Wie man mit Aggression von anderen umgeht
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Wie man mit Aggression von anderen umgeht

Nikolaus Enkelmann
Am

Wir alle möchten Sieger sein in unserem Leben und tendieren daher zu der Ansicht: Wer siegen will, muss kämpfen! Das Leben ist für viele Menschen ein Kampf - denn nur so kann man ihrer Ansicht nach siegen. Wir wollen die Richtigkeit dieser Aussage heute einmal genauer untersuchen und uns fragen: kämpfen – gegen wen?

Und was geschieht mit dem Besiegten? Wie reagiert er? Vielleicht können wir versuchen, das gesamte Thema von einer höheren Warte aus zu betrachten. Leben heißt sich entfalten und wachsen. Ist dieser Prozess ein Kampf? Kämpft die Natur mit dem Frühling und dem Winter?

Wir alle möchten uns behaupten, möchten uns durchsetzen und möchten den Lebenskampf gewinnen. So betrachtet müsste das ganze Leben ein einziger Kampfplatz sein. Kämpfen klingt so mutig und engagiert, doch führt der Kampf allein zu nichts. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass Kriege keine Probleme lösen, es entstehen dadurch nur neue. Es gibt Menschen, die fühlen sich erst richtig wohl, wenn sie kämpfen können. Sie erleben ihr aggressives Verhalten selbst als Stärke. Es ist richtig: Aggression setzt Energie voraus, aber verwendet der Aggressive die Energie zum kämpfen oder um ein Ziel zu erreichen? „Die Welt ist nicht vollkommen, und der Mensch ist nicht vollkommen.“ Aus diesen zwei Minuspunkten entsteht die Problematik unserer Existenz. Die wichtigste Frage ist: Gelingt es dem Aggressiven mit all seiner entwickelten Energie, die anstehenden Aufgaben und Probleme schneller und besser zu lösen?

Formen und Folgen der Aggression

Die Aggression begegnet uns täglich in vielen Schattierungen. Sie zeigt sich zum Beispiel als Ehrgeiz, Eitelkeit, Eifersucht oder Neid, als Geiz, Hass, Überheblichkeit, Arroganz und Zorn oder als Recht des Stärkeren. Je nach persönlicher Lebenssituation setzen viele Menschen die verschiedenen Strategien ein, um sich durchzusetzen. Gewinnt der Aggressive seinen Kampf nicht – trotz seiner vielen eingesetzten Energien –, richtet sich diese Aggression oft gegen ihn selbst. Die Diagnosen ähneln sich: Magenkrämpfe, Darmerkrankungen, Gallenleiden und nicht zuletzt Herzerkrankungen.

Viele Wissenschaftler und Forscher haben die verschiedensten Aspekte der Aggression untersucht. Sigmund Freud, Konrad Lorenz und auch Erich Fromm haben große Abhandlungen über die menschliche Destruktivität geschrieben. Über die Auswirkungen der Aggression sind sich fast alle Forscher einig; der große Streitpunkt bleibt aber der Ursprung dieser negativen Gefühlswallungen. Beim Menschen müssen wir völlig verschiedene Arten von Aggressionen unterscheiden. Die erste gutartige Aggression, die er mit allen Tieren gemein hat, dient dem Überleben des Individuums. Die andere Art, die bösartige Aggression, das heißt Destruktivität und Grausamkeit, ist nicht erblich bedingt, sie ist erlernt.

Aggression – ein Zeichen von Schwäche

Wenn wir einen aggressiven Menschen gründlich analysieren, erkennen wir oft in seinem Charakter Ansätze von Angst, Furcht, Unsicherheit, Pessimismus sowie Minderwertigkeitskomplexen. Diese Schattenseiten seines Wesens übersteigert der aggressive Mensch, weil er glaubt, dadurch andere einschüchtern zu können, um seine Ziele zu erreichen. Er investiert viel Energie und schießt damit oft über das Ziel hinaus. Insgeheim lebt er immer in der Angst, nicht geliebt zu werden; er will jedem durch seine Aktionen beweisen, wer er ist und was er kann. Er muss, so glaubt er, sich immer rechtfertigen, sich stets beweisen. Der Aggressive kämpft in den verschiedensten Lebenssituationen und selbst dort, wo es völlig sinnlos ist und ihm persönlich schadet. In der Regel setzt er sich über alles hinweg. Er versucht, sich durchzusetzen, ohne Rücksicht auf Verluste. Trifft er hingegen auf einen anderen Aggressiven, beginnt meist der Krieg, fliegen die Fetzen. So kommt es auch in der Ehe oft zu einem lebenslangen Kampf, bei dem jeder Partner den anderen für die Kränkungen zu strafen versucht, die sich im Laufe der Zeit anhäufen.

Es ist gut zu wissen, dass hinter der Aggression die verschiedensten Formen von Kontaktschwäche stehen. Darum entwickelt sich der Aggressive nicht zum Mitmenschen, sondern zum Gegenmenschen. Er ist nicht darauf vorbereitet, die Aufgaben des Lebens befriedigend und konstruktiv zu lösen. Er errichtet Trennwände zwischen Ich und Du oder zwischen Ich und Wir. Kämpferische Charakterzüge aller Art sind Reaktionen auf die Lebensangst, die aus einer disharmonischen Grundorientierung wächst. Wer wirklich etwas kann oder weiß, hat es nicht nötig, fortwährend Beifall zu erheischen.

Aggression erhöht den Adrenalinspiegel

Würde man die Gehirnströme eines aggressiven Menschen messen, würde man feststellen, dass er sich dauernd im Beta-Zustand befindet, mit einem entsprechend hohen Adrenalinspiegel. Da wir die Menschen so akzeptieren müssen, wie sie sind, stellt sich die Frage, wie wir mit einem aggressiven Menschen umgehen, wie wir ihn behandeln, damit er nicht dauernd mit uns Kriege führt. Da wir immer wieder auf aggressive Menschen stoßen, wäre es am besten, sich ein gutes Verhaltensmuster zu schaffen, auf das man sich verlassen kann. Überlegen Sie bitte, welche Methode Sie bisher entwickelt und angewandt haben, um Aggressionen zu entschärfen und in Harmonie zu verwandeln. Zunächst einmal besteht für uns nicht der geringste Grund, uns einschüchtern zu lassen oder uns selbst in den Beta-Zustand zu begeben. Gerade im Angesicht eines Aggressiven heißt es, ruhig, gelassen und mutig zu bleiben. Folgendes Verhalten hat sich immer wieder bewährt:

5 Tipps für den Umgang mit aggressiven Menschen

1. Behalten Sie Ihre heitere Gelassenheit. Da Sie in Alpha bleiben, lassen Sie sich auch nicht von negativen Stimmungen anstecken. Es entsteht ein weicher Puffer.

2. Hören Sie sichtbar zu. Ihr Augenkontakt ist wichtig. Schauen Sie aber nicht zu lange in die Augen, sondern konzentrieren Sie sich stärker auf den Mund des Gesprächspartners.

3. Stimmen Sie bedingt zu. Die bedingte Zustimmung ist kein absolutes Rechtgeben, sondern eher ein Verständnis für die Gründe des anderen.

4. Fragen Sie. Wer fragt, führt das Gespräch. Fragen ist ein Zeichen innerer Stärke!

5. Finden Sie Gemeinsamkeiten. Ist die Atmosphäre wieder entspannt, findet man in der Regel genügend Punkte, die man gemeinsam erreichen will und kann.

Nicht gegen Aggression ankämpfen

Erfolgreich sind wir nur, wenn wir gelernt haben, positiv zu reagieren. Kann man aber auf Angriffe positiv reagieren? Die meisten Aggressionen und Widerstände werden ja nur dadurch stark, dass wir gegen sie anrennen. Widerstände entstehen immer dann, wenn man beurteilt oder verurteilt, in Opposition geht oder nicht genügend Abstand bewahrt. Der erfolgreiche Mensch sollte ein Meister sein in der Kunst, Widerstände und Vorurteile abzubauen. Denn Widerstände erschweren das Leben, Widerstände sind wie Bleischuhe auf unserem Wege. Leider gibt es immer noch zu viele Menschen, die glauben, das Leben sei ein einziger Kampf. Und so kämpfen sie denn auch gegen alles und jeden. Das Einzige, was sie damit aufbauen, sind ständig größere Widerstände und höhere Mauern. Stattdessen sollten wir in unserer persönlichen Technik prüfen, wie wir immer weniger Widerstände erzeugen können. Es verbinden uns mit Menschen grundsätzlich nur die Gemeinsamkeiten, nicht die Auseinandersetzungen – und seien sie noch so intellektuell. Darum sollten wir nicht gegen andere kämpfen, sondern gemeinsam versuchen, Ziele zu erreichen. Wie viel Kraft und wie viel Energie könnten wir damit sparen. Ohne Mehraufwand würden wir sehr viel höhere Ziele erreichen, da wir einfach effizienter wären. Warum also kämpfen, wenn es auch anders geht! Wir kämpfen nicht, wir bringen Nutzen. Und wer anderen Nutzen bringt, kann sich ohne Aggressionen durchsetzen. Persönlichkeiten überzeugen:

  • durch Charisma statt durch Härte
  • durch Interesse statt durch Ablehnung
  • durch Liebe statt durch Dominanz.

Viele Menschen steuern oft unbewusst einen Gegenkurs, schon bevor sie auf andere treffen. Wirklich erfolgreich können wir aber nur sein, wenn wir uns offen und ohne Vorbehalte zu unserer Aufgabe bekennen, wenn wir durch unser Handeln anderen Personen Nutzen bringen und jede zwischenmenschliche Begegnung unter dieses Lebensmotto stellen.

Über den Autor

Nikolaus Enkelmann

Nikolaus B. Enkelmann Nikolaus B. Enkelmann ist der bekannteste Erfolgsphilosoph und Rhetoriktrainer im deutschsprachigen Raum und Geschäftshührer des Enkelmann-lnstitut.
Zum Autorenprofil

Kommentare

  1. von Markus am 03.06.2015 | 13:49

    Genau was ich gesucht habe. Danke für die Mühe und den tollen Artikel! Sehr gelungen.
    Woher stammt dieses Wissen? Wo kann ich mir ähnliches aneignen?

  2. von Rozalia am 22.10.2015 | 1:05

    Ich stehe grade jezt vor sehr schweren Gespräch mit meinem Agressiven Sohn…… Ich werde mich dannach Rchten. werden wir sehen ob das was BRINGT…………

  3. von Alexander am 02.01.2018 | 12:19

    Aggressiv zu sein ist Schwäche. Doch jeder von uns war es Mal. Ob es jemand unterdrückt hat oder gezeigt hat spielt keine Rolle. Ich denke wenn man Mal Aggressivität zeigt ist es auch okay. Man sollte aber jetzt nicht beleidigend werden kann oder zerstörerisch. Agressivitat sei es im Beruf privat oder unter Freunden das ist menschlich solange man keinen Schäden anrichtet. Ich finde diesen Artikel toll.

  4. von Yavuz am 29.08.2019 | 8:21

    Aggressive Menschen sind unbeliebt in der Gesellschaft, man wird sozial ausgegrenzt, man schiesst sich nur selber ins aus, negative Menachen mag keiner. Am beliebtesten sind freundliche und ruhige Menschen die ihre Wut unterdrücken und stets vergeben, leider ist die Sichtweise wie bei fast allen Sachen umgekehrt und Freundlichkeit wird mit Schwäche verwechselt obwohl es die wahre Stärke ist.

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