Wie inklusive und kollaborative Führung in Projektteams gelingt
Transparente Kommunikation

Wie inklusive und kollaborative Führung in Projektteams gelingt

Porträtfoto von Sandra Deichsel, Strategy Lead bei PMI, Project Management Institute
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Wenn es um das Thema Leadership geht, gilt es heute aus Unterschieden Stärken zu machen und aus Heterogenität mehr als die Summe aller Einzelteile zu schaffen. Inklusion und Kollaboration sind dabei Grundvoraussetzung für den Erfolg.

Inklusion, Diversität und Teilhabe nehmen einen immer größer werdenden Raum in der Arbeitswelt ein. Kein Wunder, dass sich im Pride Monat Juni viele Unternehmen in Regenbogenfarben zeigen oder im Vielfaltsmonat Mai zahlreiche Organisationen sich öffentlich zu Diversität bekennen und über ein gesteigertes Bewusstsein für die Bedeutung von Diversity Management und Programmen und Initiativen zur Förderung von Inklusion sprechen.

Solche positiven Signale dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der deutschen Wirtschaft in Sachen gelebter Vielfalt noch viel ungenutztes Potenzial schlummert – insbesondere in den Führungsetagen. Das Gebot der Stunde lautet hier Inclusive und Collaborative Leadership.

Meinungspluralismus als Erfolgsfaktor

Werden Unterschiedlichkeiten als potenzielle Bereicherung verstanden, schafft gelebte Diversität zahlreiche Vorteile. So verdeutlichte etwa eine internationale McKinsey-Studie (2020) den wirtschaftlichen Nutzen von Vielfalt in Führungsteams: Insbesondere in turbulenten Zeiten haben Unternehmen mit hoher Gender-Diversität eine um 25% größere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein. Mit Blick auf den Faktor der ethnischen Vielfalt (Internationalität des Vorstands) steigt die Profitabilität sogar auf 36%. Ein handfester Pluspunkt von Diversität, der mittlerweile auch Organisationen in der Bundesrepublik überzeugt.

Zwar wurden deutsche Unternehmen in puncto Vielfalt lange als Nachzügler angesehen, spätestens zu Beginn der 2020er Jahre entwickelt sich jedoch in immer mehr Firmen ein Bewusstsein für den positiven Nutzen von aktivem Diversity Management – insbesondere zur Bewältigung aktueller Herausforderungen wie den gestiegenen Innovationsdruck oder den Fachkräftemangel. So verwundert es nicht, dass im Sommer 2020 im Zuge der Diversity-Studie der Charta der Vielfalt zwei Drittel aller befragten Entscheider*innen in den mittleren und oberen Führungsrängen bestätigen, dass Diversität im Unternehmen mit konkreten Vorteilen verbunden sei – allen voran die höhere Attraktivität für bestehende und neue Beschäftigte, eine größere Offenheit und Lernfähigkeit der Organisation sowie die bessere Förderung von Innovation und Kreativität.

Auf die Frage, wie sich gelebte Vielfalt im Unternehmen äußert, verweisen die Befragten etwa auf die Berücksichtigung von Vielfaltskriterien beim Recruiting, der Förderung von Frauen oder LGBTQ+-Gruppen sowie eine zunehmende Flexibilisierung von Arbeitszeiten, -weisen und -modellen.

Alles nur nicht homogen

Wenn es darum geht, Vielfalt in Organisationen, Teams und Projekten zu fördern, zeigt sich in der Praxis zudem immer wieder, dass kollaborative und integrative Führung – das heißt ein Leadership-Ansatz, der Zusammenarbeit und ein wertschätzendes Miteinander priorisiert – sowie Power Skills eine große Rolle spielen. Dazu sind eine respektvolle Grundhaltung und eine Kultur der Offenheit sowie des Dialogs, in der sich alle Teammitglieder wohl fühlen, notwendig.

An die Stelle von tradierten hierarchischen Top-down-Konzepten und Silomentalität tritt eine kooperative Arbeitsweise, bei der kooperative Teamarbeit über Ressort-, Hierarchie- und Projektgrenzen hinweg Trumpf ist. Führungskräfte müssen dazu nicht nur in der Lage sein, Projekte transparent, zielorientiert und fokussiert in kleinere Schritte aufzugliedern, sondern eng mit ihren Mitarbeitenden zusammenzuarbeiten, um Probleme zu lösen, Entscheidungen zu treffen und innovative Ideen zu entwickeln.

Insbesondere in komplexen Projektumgebungen, wo Fähigkeiten und Wissen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammengeführt werden, gilt es dabei nicht nur ausgewogene Gespräche zu ermöglichen und allen Perspektiven Gehör zu schenken, sondern eine klare Vision zu vermitteln und diese als aufgeschlossenes Vorbild authentisch und konsequent vorzuleben.

Das beginnt damit, als Führungskraft selbst Empathie und Offenheit zu demonstrieren, eigene Fehler einzugestehen und persönliche Angriffe nicht zu akzeptieren, geht aber weit darüber hinaus. Transparente Kommunikation, die Verwendung von inklusiver Sprache, Menschen mit Respekt zu begegnen und ihnen aktiv zuhören, vor allem wenn sie Probleme ansprechen oder ehrlich Fehler eingestehen, sind in diversen Teams das A und O. Nur so entwickelt sich echtes Vertrauen untereinander. Nur so finden Mitarbeitende den Mut ihre Ideen einzubringen. Nur so sprechen sie etwaige Probleme oder erkannte Stolpersteine aktiv an, was den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen kann.

Gemeinsam an einem Strang

Um dem gesellschaftlichen Drang nach mehr Diversität und Inklusion sowie den veränderten Anforderungen an Leadership Rechnung zu tragen, müssen Unternehmen ihre Talente weiterentwickeln und dabei Power Skills priorisieren. Das bestätigt im Juni 2023 auch eine aktuelle Studie von YouGov im Auftrag von PMI.

Neben digitalem oder technischem Know-how (57%) sowie fachspezifischem Wissen (68%) stehen bei deutschen Arbeitnehmenden vor allem Trainings zu übertragbaren Fähigkeiten hoch im Kurs. Als „(sehr) wichtig“ gelten ihnen dabei Weiterbildungsmöglichkeiten im Projektmanagement (31%), Power Skills wie Kommunikation oder problemlösendes Denken (38%) oder agiles Arbeiten (35%) – alles Kenntnisse und Fähigkeiten, die dabei helfen die Potenziale in gemischten Teams effizient zu nutzen.

Bildnachweis: ©istockphoto.com/Kar-tr

Über den Autor

Porträtfoto von Sandra Deichsel, Strategy Lead bei PMI, Project Management Institute

Sandra Deichsel Sandra Deichsel ist Strategy Lead für Deutschland beim Project Management Institute (PMI). PMI ist der weltweit führende Berufsverband für Projektmanger*innen und vereint eine wachsende globale Gemeinschaft aus Millionen von Projektfachleuten und Changemakern. Durch ihre langjährige Erfahrung als Projekt- und Programmmanagerin sowie Dozentin in diversen inner- und außereuropäischen Ländern weiß Sandra Deichsel, wie wichtig das projektbasierte Arbeiten im Team für Unternehmen und Organisationen ist. www.pmi.org
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