Unternehmen ziehen sich teils aus der mobilen Arbeitswelt zurück
Homeoffice-Umfrage

Unternehmen ziehen sich teils aus der mobilen Arbeitswelt zurück

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Viele Firmen ermöglichen weiterhin mobiles Arbeiten – doch jede fünfte hat das Homeoffice bereits abgeschafft, weitere planen Einschränkungen. Fast die Hälfte der befragten Beschäftigten gibt allerdings an, dass im Homeoffice produktiver gearbeitet werde als im Büro. Der Arbeitsmarkt reagiert sensibel. Dies zeigt eine neue Bitkom-Umfrage.

Zusammenfassung

  • 58 Prozent der Unternehmen ermöglichen derzeit noch mobiles Arbeiten
  • Aber jedes fünfte hat das Homeoffice abgeschafft, ein weiteres Fünftel möchte es künftig zurückfahren
  • Eine Mehrheit glaubt, dass Neueinstellungen ohne Homeoffice-Angebote schwerer werden

Die Debatte um Homeoffice-Modelle erhält neuen Auftrieb. Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 602 Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten, bieten derzeit 58 Prozent mobiles Arbeiten zumindest für einen Teil der Belegschaft an. Gleichzeitig hat ein Fünftel der Unternehmen, die früher Homeoffice ermöglichten, diese Option mittlerweile abgeschafft. Bei weiteren 20 Prozent war mobiles Arbeiten nie Teil der betrieblichen Praxis.

Große Unternehmen halten weiter am Modell fest – doch die Zahl schrumpft

Während kleine und mittlere Unternehmen zunehmend auf Präsenzpflicht setzen, bleibt Homeoffice in großen Firmen weiter verbreitet. In der Größenordnung von 100 bis 499 Mitarbeitenden erlauben 71 Prozent mobiles Arbeiten, bei Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten sind es 74 Prozent. Doch auch hier könnte ein Kurswechsel bevorstehen: 15 Prozent der Unternehmen, die derzeit noch Homeoffice anbieten, planen eine Reduktion, fünf Prozent sogar eine vollständige Abschaffung. Bereits im vergangenen Jahr hatten 30 Prozent ihre Homeoffice-Regelungen zurückgefahren.

Flexibilität bleibt ein Faktor im Kampf um Talente

Trotz zunehmender Skepsis erkennt die Mehrheit der befragten Unternehmen die strategische Bedeutung flexibler Arbeitsmodelle an. 57 Prozent sind überzeugt, dass es ohne Homeoffice schwerer wird, qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen. Auch Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst betont: „Von gut organisierten hybriden Arbeitsmodellen mit der Möglichkeit zum Homeoffice können viele Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen profitieren.“

Motivationsfragen und Produktivität – ein gespaltenes Bild

Die Beweggründe für Einschränkungen des Homeoffice sind vielfältig. 46 Prozent der Befragten vermuten hinter Rückrufaktionen ins Büro auch den Versuch, sich von weniger motivierten Mitarbeitenden zu trennen. Gleichzeitig geben 67 Prozent an, durch mobiles Arbeiten den Zusammenhalt im Unternehmen gefährdet zu sehen. Dennoch glauben 44 Prozent, dass im Homeoffice produktiver gearbeitet wird als im Büro.

Gesellschaftlicher Wandel trifft Unternehmensrealität

Interessant ist auch der entspanntere Umgang mit Alltagsrealitäten im Homeoffice: 41 Prozent der Firmen finden es akzeptabel, wenn private Angelegenheiten während der Arbeitszeit erledigt werden – sofern die Ergebnisse stimmen. Dr. Wintergerst dazu:
„Flexible Arbeitszeitgestaltung kann nicht nur dabei helfen, Berufs- und Privatleben besser zu vereinbaren. Sie ermöglicht häufig, produktiver zu sein und bessere Ergebnisse abzuliefern.“

Recht auf Homeoffice bleibt umstritten

Ein gesetzlich verankertes Recht auf Homeoffice, wie es zeitweise diskutiert wurde, stößt auf breite Ablehnung in der Wirtschaft. 72 Prozent der befragten Unternehmen lehnen eine entsprechende Regelung ab. Lediglich ein Viertel (25 Prozent) würde ein Recht auf Homeoffice begrüßen. Im aktuellen Koalitionsvertrag findet sich eine solche Regelung nicht.

Fazit: Der Homeoffice-Kurs bleibt unentschieden

Die Ergebnisse der Bitkom-Befragung zeigen ein differenziertes Bild: Während viele Unternehmen mobiles Arbeiten weiterhin ermöglichen und dessen Vorteile anerkennen, nehmen andere Kurs auf mehr Kontrolle und Büropräsenz. Der Spagat zwischen Produktivität, Unternehmenskultur und Fachkräftesicherung bleibt damit eine der zentralen Herausforderungen der modernen Arbeitswelt.

Bildnachweis: istockphoto.com/Halfpoint

 

 

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