Brexit-Folgen für Unternehmen negativer als befürchtet
Rund 100 Tage nach dem Brexit verspüren die meisten Unternehmen negativere Auswirkungen des Brexits als von ihnen noch zu Jahresbeginn befürchtet. Als Ergebnis daraus ziehen die Unternehmen erste Konsequenzen. So hat sich eines von sechs befragten Unternehmen entschieden, den Außenhandel mit UK ganz einzustellen.
Das zeigt eine aktuelle Umfrage von KPMG und der British Chamber of Commerce in Germany (BCCG) unter 93 Mitgliedsfirmen der BCCG. 80 Prozent dieser Unternehmen haben ihren Sitz in Deutschland, die übrigen im Vereinigten Königreich.
Unternehmen trennen sich zunehmend von britischen Lieferanten
Um den zusätzlichen Belastungen beim Im- und Export zu entgehen, haben Unternehmen auch beschlossen, sich neue Lieferanten abseits des deutsch-britischen Korridors zu suchen. 22 Prozent wollen zu Zulieferern aus anderen Ländern wechseln, und weitere 13 Prozent ersetzen den Import durch lokale Lieferanten. Nur noch weniger als ein Drittel der Befragten will im deutsch-britischen Korridor neue Absatzmärkte und Produktchancen suchen (30 Prozent).
Die Hälfte der Unternehmen verzeichnet seit Jahresbeginn einen Umsatzrückgang im deutsch-britischen Geschäft, jedes vierte vermeldet sogar „starke“ Umsatzeinbußen. Auch in puncto Profitabilität sind die Auswirkungen des Brexits deutlich: 44 Prozent der befragten Unternehmen erwirtschafteten seit dem 1. Januar 2021 nach eigenen Angaben Verluste bei ihren Geschäftsaktivitäten zwischen Deutschland und Großbritannien, weitere 16 Prozent klagen sogar über ein „starkes“ Ertragsminus.
Deutsch-britischer Handel weiter unter Druck
Bei der Bewertung des deutsch-britischen Außenhandels wird der Warentransfer als eine besondere Herausforderung betrachtet: Drei Viertel aller befragten Unternehmen berichten von Schwierigkeiten beim Warenverkehr von Großbritannien nach Deutschland und umgekehrt. Aber auch Dienstleistungen bereiten den befragten Unternehmen Schwierigkeiten. Themen wie Mitarbeiterentsendung und Finanzdienstleistungen bezeichnen jeweils 60 Prozent der Befragten als Herausforderung, für knapp ein Drittel stellen Secondments und Mitarbeitereinsatz im jeweils anderen Land sogar eine „große Herausforderung“ dar.
Foto/Thumbnail: ©istock.com/ffikretow
Kommentare