Wirtschaftslexikon

Fundamentalanalyse

Definition: Was ist die Fundamentalanalyse?

Die Fundamentalanalyse befasst sich damit, den fairen und den tatsächlichen Wert einer Aktiengesellschaft zu ermitteln. Fundamentale Daten werden nach wie vor als wichtiger Bewertungsmaßstab für Aktiengesellschaften angesehen, da man aus aktuell verfügbaren Informationen Prognosen über die zukünftige Entwicklung des Börsenkurses ableiten kann.

Bei der Fundamentalanalyse wird zwischen den internen und externen Daten eines Unternehmens unterschieden:

Interne Daten liefern direkte Informationen aus dem Unternehmen, wie beispielsweise Bilanzen mit ihren Kennzahlen, Auftragseingänge oder die Vermögensstruktur. Es handelt sich hierbei um betriebswirtschaftliche Daten.

Externe Daten geben dagegen Aufschluss über die erwartete konjunkturelle und branchenspezifische Entwicklung oder über allgemeine Zins- und Gewinnerwartungen, also Informationen, die nicht aus dem einzelnen Unternehmen resultieren, sondern die allgemeine Marktlage widerspiegeln. Es handelt sich hierbei um volkswirtschaftliche Daten.

Wichtige Kennziffern der Fundamentalanalyse

1. Geschäftsbericht

Der Geschäftsbericht enthält die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung, den Anhang und den Lagebericht und ist deshalb so bedeutsam für den Aktionär, da Vorschriften des Handelsgesetzbuches eine neutrale Betrachtung ermöglichen.
Aus dem Geschäftsbericht lassen sich wichtige Kennzahlen errechnen. Er legt den Anteilseigner und der interessierten Öffentlichkeit Rechenschaft über das vergangene Geschäftsjahr ab.

2. Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das KGV ist eines der wichtigsten Kennzahlen der Fundamentalanalyse. Die Kennzahl gibt an, in wie viel Jahren das Unternehmen bei gleich bleibendem Gewinn seinen Börsenwert verdoppelt hat.

Das KGV bietet dem Anleger die Möglichkeit, die Aktie eines Unternehmens mit denen anderer Unternehmen zu vergleichen d. h., es lässt sich daran erkennen, ob eine Aktie über- oder unterbewertet ist.

Allerdings sollte beachtet werden, dass die KGV einzelner Branchen wie etwa der Technologie- oder der Internetbranche generell höher sind, als beispielsweise die aus der Automobilbranche. Deshalb ist es oft sinnvoller, nur Aktien innerhalb der selben Branche miteinander zu vergleichen.

Die Formel zur Berechnung des KGV lautet:

KGV = Aktueller Aktienkurs / Ergebnis pro Aktie

Beispiel: Liegt der Kurswert einer Aktie bei 100 Euro und der Gewinn des Unternehmens beträgt 10 Euro, so ergibt sich ein KGV von 10. Dabei gilt die Grundregel: Je niedriger das KGV, um so attraktiver ist die Aktie!

Die Zahlen für die Berechnung des KGV stammen aus der Vergangenheit, wobei an der Börse jedoch die Zukunft gehandelt wird. Deshalb nehmen viele Analysten zusätzlich den erwarteten Gewinn für das nächste Geschäftsjahr in Ihre Schätzungen mit auf. Allerdings sollte man hierbei vorsichtig sein, da Gewinnerwartungen nicht immer eingehalten werden können, und eine Aktie dadurch ein höheres KGV erhalten könnte, als vorgesehen.

3. Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis als eine weitere Kennziffer der Fundamentalanalyse gibt das Verhältnis des aktuellen Aktienkurses zum Buchwert je Aktientitel wieder. Ein niedriges KBV kann somit auf eine Unterbewertung der Aktiengesellschaft hindeuten.

Um das KBV mit folgender Formel zu ermitteln, benötigen Sie zunächst die aktuellen Bilanzzahlen der Geschäfts– oder Quartalsberichte der zu analysierenden Aktiengesellschaft.

Ausgewiesenes Eigenkapital
+ 50 % des Sonderposten
– Geschäftswert
– Dividendenausschüttung
– Anteile anderer Gesellschafter
= Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Als alleinige Bewertungskennziffer für die Aktienanalyse ist das KBV ungeeignet. Vielmehr sollten man auch ein Augenmerk auf andere Kenziffern wie beispielsweise den Cash-Flow oder die generellen Zukunftsaussichten des Unternehmens werfen.

4. Dividende

Die Dividende ist der auf eine einzelne Aktie entfallende Anteil des ausgeschütteten Gewinns einer Aktiengesellschaft. Die Ausschüttung findet in Deutschland in der Regel einmal jährlich, im Ausland häufig auch quartalsweise statt. Die Dividende ermöglicht ebenfalls einen Vergleich gegenüber anderen Unternehmen der gleichen Branche. Die Dividende pro Aktie lässt sich anhand der folgenden Formel ermitteln:

Dividende pro Aktie = Ausgeschütteter Gewinn / Anzahl aller Aktien

Beträgt der Gewinn pro Aktie 20 Euro, das Unternehmen zahlt aber nur eine Dividende von 15 Euro, so beträgt die Ausschüttungsquote 75 %. Es wurden also 25 % des Gewinns im Unternehmen einbehalten, z. B. für die Bildung von Rücklagen zur Eigenkapitalvermehrung.

Wenn ein Unternehmen also „nur“ 50 % seines Gewinns ausschüttet, muss das nicht unbedingt als negativ angesehen werden, wenn durch die herbeigeführte Vermehrung des Eigenkapitals das Firmenwachstum finanziert werden soll. Ein Aktionär sollte daher immer die Gründe beachten, warum mehr oder weniger Gewinn ausgeschüttet wird.

5. Dividendenrendite

Die Dividendenrendite zeigt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals in Aktien an und dient auch dazu, Aktienwerte mit einer Anlage in festverzinsliche Wertpapiere zu vergleichen.

Die Dividendenrendite kann dadurch errechnet werden, indem die zu erwartende aus zuschüttende Dividende zum aktuellen Kurs der Aktie gesetzt wird. Als Ergebnis erhält man eine in Prozent angegebene Rendite.

Dividendenrendite = ((Dividende pro Aktie + Steuerguthaben)*100) / Aktienkurs

6. Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote beschreibt den Anteil des Eigenkapitals eines Unternehmens an seiner Bilanzsumme. Diese Kennzahl der Fundamentalanalyse zeigt an, wie stabil die finanzielle und wirtschaftliche Situation des Unternehmens ist. Das Eigenkapital setzt sich aus mehreren Teilen zusammen, nämlich aus dem Grundkapital, dem Gewinnvortrag aus dem Vorjahr, den offenen Rücklagen und dem Jahresüberschuss.

Dabei gilt die Regel: Je höher die Eigenkapitalquote ist, desto niedriger ist der Anteil der Schulden, die ein Unternehmen verzinsen und tilgen muss, was vor allem in Krisenzeiten von großer Bedeutung ist. Des weiteren wird ein vorhandenes Eigenkapital auch dafür verwendet, eventuell auftretende Verluste abzufangen. Die Formel zur Ermittlung der Eigenkapitalquote lautet:

Eigenkapitalquote = Eigenkapital / Gesamtkapital

7. Cash-Flow

Der Cash-Flow gibt an, welcher Liquiditätsüberschuss bei einem Unternehmen aus der laufenden Geschäftstätigkeit entstanden ist. Es verdeutlicht damit das Potential, aus eigener Kraft Schulden zu tilgen oder das Firmenwachstum finanzieren zu können.

Die Berechnung des Cash-Flows geht vom Betriebsergebnis des Unternehmens aus, zuzüglich die planmäßigen Abschreibungen und die Zuführung zu den langfristigen Rückstellungen.

8. Shareholder Value

Der Shareholder Value umfasst das Konzept der Unternehmensführung mit der Zielsetzung nachhaltig den Wert des Unternehmens zu steigern. Bezogen auf Aktiengesellschaften bedeutet dies, dass das Management alle Aktivitäten dahingehend ausrichten sollte, die Rendite des Anlegers zu maximieren. In Zeiten wirtschaftlich schwacher Phasen, die von einer hohen Arbeitslosenquote geprägt sind, wird das Konzept des Shareholder Values kontrovers diskutiert.

Zur Steigerung des Unternehmenswertes werden von den Befürwortern des Shareholder Value-Konzepts Personalentlassungen durchgeführt mit der Argumentation, dies führe zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und somit zur Schaffung neuer Arbeitsplätze. Die Gegner sind hingegen der Auffassung, dass Entlassungen und der oft damit verbundene Aktienkursanstieg moralisch nicht vertretbar sei. Der Shareholder Value lässt sich anhand der folgenden Formel ermitteln:

Diskontierter Brutto-Cash-Flow
– Diskontierter Fremdkapitalzins
+ Restwertbetrachtung
= Shareholder Value

Ist der Shareholder Value z. B. im Jahre 2009 größer als im Jahr 2008, so hat sich der Marktwert des Eigenkapitals im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Ist der Shareholder Value z. B. im Jahr 2009 kleiner als im Jahr 2008, so hat sich der Marktwert des Eigenkapitals im Vergleich zum Vorjahr verringert. Für einen Aktionär ist es folglich positiv, wenn der Shareholder Value steigt.

© Onpulson.de

Wörterbuch Deutsch-Englisch | Übersetzung für Fundamentalanalyse

DeutschEnglisch
Fundamentalanalyse fundamental analysis
   vorheriger Begriff
«
nächster Begriff    
»
Erhalten Sie jeden Monat die neusten Business-Trends in ihr Postfach!
X