Corporate Influencer: Mehr als nur „sozial-affine“ Kollegen
Kein kurzweiliger Trend

Corporate Influencer: Mehr als nur „sozial-affine“ Kollegen

Porträtfoto von Volker Schmidt, CEO der Akima Media
Am

Influencer sind zu einer mächtigen Kraft in der Marketingwelt geworden. Doch vergessen Sie Instagram-Stars und YouTube-Celebrities. Die eigentliche Macht liegt in den Händen der Menschen, die Ihnen höchstwahrscheinlich jeden Tag im Büro begegnen – den Corporate Influencern. Diese Mitarbeitenden sind die verborgenen Superkräfte eines jeden Unternehmens und warten nur darauf, entdeckt zu werden.

Aber: Was genau sind Corporate Influencer? Es sind jene Kollegen, die in ihrem eigenen Social-Media-Profil persönlichen Erfahrungen teilen und so ihren Arbeitsplatz und ihren Berufsalltag in der Öffentlichkeit repräsentieren. Dies macht sie zu einer wertvollen Ergänzung in der Unternehmenskommunikation.

Wie beflügeln Corporate Influencer die Firmenkommunikation?

Durch ihre Aktivitäten erweitern sie die Rollen des Pressesprechers und der Marketingabteilung. Sie können einen enormen Beitrag leisten, indem sie

  • für authentische Kommunikation sorgen: Sie agieren als menschliches Gesicht eines Unternehmens; berichten aus erster Hand über ihre Erfahrungen, Projekte und Erfolge. Das schafft nicht nur Glaubwürdigkeit, sondern erleichtert es, Vertrauen und positive Assoziationen zu fördern.
  • die Reichweite erhöhen: Jeder Corporate Influencer baut sein eigenes Netzwerk aus, was die Reichweite der Marke weiter ausdehnt und Nähe zu den Stakeholdern aufbaut. Mitarbeitende haben häufig ein deutlich größeres Netzwerk als der Corporate-Kanal.
  • Themenführerschaft erringen: Meist sind im Netz aktive Angestellte Experten auf ihrem Gebiet. Wenn sie Know-how und ihre Expertise teilen, bauen sie automatisch auch die Präsenz des Unternehmens in der Branche aus; zeigen, dass in ihm Vordenker arbeiten.
  • die Arbeitgebermarke stärken: In einer Zeit, in der Fachkräfte rar sind, malen Corporate Influencer ein lebendiges, positives Porträt der Firmenkultur und legen das Wertesystem offen.
  • Mitarbeiterbindung vertiefen: Corporate Influencer tauschen sich stark untereinander aus und werden meistens von einem Kernteam betreut. Durch den Aufbau einer internen Community vertieft sich für die Mitarbeitenden das Gefühl, wertgeschätzt zu sein, und deshalb sind sie oft engagierter.
  • die Kosteneffizienz im Marketing steigern: Als grobe Richtschnur – plant eine Firma etwa zweieinhalb Stunden wöchentlich pro Influencer ein, bedeutet das: Nur 16 Influencern verfügen über die Power einer Vollzeitstelle.

Sind sie dazu da, die Reichweite des Unternehmensprofils zu erhöhen?

Ja und Nein. Klingt verwirrend? Lassen Sie es mich erklären: Natürlich sind die Markenbotschafter ein potenzieller Hebel, um die Reichweite des Firmenaccounts zu steigern. Viele Unternehmen setzen auf eine dahingehende Strategie, wenn sie ihre Corporate Influencer-Programme ausarbeiten. Trotzdem scheitern sie oft – einer der häufigsten Gründe ist, dass sie die Mitarbeitenden nur als „Repeater“, als Verstärker des Unternehmenskanals verstehen. Was in der Timeline dann zu sehen ist? Posts wie „Hey, wir sind auf Messe XY“ oder „Schaut, unser Chef wurde vom Handelsblatt zitiert“ häufen sich, aber wertvoller Inhalt wird wenig geboten.

Deshalb führen solche Posts selten zu den gewünschten Ergebnissen. Gerade Berufsnetzwerke wie LinkedIn wandeln sich, der Fokus hat sich verschoben – er liegt heute beim Menschen. Deshalb erreichen Mittarbeiter-Accounts mehr Menschen als die Firmenprofile: Im Zentrum stehen Dialog, Austausch und relevante Inhalte.

Was macht ein erfolgreiches Corporate Influencer-Programm aus?

Voraussetzung ist natürlich eine klare Strategie, die gezielt umgesetzt wird. Hier sind sechs Schritte, um ein durchschlagkräftiges Programm aufzubauen:

Schritt 1: Definieren Sie Ihre Ziele

Was möchten Sie mit Ihren Corporate Influencern erreichen? Möchten Sie die Markenbekanntheit steigern, die Reichweite Ihrer Botschaften erhöhen, Themenführerschaft erlangen oder Ihre Arbeitgebermarke stärken? Erst, wenn Sie sich über ihre Zielsetzung im Klaren sind, können Sie die Strategie und Maßnahmen darauf abstimmen.

Schritt 2: Messen Sie den Erfolg

Legen Sie geeignete Key Performance Indicators (KPIs) fest. Diese Kennzahlen helfen, den Fortschritt zu überwachen und die Effektivität der einzelnen Maßnahmen zu bewerten. Berücksichtigen Sie neben den quantitativen KPIs wie beispielsweise die Anzahl der Follower, die Reichweite der Beiträge und die Interaktionsrate auch qualitative wie die Reputation, die Glaubwürdigkeit und die Kundenzufriedenheit.

Schritt 3: Identifizieren Sie geeignete Kandidaten

Ihnen stehen verschiedene Wege offen, um die passenden Personen zu finden. Fragen Sie diejenigen Kollegen, die bereits Markenbotschaften in ihrem Profil posten, weil sie zum Beispiel als Speaker auftreten oder aber in sozialen Medien über ihre Arbeit berichten. Sie können auch jene Mitarbeitenden ansprechen, die bisher eher ihre eigenen Themen vorantreiben. In regelmäßige Entwicklungsgesprächen lässt sich herausfinden, wie die Kandidaten zum Unternehmen stehen und ob sie bereit sind, sich zu engagieren.

Schritt 4: Schaffen Sie Sicherheit

Guidelines sind eine wertvolle Hilfe. Was ist erlaubt, was nicht? Diese Fragen beschäftigen Corporate Influencer, deshalb gilt es, sie vorab zu klären. Dazu gehört es auch anzusprechen, welche Art von Inhalten sie veröffentlichen dürfen und über welche Themen sie sich äußern können. Stecken Sie die Grenzen nicht zu eng: Nur wer seine eigenen Beiträge gestalten kann, kommt authentisch rüber.

Schritt 5: Bieten Sie Schulungen und Unterstützung

Vermitteln Sie ihnen das nötige Wissen, wie soziale Medien am besten zu nutzen sind und geben Sie ihren Corporate Influencern Richtlinien an die Hand. So stellen Sie sicher, dass die Beiträge den Werten und Zielen des Unternehmens entsprechen. Bieten Sie ihnen auch regelmäßige Unterstützung und Feedback, um ihre Entwicklung zu fördern.

Schritt 6: Denken Sie mittel- und langfristig

Ein Corporate Influencer-Programm ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Messen Sie regelmäßig den Erfolg Ihrer Influencer und optimieren Sie Ihre Aktionen basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Daten zu analysieren und kontinuierlich zu verbessern.

Corporate Influencer sind kein vorübergehender Trend

Vielmehr sind sie eine strategische Notwendigkeit. Sie haben das Potenzial, Reichweite und Glaubwürdigkeit eines Unternehmens zu steigern, die Reputation und Arbeitgebermarke zu stärken und bislang Fremde zu Fans zu machen. Um dies zu erreichen, braucht es allerdings Kontinuität. Was Sie suchen sollten, wenn Sie ein Corporate Influencer Programm einführen wollen: Ausdauer und die Lust, sich in den sozialen Medien mitzuteilen. Was wertvolle Posts sind, das lässt sich lernen.

Bild: istockphoto.com/golubovy

Über den Autor

Porträtfoto von Volker Schmidt, CEO der Akima Media

Volker Schmidt Volker Schmidt ist seit Januar 2018 CEO bei Akima Media und verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung als Kommunikationsberater und über 10 Jahre als Führungskraft mit Personalverantwortung. Zuvor war er u.a. bei der Agentur Firefly, Johansson + Kretschmer und fischerAppelt tätig. Durch seine Erfahrungen in strategischer Kommunikation mit Fokus auf B2B IT/Technologie-Kommunikation ist er Experte für die Entwicklung und Umsetzung von Kommunikationsstrategien, der CxO-Positionierung, Entwicklung von Inhalten und der Durchführung von Medientrainings. akima.net/de/
Zum Autorenprofil

Kommentare

Kommentar schreiben:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erhalten Sie jeden Monat die neusten Business-Trends in ihr Postfach!
X