes Data-Warehouse fungiert als alleiniger Datenpool, auf den alle Analyse-Tools für Dashboards und Reports zugreifen. Nutzen Sie die feingranulierte Rechteverwaltung dieser Tools, stellen Sie sicher, dass alle Daten gleichermaßen vor Missbrauch geschützt sind.

5. Mangelnde Datenqualität

Die Datenqualität spielt eine entscheidende Rolle für eine erfolgreiche Datennutzung. Gerade am Beginn des Prozesses bei der Digitalisierung fällt vielen Unternehmen auf, dass die Qualität ihrer Daten unzureichend ist. Es ist wichtig, dies zu erkennen, sich aber davon nicht ausbremsen zu lassen. Beginnen Sie Ihre Veränderung zum datengetriebenen Unternehmen trotzdem und optimieren Sie Ihre Daten im Verlauf des Transformationsprozesses. Die Datenqualität verbessert sich stetig, wenn Sie Optimierungs-Tools verwenden und dank verlässlicher Reports erste Erfolge feiern – ganz im Sinne einer agilen Vorgehensweise bei der Umsetzung der Digitalstrategie.

Der Leitfaden „Der Weg zum datengetriebenen Unternehmen – Ideen für den Mittelstand“ zum kostenlosen Download.

Foto/Thumbnail: ©nils.ackermann.gmail.com/Depositphotos.com

Über den Autor

Michael Märtin

Michael Märtin 1994 war Michael Märtin Mitbegründer und ist seitdem Geschäftsführer der atlantis media GmbH, einer Agentur für digitale Geschäftsprozesse und moderne E-Commerce-Systeme. Während die Kernthemen zunächst die Entwicklung und der Vertrieb von Branchenlösungen waren, erweiterte Märtin das Portfolio rund um die Themen Internet, E-Commerce und digitale Geschäftsprozesse. Heute ist das Unternehmen mit Firmensitz in Hamburg ein moderner Internet-Dienstleister mit über 30 Mitarbeitern.
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