Tipps für erfolgreiches Selbstcoaching
Das Leben im Griff haben

Tipps für erfolgreiches Selbstcoaching

Sabine Prohaska
Am

In unserem Leben geraten wir oft in Situationen, in denen wir uns entscheiden und die Weichen teilweise neu stellen müssen. Dann können wir nicht stets einen professionellen Coach als Unterstützer engagieren. Also benötigen wir die Kompetenz, uns selbst zu coachen – wenn wir unser Leben aktiv gestalten möchten.

Unsere Lebensbedingungen und -umstände verändern sich immer rascher. Also geraten wir auch häufiger in Situationen, in denen wir uns entscheiden und die Weichen in unserem Leben teilweise neu stellen müssen. Das überfordert viele Menschen – in gewissen Lebensphasen und -situationen. Dies ist ein zentraler Grund, warum das sogenannte Coaching boomt.

Beim Coaching geht es vereinfacht darum, eine Brücke zwischen unserem aktuellen und unserem künftigen Leben zu schlagen. Und der Coach? Er unterstützt seine Klienten, auch Coachees genannt, beim Bewältigen der Herausforderungen, die sich hieraus ergeben – unter anderem, indem er bei ihnen einen Selbstreflexionsprozess bewirkt, der zu einem Erkennen der Problemursachen und möglicher Lösungswege führt.

Diesen Reflexionsprozess können Menschen auch ohne professionelle Unterstützung bei sich auslösen. Und um unser Leben zu meistern, benötigen wir künftig zunehmend diese Kompetenz. Denn aufgrund unseres dynamischen Lebensumfelds und der vielen Optionen, die sich uns bieten, müssen wir immer häufiger die Weichen in unserem Leben teilweise neu stellen. So zum Beispiel, wenn wir vor den Fragen stehen:

  • Soll ich mich beruflich verändern?
  • Welche Form der Beziehung möchte ich mit meinem Partner haben?
  • Wie möchte ich im Alter leben?

Kernfrage: Wer bin ich und was will ich?

Eine Voraussetzung für ein erfolgreiches Selbstcoaching ist, dass wir noch über die hierfür nötige (psychische) Kraft verfügen. Das setzt wiederum voraus, dass es in unserem Leben „stabile Zonen“ gibt. Also zum Beispiel soziale Beziehungen, die uns Halt geben. Oder einen Beruf, der uns erfüllt. Oder Werte, die uns als innerer Kompass dienen. Solche stabilen Zonen sind für uns Menschen extrem wichtig, denn aus ihnen erwächst die Kraft, unser Leben aktiv zu gestalten. Fehlen sie, benötigen wir in der Regel professionelle Hilfe.

Eine weitere Voraussetzung für ein erfolgreiches Selbstcoaching ist: Wir müssen uns vom Irrglauben lösen, es gebe den einen richtigen Weg. Und wenn wir ihn finden, sind wir bis ans Lebensende glücklich. Diesen Weg gibt es nicht – auch, weil wir und unsere Bedürfnisse sich im Verlauf unseres Lebens ändern. Deshalb müssen wir uns die Fragen

  • Was ist mir wichtig?
  • Welches Leben will ich führen? Und:
  • Wie kann ich es realisieren?

immer wieder neu stellen. Entscheidend ist, dass wir uns auf den Weg machen und den nächsten Schritt in die angestrebte Richtung gehen. Denn jeder Schritt zieht weitere Schritte nach sich, die uns unserem Ziel näher bringen.

Herausforderung: Unser Leben aktiv gestalten

Das Konzept des lösungsorientierten Selbstcoachings geht von zwei Annahmen aus.

Annahme 1: Jeder Mensch trägt die Lösung seiner Probleme in sich: Fast alle Menschen haben in ihrem Leben schon viele Herausforderungen gemeistert. Außerdem verfügen sie über die Fähigkeit, selbst zu erkennen, wann eine Herausforderung für sie zu groß ist, weshalb sie eine punktuelle Unterstützung brauchen. Also können sie auch eigenständig adäquate Lösungswege für sich finden und die nötige Unterstützung organisieren.

Annahme 2: Menschen wollen ihre Probleme eigenverantwortlich und selbstständig lösen: Die meisten Menschen verfügen über die nötige psychische Stabilität, um bei Herausforderungen nicht in eine Problemtrance zu verfallen, bei der das Problem immer größer und unlösbarer erscheint. Sie sind dazu in der Lage, sich zielorientiert zu fragen:

  • Was wäre für mich eine attraktive Lösung?“ Und:
  • Wie würde der Zielzustand konkret ausschauen?“

Und dann passende Lösungen zu entwerfen.

Diesen Annahmen liegt wiederum die Annahme zugrunde, dass wir die Welt, so wie wir sie erleben, weitgehend selbst konstruieren – durch die Art, wie wir Dinge sehen und bewerten. Das gilt auch für unsere Probleme.

Hierfür ein Beispiel: Angenommen Sie hätten in den letzten Jahren mehrfach Ihren Job gewechselt. Dann könnten Sie, bestärkt durch Bekannte, zur Überzeugung gelangen: Ich habe ein Problem – nämlich einen Job durchzuziehen. Doch muss das so sein? Nein! Vielleicht gehört es zu Ihrem Konzept eines erfüllten Lebens, beruflich regelmäßig etwas Neues auszuprobieren? Wo ist dann das Problem? Sie sehen, wir konstruieren viele Probleme selbst, durch unsere Art, Situationen und Konstellationen zu bewerten. Deshalb erscheinen uns auch manche Probleme unlösbar. Daraus folgt: Wenn wir lernen, die Probleme neu zu sehen und zu bewerten, dann werden sie oft auch lösbar.

Geduld mit sich selbst und dem eigenen Gehirn haben

Doch was bedeutet (Neu- und Um-)Lernen? Neurologisch betrachtet ist Lernen ein ganz handfester Prozess, bei dem sich in unserem Gehirn neue Nervenverbindungen bilden und durch entsprechende Impulse immer stärker werden. Am Anfang ist die neue Nervenbahn nur ein kaum sichtbarer Trampelpfad, aus dem nach einigen Wochen oder Monaten, weil wir das neue Verhalten regelmäßig zeigen, allmählich eine Landstraße oder gar Autobahn wird.

Beim Aufbau neuer Kompetenzen und Verhaltensmuster müssen wir mit Rückfällen und Phasen des scheinbaren Stillstands rechnen – denn Lernprozesse verlaufen nicht linear. Sie verlaufen oft scheinbar sprunghaft.

Hierfür ein Beispiel: Angenommen Sie sind ein Tennisspieler und wollen einen neuen Schlag einstudieren. Also üben sie den ganzen Nachmittag, ohne große Fortschritte. Frustriert fahren Sie nach Hause. Doch eine Woche später stehen Sie erneut auf dem Platz, und plötzlich gelingt Ihnen auf Anhieb der neue Schlag. Der Grund hierfür ist: Sie haben zwar nicht bewusst geübt, doch Ihr Gehirn arbeitete weiter. Es hat neue neuronale Verbindungen geknüpft, die für den Schlag nötigen Bewegungsabläufe immer wieder durchgespielt und mit ähnlichen Bewegungsmustern in Verbindung gebracht, so dass Ihnen plötzlich, scheinbar aus dem Nichts der Schlag gelang.

Ähnliche Prozesse werden Sie beim Selbstcoaching registrieren – zum Beispiel, wenn Sie strukturiert und regelmäßig über ein Problem nachdenken. Dann passiert oft wochenlang scheinbar nichts. Doch dann plötzlich, scheinbar aus heiterem Himmel haben Sie – zum Beispiel beim Kochen – den berühmten Geistesblitz. Das heißt, Sie haben die Problemlösung vor Augen. Denn während Sie scheinbar nur mit anderen Dingen beschäftigt waren, blieb Ihr Gehirn am Ball. Es baute neue neuronale Verbindungen auf, und plötzlich kennen Sie die Lösung. Und wenn Sie dann weiterhin Ihr Gehirn mit den erforderlichen Reizen versorgen, indem Sie sich die entsprechenden Fragen stellen und adäquate Übungen durchführen, dann zeigen Sie irgendwann auch das gewünschte Verhalten.

Sich die angestrebte Zukunft bildhaft vorstellen

Um dieses Ziel zu erreichen, ist es wichtig, sich die angestrebte Lösung und das angestrebte Leben regelmäßig bildhaft vorzustellen – also die Zukunft gedanklich vorwegzunehmen. Spitzensportler kennen die Kraft der sogenannten Imagination. Sie wissen, sie ist ein sehr wirksames Instrument, um sich einem Ziel Schritt für Schritt zu nähern. Denn unser Gehirn strebt nach einem kohärenten Zustand, bei dem unsere Lebensrealität mit dem Zielbild übereinstimmt. Deshalb befähigt es uns irgendwann, die äußeren Umstände dem inneren Bild anzugleichen.

Henry Ford wird folgende Aussage zugeschrieben: „Egal, ob du glaubst, du kannst es, oder ob du glaubst, du kannst es nicht, du hast immer recht!“. Sie verweist auf den von der psychologischen Forschung belegten Sachverhalt, dass unsere Erwartung einen großen Einfluss auf das Ergebnis hat – positiv und negativ. Deshalb ist es wichtig, sich beim Selbstcoaching regelmäßig in den gewünschten Zielzustand zu versetzen.

Das fällt vielen Menschen schwer. Sie denken, kaum haben sie ein positives Zielbild entworfen, „Ja, aber das geht nicht, weil…“. Dann verliert das Zielbild seine Energie. Wie stark unsere Gedanken unser Empfinden beeinflussen, das können Sie selbst ausprobieren. Stellen Sie sich bildhaft vor, Sie würden herzhaft in eine Zitrone beißen, und achten Sie darauf, wie Ihr Körper reagiert. Vermutlich verzieht sich Ihr Mund allein durch die Vorstellung des sauren Geschmacks einer Zitrone. Und das nur aufgrund weniger, gedachter Worte. Wie groß muss dann erst die Wirkung sein, wenn wir uns regelmäßig unser künftiges Leben bildhaft vorstellen und Schritte in die gewünschte Richtung gehen? Probieren Sie es aus.

Über den Autor

Sabine Prohaska

Sabine Prohaska Die Wirtschaftspsychologin Sabine Prohaska ist Inhaberin des Wiener Beratungsunternehmens seminar consult prohaska, dessen Blended-Learning-Trainer-Ausbildung mit dem BDVT-Trainingspreis in Gold 2018/2019 ausgezeichnet wurde. www.seminarconsult.at
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