Viele Eltern fühlen sich vom Arbeitgeber allein gelassen
Karrierekiller Babypause?

Viele Eltern fühlen sich vom Arbeitgeber allein gelassen

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Damit die Babypause nicht zum Karrierekiller wird, wünschen sich viele Eltern bei der Rückkehr in den Job deutlich mehr Unterstützung von ihren Arbeitgebern. So werden selten finanzielle Mittel zur Kinderbetreuung angeboten. Nur beim Thema Flexibilität - wie beispielsweise Homeoffice-Möglichkeiten - sind viele Unternehmen kulant.

Zusammenfassung

  • Jede:r Zweite sieht sich bei Rückkehr aus der Elternzeit ohne Unterstützung des Arbeitgebers
  • 45 Prozent der Mütter fühlen sich durch Kinderbetreuung beruflich benachteiligt
  • Für attraktivere Angebote für Familien wären 65 Prozent der Eltern zu weniger Gehalt bereit

In einer aktuellen Studie von The Stepstone Group berichten zwei von drei Müttern und Vätern (66 Prozent) von Herausforderungen beim Weg zurück in den Job. So habe die Hälfte der befragten Eltern (49 Prozent) keine Unterstützung von ihrem Unternehmen erhalten. Die berufliche Weiterentwicklung sehen 45 Prozent der Mütter gebremst und mehr als jede:r Vierte (29 Prozent) denkt aufgrund der mangelnden Unterstützung sogar an Kündigung.

Die Hürden für Mütter und Väter nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz sind vielfältig: 33 Prozent sehen zusätzlichen Druck und eine höhere Arbeitsbelastung, 23 Prozent haben das Gefühl, nicht genug zu arbeiten. 22 Prozent der Befragten berichten unterdessen, dass ihre Aufgaben während ihrer Abwesenheit nicht ausreichend übernommen worden sind.

Firmen bieten vor allem flexible Arbeitsplätze und -zeiten an

Zur Unterstützung des Wiedereinstiegs bieten der Erhebung zufolge die wenigsten Unternehmen betriebliche Hilfen wie finanzielle Unterstützung zur Kindertagesbetreuung, Feedback-Runden zur besseren Wiedereingliederung, Weiterbildungen oder betriebliche Kindertagesstätten. Dafür zeigen sich Arbeitgeber nach den Angaben der Eltern vor allem beim Thema Flexibilität kulant: Jede:r Dritte berichtet von Optionen wie flexible Arbeitsorte und Homeoffice-Möglichkeiten (30 Prozent) sowie flexiblere Arbeitszeiten (39 Prozent).

Diese Möglichkeiten größerer Flexibilität finden Eltern auch am wichtigsten. Mehr als drei von vier wünschen sich eine flexible Arbeitszeit (84 Prozent) sowie Flexibilität beim Arbeitsort (77 Prozent). Darüber hinaus finden sie zur besseren Vereinbarkeit von Job und Familie eine finanzielle Unterstützung der Kinderbetreuung (44 Prozent) und Langzeitkonten für mehr Familienzeit (32 Prozent), gefolgt von betrieblichen Kindertagesstätten oder Krippen (30 Prozent) besonders wichtig.

65 Prozent akzeptieren weniger Gehalt – wenn der Arbeitgeber familienfreundlich ist

Beim Thema Gehalt wären Eltern dabei oft ihrerseits flexibel – vorausgesetzt, der Arbeitgeber bietet besonders viele familienfreundliche Maßnahmen an. 40 Prozent der Eltern geben in der Befragung an, in diesem Fall grundsätzlich ein Gehalt von 5 Prozent unter dem Marktdurchschnitt zu akzeptieren. 20 Prozent der Befragten würden 10 Prozent unter dem Durchschnitt in Kauf nehmen. 5 Prozent wären bereit, sogar 15 Prozent weniger als der Marktdurchschnitt zu verdienen. Allerdings sind auch 35 Prozent nicht dazu bereit, Abstriche beim Gehalt zu machen.

Arbeitgeber, die hier einen Mehrwert bieten, können Bewerber:innen für sich gewinnen und Mütter und Väter nach der Elternzeit halten. „Die Gleichung ist einfach: In Zeiten von Arbeitskräftemangel und Arbeiterlosigkeit brauchen Unternehmen jede Arbeitsstunde. Und die Eltern da draußen brauchen Unterstützung in Sachen Kinderbetreuung. Jeder von uns kennt Eltern, die händeringend suchen. Deshalb bietet gerade das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein immenses Potenzial für Unternehmen. Mit einer starken Infrastruktur, die es erlaubt, Kind und Karriere in Einklang zu bringen, können sich Arbeitgeber mehr denn je profilieren”, sagt Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei The Stepstone Group.

„Mit mehr Flexibilisierung sind Unternehmen auf einem guten Weg, aber sie sichert nicht immer eine ausreichende Kinderbetreuung. Dass Eltern beim Thema Gehalt bereit sind, einen Schritt zurückzugehen, wenn eben familienfreundliche Maßnahmen geboten werden, beweist, in welcher Zwickmühle sie stecken. Es gibt noch viel zu tun, um Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen“, sagt Tobias Zimmermann.

Über die Studie „Working Parents & Beyond“

Im Oktober 2023 hat The Stepstone Group rund 12.000 Menschen in Deutschland, darunter ca. 6.000 Elternteile, 2.000 mit Kindern unter 10 Jahren, zu Herausforderungen und Chancen im Bereich Work-Life-Balance befragt. Die Befragung ist repräsentativ für die deutsche Erwerbsbevölkerung nach Alter und Geschlecht.

Bildnachweis: ©istockphoto.com/Halfpoint

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