6 schlanke Methoden, die jeder (Start-Up)-Unternehmer kennen sollte
Lean Management

6 schlanke Methoden, die jeder (Start-Up)-Unternehmer kennen sollte

Porträtfoto von Oliver Wüntsch, Coach
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Ein Start-up zu leiten beinhaltet ein breites Spektrum an Hürden und Aufgaben. In einem dynamischen Unternehmen entstehen in einer hohen Frequenz neue Strukturen durch die Erschließung neuer Geschäftsfelder. Vorhandene Ressourcen müssen immer wieder effizient und mit Bedacht eingesetzt werden, um langfristige Erfolge zu schaffen.

Geschieht dies nicht, gestaltet sich die Unternehmenshistorie recht kurzweilig, wie eine Statistik zeigt: Gerade einmal 60-70 % der neugegründeten Unternehmen überstehen die ersten ein bis drei Jahre. Ursache für diese Zahlen dürfte nicht zuletzt ein sich schnell wandelnder Markt mit einer großen Unklarheit über mittel- und langfristige Entwicklung sein. Damit (Start-up)-Unternehmer ihr Business effizienter und revolutionärer gestalten können, sollten sie sich mit der Einführung von schlanken Methoden vertraut machen. Im Hinblick auf die effizientere Verwendung aller zur Verfügung stehenden Ressourcen und einer Steigerung der Anpassungsfähigkeit, bieten sich schlanke Methoden optimal an. Welche Methoden in Betracht kommen und welche Mehrwerte diese schaffen können, werden im Nachfolgenden aufgezeigt.

5 Vorteile von schlanken Methoden:

  • Zeit, Budget und Arbeitskraft können effizienter eingesetzt werden.
  • Hindernisse und Blockaden kann man schneller identifizieren und überwinden.
  • Der Workflow verbessert man spürbar.
  • Unternehmer können sich verstärkt gewinnbringenden Tätigkeiten zuwenden, da Arbeitsprozesse innerhalb der Organisation zunehmend selbstorganisiert sind.
  • Es entsteht ein höheres Pflichtbewusstsein bei den Mitarbeitern.

1. Kaizen

Kaizen ist ein Managementkonzept, das die stetige Verbesserung innerhalb einer Organisation anstrebt. Es geht um die langfristige Perfektionierung aller Prozesse. Wichtig für die Verwirklichung ist unter anderem die Integration von Vebesserungsvorschlägen. Eine entscheidende Rolle spielt hier die Kritik der Mitarbeiter sowie eine offene Prozessorientierung, die dem Unternehmen dabei hilft, schnell und flexibel reagieren zu können. Arbeitsvorgänge sollen so stetig verbessert werden, indem man sich an den Anforderungen des selbst gesetzten Qualitätsstandards orientiert und so die Qualität gewährleistet bleibt. Außerdem verfolgt das Konzept die Vermeidung von Ressourcenverschwendung, Schwachstellen sollen eigenständig erkannt und schnell beseitigt werden.

2. PDCA-Zyklus

Der PDCA-Zyklus folgt einem Projektmanagement-Prinzip, der die Phasen „Plan – Do – Check – Act“ beinhaltet. Diese schlanke Methode lernt aus sich wiederholenden Abläufen und optimiert mithilfe der analysierten Fehler die Strukturen innerhalb eines Bereichs. Durch diese Methodik verschreibt sich das Unternehmen der kontinuierlichen Verbesserung und kommt der Perfektion („Perfection“) näher. Dieser Workflow ist ideal für Unternehmer, die hohen Wert auf eine hohe Anpassungsfähigkeit Ihres Unternehmens legen.

3. Hansei-Philosophie

Der Begriff der Hansei-Philosophie stammt aus der japanischen Kultur und kann im Deutschen mit „Selbstreflexion“ übersetzt werden. Selbstreflexion dient in der Betrachtung des Lean Managements dazu, Problemerkennung zu vollziehen, persönliche Verantwortung und emotionales Verpflichtungsgefühl zu übernehmen und sich kontinuierlich der Verbesserung zu verschreiben. Das Hansei zu praktizieren ist ein unmittelbarer Soft Skill für das Selbstmanagement von Führungskräften. Die eigene Umsetzung beeinflusst auch die Skills der Mitarbeiter und verändert die Unternehmenskultur insgesamt positiv.

4. Kanban-Methode

Kanban entstammt ebenfalls wie Hansei der Feder des japanischen Unternehmens Toyota. Die deutsche Übersetzung lautet „Karte“ beziehungsweise „Tafel“. In der Praxis wird mithilfe des „Pull-Prinzips“ ein Kanban-Board erstellt, auf dem aktuelle Aufgaben visuell dargestellt werden. Die Mitarbeiter können diese eigenständig übernehmen (herausziehen) und bearbeiten. Der Vorteil bei der Umsetzung der Kanban-Methode liegt darin, dass Mitarbeiter selbstständiger und für alle transparent ausstehende Arbeiten umsetzen können. Besonders für Unternehmer, die einen agilen Workflow gewährleisten wollen hat sich die Kanban-Methode als sinnvolles Framework bewährt. Bei einem möglichen Stau von Aufgaben erkennen die Mitarbeiter das Problem und korrigieren es gemeinsam. Die Transparenz über aktuelle und beendete Arbeiten eines jeden Mitarbeiters schafft ein höheres Pflichtbewusstsein, da ein positiver sozialer Druck entsteht.

5. Wertstromanalyse

Die Wertstromanalyse wird mithilfe einer Prozesskarte veranschaulicht. Diese Prozesskarte beinhaltet Zusammenhänge zwischen Aufwänden und Nutzen für die unternehmensinternen Prozesse, Kundenprojekte oder die Entwicklung neuer Produkte (sogenannte Valuestreams). Durch Analyse dieser “Value Streams” kann man wertschöpfende Prozesse qualitativ ausbauen und nicht-wertschöpfende verringern. Das führt dazu, dass unternehmensinterne Ressourcen sinnvoller eingesetzt werden können. Eine Prozesskarte ist immer individuell aufgebaut, je nach Struktur und Prozessen einer Organisation. Da aufsteigende und entstehende Unternehmen meist volle Kontrolle über ihre Ressourcen brauchen, kann die Wertstromanalyse als Tool Klarheit über den Optimierungsbedarf geben.

6. Poka-Yoke-Methode

Die japanische Methode des Poka-Yoke wird zur Vermeidung von menschlichen Fehlern durch technische Prozesse eingesetzt. So können beispielsweise automatisierte Meldungen bei Online-Formularen bei fehlenden Informationen seitens des Kunden unnötige Prozesse vermieden werden. Poka-Yoke setzt sich auch grundlegend mit der Fragestellung auseinander: Wo behindern ungewollte Kundenfehler den Workflow? Ein Unternehmen kann kreative Ideen mithilfe des Poka-Yoke im Dienstleistungsbereich oder Marketing effizienter und kundenorientierter umsetzen.

Schlanke Methoden – und was bringen diese nun?

Schlanke Methoden bringen somit eine neue Herangehensweise auf den Markt, die sich als Ziel gesetzt hat, durch stetige Anpassung und Qualitätssteigerung die optimale Leistung zu erreichen. Durch Fehler entstehen neue Ansätze, die man nutzen kann, um den Arbeitsprozess zu optimieren. Das ist gerade in der heutigen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken, da es immer wichtiger wird, sinnvoll und uneigennützig mit Ressourcen umzugehen und mit diesen ökonomisch sinnvoll zu wirtschaften, um langfristig Erfolge zu erzielen. Es gibt daher einige schlanke Methoden, die Unternehmer einführen können, um ihre Organisation effizienter zu gestalten. Zum einen bringen diese Methoden positive Vorteile wie gesteigerte Eigenständigkeit der Arbeiter, wodurch der Workflow erheblich gesteigert werden kann, zum anderen liegt die Priorität auf wertschöpfenden Aufgaben, sodass der Fokus auf Tätigkeiten gelegt wird, die Mehrwerte mitbringen. Auf diesem Wege werden Ressourcen sinnvoller ausgeschöpft und Prozesse in kontinuierlichem Wege optimiert.

Foto/Thumbnail: ©Depositphotos.com

Über den Autor

Porträtfoto von Oliver Wüntsch, Coach

Oliver Wüntsch Oliver Wüntsch (Jahrgang 1968) ist Business Coach und unterstützt seit mehr als 12 Jahren Unternehmer und Führungskräfte. Er begleitet Menschen, die ein eigenes Business starten möchten, bei den ersten Schritten in die Selbstständigkeit und beim Aufbau eines funktionierenden Geschäftsmodells. Agile und schlanke Arbeitsprinzipien sind für ihn die wirkungsvollste Antwort auf die zunehmende Digitalisierung der Märkte. redplane.de
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