Lücken im Lebenslauf richtig nutzen: Chancen statt Makel
zum Beispiel Sabbatical

Lücken im Lebenslauf richtig nutzen: Chancen statt Makel

Porträtfoto von Jan-Niklas Hustedt, Geschäftsführer der Sparkassen-Personalberatung GmbH
Am

Karrieren verlaufen heute selten linear. Sabbaticals, berufliche Neuorientierung, Familienzeiten oder auch Auslandsaufenthalte prägen viele Lebensläufe. Wer solche Phasen im Bewerbungsprozess aber als Makel deutet, vergibt Chancen. So zeigen Daten, dass sogenannte Career Gaps in Deutschland längst keine Ausnahme mehr darstellen.

Eine Auswertung von knapp 1,8 Millionen Lebensläufen ergab, dass 30 Prozent aller Lebensläufe 2025 eine Lücke von zwölf Monaten oder mehr aufweisen – im Jahre 2022 lag dieser Anteil noch deutlich niedriger. Unterbrechungen über sechs Monate stiegen von 28 Prozent im Jahr 2022 auf 38 Prozent im Jahr 2025.¹

Diese Entwicklung beweist: Lücken wirken nicht automatisch abschreckend, wenn Bewerbende offen und ehrlich darstellen, wie sie eine Auszeit genutzt haben. Entscheidend bleibt der Bezug zur angestrebten Stelle: Welche Kompetenzen aus der Pause stärken den künftigen Beitrag im Job?

Normaler Teil moderner Karrieren

Offene Kommunikation stellt somit den wichtigsten Schlüssel dar. Bewerbende punkten, wenn sie dies im Lebenslauf kurz und im Gespräch dann ausführlicher schildern. Weiterbildung, ehrenamtliches Engagement² oder auch die Übernahme von Verantwortung im privaten Umfeld zeigen Haltung. Wer diese Erfahrung aktiv benennt, signalisiert Lernbereitschaft. Arbeitgeber erkennen darin Menschen, die Herausforderungen nicht verdrängen, sondern konstruktiv anpacken.

Lücken gilt es nicht zu verschweigen. Menschen bestehen aus mehr als nur Zeugnissen und anderen Nachweisen. Gerade ungradlinige Biografien bringen oft wertvolle Fähigkeiten mit, beispielsweise in Form von internationalen Fachkräften mit interkulturellen Kompetenzen, Quereinsteigern mit frischem Blick oder Rückkehrer nach Krankheit, die besondere Belastbarkeit zeigen.

Wer zu eng filtert, verliert Talente, die im Bewerbungsgespräch überzeugen können. Kompetenz erschließt sich nicht immer aus dem PDF, sondern oft erst im persönlichen Austausch. Ein Bewerber mit Brüchen liefert häufig genau den Perspektivwechsel, den Unternehmen in Zeiten von Fachkräftemangel, Digitalisierung und Transformation dringend brauchen.

Gespräch als Wendepunkt

Im Vorstellungsgespräch entsteht die eigentliche Chance. Bewerber, die ihre Geschichte selbstbewusst und ohne Ausflüchte erzählen, vermitteln Souveränität. Unternehmen können hier auch durch gezielte Nachfragen ein tieferes Bild der Persönlichkeit gewinnen. Somit entscheidet schlussendlich nicht der perfekte Lebenslauf, sondern erst die Fähigkeit, sich zu reflektieren und lösungsorientiert zu präsentieren. Soft Skills wie Anpassungsfähigkeiten und Lernbereitschaft haben in den vergangenen Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. Sie dürfen heute nicht mehr unterschätzt werden.

Drei kurze Tipps:

  • Offen kommunizieren: Lebenslauf-Lücken nicht verstecken, sondern in eigene Worte fassen und mit positiven Erfahrungen verknüpfen.
  • Konkreten Mehrwert zeigen: Weiterbildung, ehrenamtliche Projekte oder neue Fähigkeiten gerne direkt in Bezug zur angestrebten Stelle präsentieren.
  • Selbstbewusst auftreten: Statt Entschuldigungen lieber aktiv betonen, wie persönliche Erfahrungen die berufliche Entwicklung bereichern.

Mehr Offenheit auf beiden Seiten

Brüche im Lebenslauf taugen längst nicht mehr zum direkten Aussortieren, sondern laden zum näheren Hinsehen ein. Bewerber nutzen sie als Bühne für Erfahrungen, die jenseits der klassischen Karriereschritte liegen, Unternehmen wiederum profitieren, wenn sie solche Profile ernst nehmen und nicht reflexhaft aussieben. In einer Arbeitswelt, die Wandel und Flexibilität verlangt, entwickeln gerade untypische Biografien enormes Potenzial.

¹ LiveCareer Daten von 1,8 Millionen Lebensläufen zeigen Trend in Karriereunterbrechung. Denise Hoferichter.  26.09.2025.
² Ehrenamt/FAQs. Bundesministerium des Inneren.

Bildnachweis: Depositphotos.com/VitalikRadko

Über den Autor

Porträtfoto von Jan-Niklas Hustedt, Geschäftsführer der Sparkassen-Personalberatung GmbH

Jan-Niklas Hustedt Jan-Niklas Hustedt ist Geschäftsführer der Sparkassen-Personalberatung GmbH. Seit knapp 10 Jahren im Bereich der Personalberatung tätig, beschäftigt er sich vor allem mit den Themenfeldern Recruiting und Personalgewinnung. sparkassen-personalberatung.de
Zum Autorenprofil

Kommentare

Kommentar schreiben:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erhalten Sie jeden Monat die neusten Business-Trends in ihr Postfach!
X