
Mehrheit der Beschäftigten will selbst bestimmen, wann sie arbeitet
Viele Beschäftigte wünschen sich mehr Kontrolle über ihre Arbeitszeit. Drei Viertel würden auch länger als acht Stunden am Tag arbeiten, wenn sie im Gegenzug mehr freie Tage bekämen. Die Realität sieht vielerorts aber anders aus. Dies sind die Ergebnisse einer Umfrage von Stepstone und YouGov.
Zusammenfassung
- 73 % der Befragten wären bereit, mehr als acht Stunden täglich zu arbeiten, wenn sie an anderen Tagen weniger arbeiten müssten.
- Drei von vier Befragten glauben: Wer selbst über die eigene Arbeitszeit bestimmt, arbeitet produktiver.
- Die Wirklichkeit ist momentan aber anders: Nur 20 % können ihre Arbeitszeit frei gestalten.
Der Acht-Stunden-Tag gerät ins Wanken. Immer mehr Arbeitnehmer wünschen sich, selbst zu bestimmen, wann sie arbeiten – statt starr an feste Zeiten gebunden zu sein. Die Umfrage macht deutlich: 73 Prozent der Befragten möchten ihre Arbeitszeit flexibler gestalten. Viele von ihnen sind sogar bereit, dafür an einzelnen Tagen länger zu arbeiten. Drei Viertel sind überzeugt: Mit mehr Selbstbestimmung wären sie produktiver.
Wunsch und Wirklichkeit liegen weit auseinander
Trotz des klaren Signals hinkt die Praxis hinterher. Nur rund 20 Prozent der Befragten können derzeit tatsächlich frei über ihre Arbeitszeit entscheiden. Der Arbeitsalltag ist nach wie vor geprägt von der klassischen Fünf-Tage-Woche. Neue Modelle wie die Vier-Tage-Woche bei voller Stundenzahl gibt es bislang nur bei 18 Prozent.
Es geht um Freiheit, nicht um weniger Arbeit
Dabei zeigt sich: Der Wunsch nach Veränderung ist kein Plädoyer für weniger Arbeit, sondern für mehr Autonomie. „Die Ergebnisse belegen wieder einmal, dass es den Menschen nicht darum geht, weniger zu arbeiten, vielmehr geht es ihnen um die Entscheidungsfreiheit, wann sie arbeiten“, so Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone.
Was würden Beschäftigte mit mehr Flexibilität anfangen?
Die Motive für flexible Arbeitszeiten sind unterschiedlich – aber durchweg nachvollziehbar. 55 Prozent würden die gewonnene Zeit für Familie und Freunde nutzen, 46 Prozent für Sport oder Hobbys. Fast genauso viele würden den Alltag besser organisieren, etwa durch Erledigungen im Haushalt. Und 39 Prozent wünschen sich vor allem mehr Erholung.
Nicht überall lassen sich neue Modelle sofort umsetzen
Natürlich ist nicht jede Branche gleich flexibel. Kundenerwartungen, feste Schichtpläne oder teaminterne Abhängigkeiten können die Umsetzung erschweren. Trotzdem plädiert Zimmermann für einen offenen Dialog: „Der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten ist groß – trotzdem lassen sie sich natürlich nicht überall auf Knopfdruck einführen. Je nach Branche, Teamstruktur oder Kundenkontakt braucht es Zeit, passende Lösungen zu etablieren. Wichtig ist, dass Unternehmen mit ihren Teams ins Gespräch kommen. Warum nicht gemeinsam nach pragmatischen und kreativen Lösungen suchen?“
Arbeitszeitflexibilität oft noch ein Privileg
Trotz des großen Zuspruchs für mehr Flexibilität der Arbeitszeit zeigt die Umfrage deutlich, dass die Realität oft noch anders aussieht. Die klassische 5-Tage-Woche in Vollzeit ist laut Umfrageergebnissen für 81 % nach wie vor die Wirklichkeit. Auch wenn viele Beschäftigte andere Arbeitszeitmodelle grundsätzlich für machbar empfinden – in der Praxis sind sie aber oft noch die Ausnahme.
So wird eine 4-Tage-Woche in Vollzeit derzeit bei nur 18 % der Befragten im Unternehmen angeboten, obwohl sie 42 % der Befragten im eigenen Job theoretisch für realisierbar halten. Gleitzeit steht aktuell bei 37 % zur Verfügung, Vertrauensarbeitszeit bei nur 20 % der Befragten. Dabei glaubt auch hier jeder Vierte (26 %), dass solche Modelle grundsätzlich möglich wären.
Was jetzt zählt: Zuhören, gemeinsam gestalten
Die Umfrage liefert ein klares Bild: Viele Beschäftigte wünschen sich mehr Mitsprache bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit. Für Unternehmen ergibt sich daraus eine Chance – nicht nur, um die Zufriedenheit im Team zu erhöhen, sondern auch, um im Ringen um Fachkräfte attraktiver zu werden. Entscheidend ist, dass die Veränderungen nicht übergestülpt, sondern gemeinsam mit den Mitarbeitenden entwickelt werden.
Über die Studie
Die Daten dieser Studie basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum vom 22. bis zum 24. April 2025 insgesamt 1.117 Arbeitnehmende befragt.
Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen.
Depositphotos.com/samwordley@gmail.com
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