
Rekordhoch bei Dienst nach Vorschrift in deutschen Unternehmen
Die Stimmung in deutschen Unternehmen trübt sich weiter ein. Immer weniger Beschäftigte fühlen sich mit ihrem Arbeitgeber verbunden, stattdessen arbeiten viele nur noch nach Vorschrift. Das zeigt der aktuelle Gallup Engagement Index 2024.
Weniger Begeisterung für den Job, mehr Dienst nach Vorschrift
Nur noch neun Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland geben an, sich emotional stark mit ihrem Arbeitgeber verbunden zu fühlen. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 14 Prozent. Parallel dazu macht eine große Mehrheit – nämlich 78 Prozent – nur noch das, was unbedingt nötig ist. So hoch war dieser Anteil in den letzten 20 Jahren nicht.
Loyalität und Vertrauen geraten ins Wanken
Auch die Frage, wie lange man dem Arbeitgeber noch die Treue hält, beantworteten viele mit Skepsis. Nur jede:r Zweite plant, in einem Jahr noch beim derzeitigen Arbeitgeber zu arbeiten. Über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg sinkt die Bleibebereitschaft sogar auf 34 Prozent. Auch das Vertrauen in die Führung ist stark zurückgegangen: Nur noch 21 Prozent der Beschäftigten haben volles Vertrauen in ihre Vorgesetzten – vor fünf Jahren waren es noch doppelt so viele. Ebenso kritisch wird die wirtschaftliche Lage der eigenen Firma eingeschätzt.
Führungskräfte sind zu sehr mit Schadensbegrenzung beschäftigt
Gallup-Experte Marco Nink bringt es auf den Punkt: „Führungskräfte tun mittlerweile etwas gegen Demotivation, aber nicht genug für Motivation. Das Resultat ist Dienst nach Vorschrift.“
Weniger „innere Kündiger“ – aber die Folgen sind weiterhin spürbar
Es gibt aber auch positive Entwicklungen: Die Zahl der innerlich gekündigten Beschäftigten ist auf 13 Prozent gesunken – das ist der niedrigste Wert seit Jahren. Trotzdem schlagen die wirtschaftlichen Folgen weiter stark zu Buche. Laut Gallup kostet die geringere Produktivität dieser Gruppe die deutsche Wirtschaft jährlich bis zu 134,7 Milliarden Euro.
Trotz Krise: Viele Beschäftigte bleiben wechselbereit
Trotz wirtschaftlicher Unsicherheit sehen viele Beschäftigte den Arbeitsmarkt optimistisch. Rund ein Drittel wurde im vergangenen Jahr aktiv von Headhuntern angesprochen – ein Rekordwert. Der anhaltende Fachkräftemangel macht sich hier deutlich bemerkbar.
Gute Führung zeigt Wirkung – wenn sie auf Stärken setzt
Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden gezielt nach ihren Stärken fördern, sind klar im Vorteil. Sie profitieren von motivierteren Teams, weniger Fehlzeiten und geringerer Fluktuation. Immerhin 34 Prozent der Beschäftigten gaben an, in den letzten drei Monaten ein Gespräch über ihre Stärken geführt zu haben – doppelt so viele wie vor zehn Jahren.
Homeoffice: Produktiv, aber nicht ohne Probleme
Die Arbeit im Homeoffice wird weiterhin positiv bewertet. 79 Prozent der Befragten empfinden sich zu Hause als genauso leistungsfähig oder sogar produktiver als im Büro. Gleichzeitig beklagen 36 Prozent, dass die Zusammenarbeit auf Distanz schwieriger geworden ist – insbesondere wenn es um kreative Prozesse oder Abstimmungen geht.
Was jetzt zählt: Eine Führungskultur, die motiviert
Die Zahlen zeigen deutlich: Viele Beschäftigte in Deutschland sind emotional nicht mehr wirklich bei der Arbeit. Wer als Unternehmen in der aktuellen Situation bestehen will, muss mehr tun, als nur auf Krisen zu reagieren. Es braucht eine Führung, die langfristig Motivation schafft und Mitarbeiter:innen stärker einbindet.
Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen.
Bildquelle: istockphoto/oatawa
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