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Unternehmensführung

Interview: „Es gehört zum Unternehmertum dazu, neue Wege zu gehen“

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Niiu ist die erste Tageszeitung in Deutschland, die sich Leser individuell zusammenstellen können. Die Geschäftsführer Wanja Oberhof und Hendrik Tiedemann sprachen mit uns über ihr innovatives Geschäftsmodell, die Unternehmensfinanzierung und wie sie mit einem Scheitern ihrer Unternehmung umgehen würden.

Hendrik Tiedemann & Wanja S. Oberhof

Hendrik Tiedemann & Wanja Oberhof

Onpulson: Herr Tiedemann, Herr Oberhof, verraten Sie unseren Lesern, was genau ist niiu?

Wanja Oberhof: niiu ist die erste individualisierte, gedruckte Zeitung in Deutschland. Sie liefert dem Leser die Infos, die er haben möchte; denn er selbst stellt sich seine niiu aus Print- und Online-Inhalten zusammen.

Onpulson: Wie geht das denn?

Hendrik Tiedemann: Über niiu.de füllt der Leser mit ein paar Klicks die Seiten seiner niiu: Zunächst wählt er einige Ressorts aus internationalen, deutschen und regionalen Tageszeitungen – diese Favoriten finden sich im Innenteil jeder niiu. Dazu stellt er sich Internetinhalte, wie etwa Blogs, die auf den Mantelseiten erscheinen.

Onpulson: Was bedeutet der Name niiu?

Hendrik Tiedemann: niiu ist ein Phantasiewort, das ähnlich wie das englische Wort „news“ oder „new“ klingt und damit auch thematisch passt. Wir wollten keinen englischen Namen nehmen und haben uns auch deswegen bewusst für dieses Phantasiewort entschieden.

Onpulson: Niiu startet offiziell am 16. November. Was wird die Zeitung denn kosten?

Wanja Oberhof: Für Studenten, Schüler und Zivis wird die Zeitung 1,20 Euro kosten und für Berufstätige 1,80 Euro.

Onpulson: Wie sind Sie auf die Idee zu niiu gekommen?

Wanja Oberhof: Hendrik und ich hatten die Idee unabhängig voneinander. Bei mir war es purer Eigennutz: Ich habe ein Dutzend Tageszeitungen getestet – aber keine hat meinen Lifestyle abgedeckt, außerdem ist bei jeder irgendein Teil im Müll gelandet…

Onpulson:… und mit niiu passiert das nicht?

Wanja Oberhof: Nein, ich stelle sie mir ja selbst zusammen.

Onpulson: Wie kamen Sie auf die Idee zu niiu, Herr Tiedemann?

Hendrik Tiedemann: In der Uni haben wir Geschäftsmodelle entwickelt. Mich hat damals das so genannte „Targeting“ interessiert, extrem zielgruppenspezifische Werbung also. Im Internet funktioniert dieses Prinzip schon sehr gut, aber im Printbereich, insbesondere bei Tageszeitungen, gibt es das noch nicht.

Onpulson: Wie funktioniert das Schalten von niiu-Werbung?

Hendrik Tiedemann: Der Anzeigenkunde kann gezielt wählen, wen er bewirbt: U.a. nach Wohnort, Geschlecht und Interessenprofil. Alle Daten sind natürlich entpersonalisiert – wir arbeiten hier eng mit dem Landesbeauftragten für Datenschutz zusammen.

Wanja Oberhof: Die Werber sind von niiu begeistert – wie übrigens auch die Studenten, denen wir das Produkt vorgestellt haben.

Onpulson: Die Auflagen der Zeitungen und Abozahlen sinken, alle Welt sagt, Print sei tot. Sie bringen niiu auf den Markt – sind Sie wahnsinnig?

Wanja Oberhof: Sicher sind wir mutig, aber es gehört zum Unternehmertum dazu, neue Wege zu gehen. Sonst wäre niiu nie auf den Markt gekommen.

Hendrik Tiedemann: Das stimmt. Aber im Ernst: Wir haben eine Marktanalyse gemacht. Außerdem ist Papier derzeit noch das komfortabelste Medium. Die Mehrzahl der Leute, auch der jungen, liest lieber auf Papier als am Bildschirm und 60 Prozent der Menschen zwischen 20 und 30 Jahren nehmen mehrmals pro Woche eine Zeitung in die Hand – das ist eine große potentielle Leserschaft.

Onpulson: Junge Leute zahlen aber kein Geld für Inhalte…

Wanja Oberhof: Ja, weil ein Produkt fehlt, dass das Informationsverhalten der jungen Generation abbildet. Junge Leute wollen Hintergrundberichte der Zeitungen genauso wie Internetinhalte, aber nur solche, die sie persönlich interessieren. Und all das wollen sie so komfortabel wie möglich, auf Papier. niiu bietet dem Leser genau das.

Onpulson: Warum sollten Leser für ein Produkt zahlen, das sich im Netz kostenlos zusammenklauben lässt?

Hendrik Tiedemann: niiu bietet etwas, das Internet und ePaper nie leisten können: den haptischen Luxus einer Zeitung. Den Komfort, sich zurückzulehnen und ein paar Minuten lang Informationen zu genießen, die einen interessieren. Das ist viel entspannter, als hektisch am Bildschirm zu lesen und von einem Link zum nächsten zu wechseln.

Onpulson: Viele Leser lassen sich gerne mit Nachrichten und Hintergrundberichten überraschen, um ihr Wissen zu erweitern. Könnte der fehlende Überraschungseffekt für niiu zum Problem werden?

Hendrik Tiedemann: Nein, bei niiu gibt es sogar noch mehr Überraschungen – wenn ich als Leser will! Ich kann mir ja als Leser ein „Best of“ aus allen Ressorts zusammen stellen: Titelseite BILD, Thema des Tages aus der Frankfurter Rundschau, Politik aus der New York Times, Regionales aus Berliner Morgenpost u.s.w.

Onpulson: Sie bieten dem Leser fast 20 Tageszeitungen zur Wahl – wieso geben die Verlage ihre Inhalte für niiu frei?

Wanja Oberhof: Wir sprechen mit niiu eine junge Zielgruppe an, die zur Zeit selten Zeitungen abonniert. Die Verlage sind gespannt, wie unser Modell angenommen wird. Außerdem bezahlen wir den Verlagen eine Lizenzgebühr: Das Projekt kann nur nachhaltig funktionieren, wenn alle Beteiligten partizipieren.

Onpulson: Sie sind mit 23 und 27 Jahren sehr jung und haben keine verlegerischen oder journalistischen Erfahrungen. Ein Nachteil?

Wanja Oberhof: Nein, ganz und gar nicht. Vielmehr ein Vorteil. Wir haben mit etlichen Verlagsprofis gesprochen; viele fanden die Idee super – hatten aber arge Zweifel, dass so ein neuer Ansatz überhaupt umsetzbar ist. Diese Bedenken haben uns angespornt, einen Weg zu finden, niiu an den Markt zu bringen. Und heute haben wir das vollbracht, was Experten mit Branchenerfahrung nicht für möglich hielten: Verlage und Blogger liefern uns ihre Inhalte, die Firma Océ hat eine digitale Druckmaschine entwickelt, die in ansprechender Qualität produziert, und die Zustellung ist vertraglich gesichert und getestet.

Hendrik Tiedemann: Außerdem: Wir wissen beide schon sehr lange, dass wir einmal Unternehmer sein würden. Es ist toll, eine Idee so weit zu entwickeln; als würde man zusehen, wie auf einer grünen Wiese ein Haus entsteht.

Onpulson: Sie haben 2003 die InterTi GmbH gegründet, die niiu betreibt – woher kommt das Kapital?

Hendrik Tiedemann: Ich habe einige Immobilien geerbt und mir zudem in der Grundstücksverwaltung als Geschäftsführer einiges verdient und gespart – all das nutzen wir jetzt für dieses Projekt. Das spornt mich natürlich zusätzlich an.

Onpulson: Und wenn niiu scheitert?

Hendrik Tiedemann: Wird es nicht. Sollte ich mich irgendwann aus dem operativen Geschäft zurückziehen, werde ich reisen – und dann als Bauträger arbeiten und weitere Projekte starten.

Wanja Oberhof: Ich würde meine lang geplante Weltreise machen – und das nächste Unternehmen gründen.

Onpulson: Was waren die größten Herausforderungen bei der Gründung Ihres Unternehmens?

Wanja Oberhof: Dazu gehörte die Gewinnung der Verlage als Partner und die Erstellung der komplexen Software.

Onpulson: Was können Sie anderen Gründern raten?

Hendrik Tiedemann: Never ,never, never give up. Mehr auf sich selbst hören als auf Berater und dennoch offen für alle Meinungen sein.

Onpulson: Wann rechnen Sie mit dem Break-even?

Wanja Oberhof: Hier bitte ich um Verständnis, dass wir als Start-up darüber keine Aussage treffen möchten.

Onpulson: Vielen Dank für das informative Gespräch!

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