Süchtige Arbeitnehmer sind doppelt so oft krank
Suchtprobleme am Arbeitsplatz

Süchtige Arbeitnehmer sind doppelt so oft krank

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Alkohol, Zigaretten und Computerspiele - das Sucht-Risiko von zehntausenden Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen hat gravierende Folgen für die Arbeitswelt. Der Krankenstand bei betroffenen Erwerbstätigen ist doppelt so hoch. Ferner sind sie häufiger unkonzentriert im Job oder kommen zu spät.

Das zeigt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport „Sucht 4.0 in NRW“. Nach der repräsentativen Studie haben mehr als 1,1 Millionen Arbeitnehmer in NRW einen riskanten Alkoholkonsum – das ist jeder achte Beschäftigte im Land. Erstmals untersucht der Report das Thema Computerspielsucht in der Arbeitswelt. Ergebnis: 581.000 Erwerbstätige in Nordrhein-Westfalen haben ein riskantes Nutzungsverhalten. Auf Grundlage der Ergebnisse fordert die Kasse deshalb eine breite gesellschaftliche Debatte zur Sucht-Problematik.

Arbeitnehmer mit Substanzstörung sind häufiger krank

Laut DAK-Gesundheitsreport 2019 haben Arbeitnehmer in NRW mit Hinweisen auf eine so genannte Substanzstörung deutlich mehr Fehltage im Job als ihre Kollegen ohne auffällige Probleme. Der Krankenstand der Betroffenen ist mit 7,7 Prozent doppelt so hoch. Sie fehlen aber nicht nur im Job, weil sie wegen ihrer Sucht-Problematik krankgeschrieben werden.

Vielmehr zeigen sich bei ihnen in allen Diagnosegruppen mehr Fehltage. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den psychischen Leiden. Hier sind es mehr als dreimal so viele Fehltage. Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen gibt es ein Plus von 87 Prozent, bei Atemwegserkrankungen sind es 53 Prozent. Insgesamt gibt es nach der DAK-Studie unter den Erwerbstätigen in Nordrein-Westfalen fast 1,7 Millionen abhängige Raucher, rund 31.000 erfüllen die Kriterien einer Internet Gaming Disorder (Computerspielsucht), fast 70.000 Erwerbstätige sind alkoholabhängig.

Jeder achte Arbeitnehmer hat einen riskantes Alkoholkonsum

Der Großteil der direkten Krankmeldungen bei Sucht-Problemen ist in Nordrhein-Westfalen auf Alkohol zurückzuführen (72,4 Prozent). Laut Studie der DAK-Gesundheit hat jeder achte Arbeitnehmer hierzulande einen riskanten Alkoholkonsum. Bei Männern beginnt dieser beispielsweise bei täglich mehr als zwei 0,3 Liter-Gläsern Bier, bei Frauen schon bei einem 0,3 Liter-Glas Bier pro Tag. Mit ihrem Trinkverhalten setzen sich rund 1,1 Millionen Erwerbstätige zwischen Rhein und Weser Risiken aus, krank oder abhängig zu werden.

Der hohe Alkoholkonsum wirkt sich auch auf den Arbeitsalltag aus. So gab bundesweit jeder zehnte Arbeitnehmer mit riskantem Trinkverhalten an, in den letzten drei Monaten wegen Alkohol abgelenkt oder unkonzentriert bei der Arbeit gewesen zu sein; bei Arbeitnehmern mit einer möglichen Abhängigkeit sogar fast jeder Zweite (47 Prozent). Je höher der Alkoholkonsum, desto häufiger kommen betroffene Mitarbeiter deshalb auch zu spät zur Arbeit oder machen früher Feierabend. Mehr als jeder vierte Mitarbeiter mit einer möglichen Abhängigkeit gab das bei der DAK-Analyse an (27,2 Prozent).

Gaming als Sucht

Erstmals untersucht der Report auch das Thema Gaming und seine Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Demnach spielen fast 60 Prozent der Erwerbstätigen in NRW Computerspiele. 6,7 Prozent der Erwerbstätigen gelten als riskante Gamer. Das heißt: 581.000 Beschäftigte zeigen auffälliges Nutzungsverhalten. Jeder Vierte von ihnen spielt auch während seiner Arbeitszeit. Vor allem junge Erwerbstätige zwischen 18 und 29 Jahren sind laut DAK-Report riskante Computerspieler (11,6 Prozent).

Bundesweit spielt jeder vierte riskante Gamer während seiner Arbeitszeit Computerspiele. Bei den Computerspielsüchtigen ist es sogar fast jeder Zweite (47 Prozent). Jeder elfte Mitarbeiter mit riskantem Spielverhalten kam wegen des Spielens zu spät zur Arbeit oder machte deshalb früher Feierabend. Von den Erwerbstätigen mit einer Computerspielsucht war jeder Dritte (34,1 Prozent) abgelenkt oder unkonzentriert.

Rauchen als Sucht-Problematik

Das Rauchen von Zigaretten ist laut DAK-Report auch in Nordrhein-Westfalen die verbreitetste Sucht, die auch die Arbeitswelt betrifft. 19,3 Prozent der Erwerbstätigen sind zigarettenabhängig. Unter den jungen Erwerbstätigen zwischen 18 und 29 Jahren gibt es mit 16,3 Prozent den geringsten Anteil. Bei den 60- bis 65-jährigen Berufstätigen raucht fast jeder Vierte (23,7 Prozent). Fast jeder zweite Raucher raucht auch während seiner Arbeitszeit, das heißt außerhalb der Arbeitspausen.

Derzeit dampfen 5,6 Prozent der Erwerbstätigen E-Zigarette. Raucher von E-Zigaretten greifen oft parallel zur herkömmlichen Zigarette, belegt der DAK-Report. Dampfer finden sich deshalb fast ausschließlich unter Rauchern und Ex-Rauchern. Bundesweit konsumiert mit 85 Prozent die deutliche Mehrheit der Dampfer Liquid mit Nikotin. „Dampfen mit Nikotin oder Tabak führt in die Abhängigkeit, genau wie herkömmliche Zigaretten“, warnt Klaus Overdiek, Leiter der DAK-Landesvertretung. „Deshalb brauchen wir endlich ein umfassendes Werbeverbot für Tabak, Zigaretten und E-Zigaretten. Diese Forderung unterstützen auch die Fachgesellschaft der Lungenärzte sowie die Deutsche Krebshilfe mit Hinweis auf die Gesundheitsrisiken. Weil E-Zigaretten gesundheitsgefährdende Suchtmittel sind, dürfen sie nicht vom geplanten Tabakwerbeverbot der Bundesregierung ausgenommen werden.“

Foto/Thumbnail: ©gdolgikh/Depositphotos.com

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