Unternehmensnachfolge als Chance zur Digitalisierung nutzen
Digitale Transformation im Mittelstand

Unternehmensnachfolge als Chance zur Digitalisierung nutzen

Foto von Jan Friedrich-Sage
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Im deutschen Mittelstand ist derzeit die Unternehmensnachfolge ein wichtiges Thema. Wer die Geschäfte an die jüngere Generation weitergibt, sollte diese Phase des Übergangs auch dazu nutzen, den digitalen Wandel des eigenen Betriebs und Geschäftsmodells strategisch anzugehen, um das Unternehmen wettbewerbsstark und zukunftsfähig aufzustellen. Anbei fünf Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche strategische Planung der Unternehmensnachfolge.

Der Mittelstand ist eine wichtige Säule der deutschen Wirtschaft und dessen Uternehmensnachfolge ein prominentes Thema. So denken immer mehr Inhaber kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) altersbedingt ans Aufhören. Laut KfW Research erhöht der demografische Wandel und der damit verbundene Fachkräftemangel den Bedarf an Nachfolgern zusätzlich und erschwert zugleich die Nachfolgersuche. Bereits jetzt sind über 1,5 Millionen Inhaber 55 Jahre oder älter. Der Bedarf an qualifizierten Nachfolgern wird in den kommenden zehn Jahren demnach noch weiter steigen.

Das ist nicht nur eine Chance für Unternehmer, die eine Firma übernehmen und sich so selbständig machen wollen. Ein Führungswechsel im Unternehmen bietet zudem die Möglichkeit, den Blick auf die Digitalisierung zu richten und diese strategisch anzugehen. Nach der digitalen Transformation sind Unternehmen in der Regel agiler, die Kunden zufriedener und auch die Umsätze steigen. Das zeigt der Digitalisierungsindex, den das Research- und Analystenhaus Techconsult im Auftrag der Deutschen Telekom erstellt hat. Diese fünf Schritte helfen KMUs bei der strategischen Planung, diesem Ziel näher zu kommen:

1. Optionen genau prüfen

Wer eine Unternehmensnachfolge plant, sollte ausschließlich Betriebe in die engere Auswahl nehmen, die zu den eigenen Ambitionen und Zielen passen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, das Business-Modell und die Branche, in der das einzelne Unternehmen beheimatet ist, genau zu prüfen. Hierzu gehört auch, sich einen umfassenden Überblick über die laufenden Geschäfte der Firmen sowie deren infrastrukturellen und personellen Status quo zu verschaffen. Es gilt etwa Fragen zu klären, wie groß das Wachstumspotenzial des jeweiligen Betriebs ist, welche Investitionen geplant sind, auf welchem Stand Maschinenpark und IT sind und ob die Mitarbeiter mit dem größten Know-how nach dem Eigentümerwechsel bleiben werden.

2. Digitale Neuausrichtung vorantreiben

Unternehmensnachfolger sollten zudem überprüfen, inwieweit die Digitalisierung im Betrieb bereits fortgeschritten ist. Unternehmensnachfolger haben es nun in der Hand, die Digitalisierung im Betrieb einzuleiten oder weiter zu forcieren. Steckt die Entwicklung diesbezüglich noch in den Kinderschuhen, haben Nachfolger die Gelegenheit, Prozesse zu überdenken und als Firma innovativer am Markt aufzutreten. Nur wer Arbeitsabläufe und Geschäftsmodelle digital abbilden kann, bleibt konkurrenzfähig – auch im globalen Wettbewerb.

Unternehmensnachfolge kann in diesem Zusammenhang die Chance sein, einen Paradigmenwechsel herbeizuführen und eine neue, digitalere Unternehmenskultur zu implementieren. Eine sinnvolle Maßnahme in diesem Kontext ist es, das digitale Know-how der Mitarbeiter in Form von Weiterbildungen oder Workshops zu fördern. Sind weitere Kompetenzen erforderlich, können Nachfolger neue Stellen schaffen und diese mit von außen rekrutierten Fachkräften besetzen, die über entsprechende digitale Kenntnisse verfügen.

3. Kontakt zu den Mitarbeitern suchen

Bei Nachfolgeprozessen ist von Beginn an ein enger Dialog mit den Mitarbeitern notwendig. Eine offene Kommunikation hilft dabei, in der Belegschaft die Akzeptanz für geplante Veränderungen wie Modernisierungsmaßnahmen zu steigern. Indem Unternehmensnachfolger auf jeden einzelnen persönlich eingehen und neue Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen, können sie Vertrauen zu den Beschäftigten aufbauen und den Teamgeist stärken. Denn Digitalisierungprozesse sind auch immer Change-Prozesse, mit der Betriebe eine neue, stärker digital geprägte Unternehmenskultur implementieren.

4. Übergabeprozess planen

Wenn die Leitung eines Betriebes an einen Nachfolger übergeben wird, ist ein sauber strukturierter Übergabeprozess in zweierlei Hinsicht sinnvoll. Zum einen wird der neue Eigentümer in die Strukturen des Unternehmens eingeführt. Der Vorgänger macht ihn mit notwendigen operativen Aufgaben vertraut und stellt ihn bei Kunden und Geschäftspartnern vor. Zum anderen kann der ehemalige Firmenlenker Vertrauen zu seinem Nachfolger aufbauen. Denn wer sein eigenes Unternehmen ein gesamtes Berufsleben lang aufgebaut hat, tut sich oft schwer, sein Lebenswerk in fremde Hände zu legen. Eine gemeinsame Übergangszeit hilft somit beiden Seiten – fachlich und emotional.

5. Von Experten beraten lassen

Die vielen Fragen, die bei einer Unternehmensnachfolge wichtig sind, lassen sich kaum in Eigenregie oder auf die Schnelle beantworten. Daher ist es wichtig, den Rat von Experten einzuholen. Sie können beispielsweise bei Rechtsfragen unterstützen, steuerliche Aspekte erläutern oder einschätzen, wie viel ein Unternehmen kosten darf. In diesem Zusammenhang beraten etwa Banken bei Fragen rund um die Finanzierung des Kaufpreises eines Unternehmens. Kurzum: Wer sich mit dem Gedanken einer Unternehmensnachfolge trägt, braucht nicht zu befürchten, das gesamte Projekt alleine stemmen zu müssen.

Die Unternehmensnachfolge ist ein solider Weg in die Selbständigkeit. Wer einen bestehenden Betrieb übernimmt, profitiert beispielsweise davon, dass es zu Lieferanten und Partnern bereits eine langjährige vertrauensvolle Beziehung gibt. Kunden und oft auch Stammkunden sind vorhanden. Und nicht zuletzt bilden die Mitarbeiter ein eingespieltes Team.

Foto/Thumbnail: ©pressmaster/Depositphotos.com

Über den Autor

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Jan Friedrich Jan Friedrich ist Vice President Field Marketing Central Europe bei Sage. Sage konzipiert cloudbasierte Lösungen für Buchhaltung, Unternehmens- und Personalmanagement inklusive persönlichem Support. Das Unternehmen besteht aus 13.000 Mitarbeitern und einem Netzwerk aus Beratern und Partnern. www.sage.de
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