
Deutsche CEOs erwarten langanhaltende Unsicherheit
Deutsche Unternehmenschefs rechnen mehrheitlich nicht mit einer schnellen Entspannung. Steigende Zölle belasten die Finanzperformance, viele Konzerne verlagern Investitionen in Absatzmärkte vor Ort. Die USA sind wichtigstes Ziel – M&A-Appetit sinkt.
Das Wichtigste auf einen Blick
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Nur 37 % der deutschen CEOs erwarten binnen 12 Monaten Entspannung (weltweit: 43 %).
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77 % weltweit rechnen mit deutlichen Performance-Einbußen durch höhere Zölle (US: 92 %, DE: 76 %).
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Lokalisierung: 74 % weltweit & in Deutschland bauen Produktion/Vertrieb vor Ort aus.
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Investitionsziele: USA in den Top 5 von 82 % der CEOs; Deutschland: 21 %.
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M&A-Pläne rückläufig (weltweit 49 % → 57 % zuvor); Kooperationen gewinnen (DE 67 %, weltweit 73 %).
Zölle als Ergebnisbremse, Unsicherheit auf Sicht
Der aktuelle CEO-Survey von EY-Parthenon (August 2025; 1.200 CEOs weltweit, davon 100 in Deutschland) zeichnet ein nüchternes Bild: 77 % der Befragten erwarten, dass höhere Zölle die finanzielle Leistung ihres Unternehmens deutlich schwächen – in den USA 92 %, in Deutschland 76 %, in China 68 %. Parallel rechnet global nicht einmal die Hälfte (43 %) mit einer Beruhigung binnen zwölf Monaten; unter deutschen CEOs sind es 37 %. Eine Unsicherheitsphase von mindestens drei Jahren erwarten weltweit 24 %, in Deutschland 32 %, in Japan 46 %, in den USA 15 %.
Antwort der Unternehmen: Produktion und Vertrieb näher an den Kunden
Als Reaktion verlagern viele Konzerne Investitionen dorthin, wo der Absatz stattfindet. Weltweit wie in Deutschland planen 74 %, Produktion und Vertrieb stärker vor Ort aufzubauen. Besonders aktiv sind japanische Unternehmen (97 %), gefolgt von US-Konzernen (82 %), während in China erst 32 % diesen Kurs einschlagen. Für die meisten Firmen ist das mehr als ein Zwischenstopp: 73 % der deutschen und 72 % der globalen CEOs verstehen Lokalisierung als dauerhaften strategischen Wandel.
„Nationalistische Wirtschaftspolitik ist global auf dem Vormarsch – Zölle werden zum Instrument politischer Auseinandersetzung. Unternehmen müssen sich darauf einstellen. Eine schnelle Rückkehr zu einer regelbasierten internationalen Ordnung mit möglichst freiem Handel ist nicht zu erwarten. Unwägbarkeiten und steigende Risiken sind die neue Normalität“, so Sandra Krusch, Managing Partner EY-Parthenon in Deutschland.
Wohin fließt Kapital? Innovationsstärke schlägt Kostenargumente
Bei der Standortwahl wiegt die Innovationskraft samt Infrastruktur schwerer als reine Kostenfaktoren. In Deutschland nennen 63 % diese Stärken als zentral (Energiekosten 55 %, Arbeitskosten 54 %); weltweit liegen die Werte bei 54 %, 49 % und 47 %. Entsprechend dominieren die USA die Investitionslandkarte: 82 % zählen sie zu ihren Top-5-Zielen, gefolgt von Kanada und Großbritannien (je 32 %), Indien (23 %) und Deutschland (21 %). Der bisherige Globalisierungsgewinner Deutschland steht damit stärker unter Druck, weil mehr Länder lokale Produktion verlangen und Investitionen vermehrt ins Ausland fließen.
Transaktionen: Weniger Übernahmen, mehr Allianzen
Um Präsenz vor Ort zu schaffen, bleiben Transaktionen wichtig – nur fällt der M&A-Appetit aktuell geringer aus. Weltweit planen 49 % eine Fusion oder Übernahme (vor sechs Monaten: 57 %); in Deutschland sinkt der Anteil von 56 % auf 44 %. Gleichzeitig gewinnen Joint Ventures und strategische Allianzen an Bedeutung: 67 % der deutschen und 73 % der weltweit befragten Firmen verfolgen entsprechende Kooperationen aktiv.
Die vollständige Studie können Sie hier bestellen.
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