Blended-Learning: Auf dem Weg zu einer neuen Lernkultur
Weiterbildung von Mitarbeitern

Blended-Learning: Auf dem Weg zu einer neuen Lernkultur

Sabine Prohaska
Am

Immer mehr Unternehmen nutzen die moderne Informations- und Kommunikationstechnik, um sogenannte Blended-Learning-Konzepte in ihrer Organisation zu etablieren. Daraus wachsen neue Anforderungen an die Mitarbeitenden, die ihre Kollegen künftig auch online schulen sollen.

Viele Unternehmen nutzten in ihrer Aus- und Weiterbildung bereits Lehr- und Lernkonzepte, die das Lernen in Präsenzseminaren mit einem computergestützten Lernen verknüpfen. Von solchen Blended-Learning-Konzepten erhoffen sie sich eine Ersparnis von (Arbeits-)Zeit und Geld. Zudem ist der Lernbedarf ist in vielen Organisationen heute so groß, dass er mit Präsenzseminaren allein nicht mehr befriedigt werden kann. Deshalb muss das Lernen aus Sicht der Unternehmen ein integraler Bestandteil der Alltagsarbeit werden.

Digital Natives sind bereits online

Hinzu kommt: Die meisten Mitarbeiter der Unternehmen sind heute Digital Natives. Sie sind es gewohnt, den PC und die mobilen Endgeräte – vom Laptop bis Smartphone – zu nutzen, um sich zu informieren und zu kommunizieren sowie ihre (Zusammen-)Arbeit zu planen. Auch deshalb setzen die Unternehmen in ihrer Aus- und Weiterbildung verstärkt auf das sogenannte E-Learning.

Dieser Trend wird sich fortsetzen – nicht nur weil zum Beispiel bei Webinaren die bei Präsenzseminaren anfallenden Reisezeiten und -kosten entfallen. Entscheidender ist: Mit der modernen digitalen Lerntechnik lassen sich Lernkonzepte schmieden, die sich leichter in den Arbeitsalltag integrieren lassen. Ähnlich verhält es sich beim Coachen der Mitarbeiter. Auch bei ihm setzen die Unternehmen verstärkt auf Telefon- und Online-Coachings, denn diese lassen sich kurzfristiger planen. Und beim Trainieren der Verhaltenssicherheit der Mitarbeiter entdecken die Unternehmen zunehmend die Vorzüge von Microlearning-Apps, mit denen das Gelernte eingeübt werden kann.

Online-Lernen: Herausforderung für die Wissensvermittler

Doch leider herrscht in vielen Betrieben noch die Überzeugung: Für das Einführen von Blended- Learning genügt es, die bisherigen Lernkonzepte und -unterlagen auf unsere Server hochzuladen. Das ist ein Irrtum! Blended-Learning setzt eine Unternehmenskultur voraus, die diese Art des Lernens unterstützt. Es erfordert zudem neben der nötigen technischen Infrastruktur die Kompetenz, diese professionell zu nutzen. Außerdem setzt es neue Lernkonzepte und eine entsprechende Content-Entwicklung voraus. Und mit am wichtigsten ist: Das Selbstverständnis der firmeninternen Trainer und Wissensvermittler muss sich wandeln.

Auch aus folgendem Grund: Die meisten größeren Unternehmen beschäftigen zwar auch Fulltime-Trainer. Das Groh ihrer Wissensvermittler sind jedoch Führungskräfte auf der operativen Ebene oder berufserfahrene Spezialisten, die nur zuweilen in die Trainerrolle schlüpfen, beispielsweise wenn neue Mitarbeiter eingearbeitet oder Problemlösungen im Unternehmen eingeführt werden sollen. Für die meisten firmeninternen Trainer ist das Trainieren daher eine Zusatzaufgabe. Sie sind zudem keine ausgebildeten Pädagogen, sondern wurden wegen ihres Fachwissens und ihrer beruflichen Erfahrung als Trainer ausgewählt.

Change-Projekt: Einführung von Blended-Learning

Wenn sie künftig ihre Kollegen auch online trainieren sollen, kämpfen diese Teilzeittrainer in der Regel mit zahlreichen technischen, methodisch-didaktischen, aber auch (selbst-)organisatorischen Fragen und Problemen. Meist wird ihnen bei deren Lösung firmenintern zu wenig Unterstützung gewährt, denn: Viele Unternehmen verkennen, dass es sich beim Einführen des Blended-Learning um ein Change-Projekt handelt, das auf das Schaffen einer neuen Lernkultur in der Organisation abzielt.

Sie unterschätzen zudem oft, wie viele neue Kompetenzen ihre Trainer beim Online-Trainieren und -Coachen brauchen. Diese benötigen unter anderem in folgenden Bereichen neue Skills:

  • Digitaltechnik: Die Trainer müssen die Möglichkeiten, die ihnen und ihrem Unternehmen die neuen, digitalen Lerntechnologien bieten, realistisch einschätzen und die Technik professionell nutzen können.
  • Selbstverständnis: Die Trainer müssen sich – wie die Teilnehmer – als Lernende begreifen, die ihr (bisheriges) Trainerverhalten reflektieren und dieses Schritt für Schritt den veränderten Rahmenbedingungen anpassen.
  • Methodik und Didaktik: Die Trainer müssen unter anderem einschätzen lernen, welche Lerninhalte und Skills mit der modernen Technik vermittelbar sind (und welche nicht). Sie müssen zudem die Lerninhalte so präsentieren können, dass sich Ziele auch dann erreichen lassen, wenn das Lernen online und im Selbststudium erfolgt.
  • (Selbst-)Organisation: Die Trainer müssen unter anderem ihren Arbeitsalltag so strukturieren können, dass sie die Lernenden in ihrem Lernprozess unterstützend begleiten können, obwohl diese oft an unterschiedlichen Orten und zu verschiedenen Zeiten lernen.

Foto/Thumbnail: ©Mazirama/Depositphotos.com

 

Über den Autor

Sabine Prohaska

Sabine Prohaska Die Wirtschaftspsychologin Sabine Prohaska ist Inhaberin des Wiener Beratungsunternehmens seminar consult prohaska, dessen Blended-Learning-Trainer-Ausbildung mit dem BDVT-Trainingspreis in Gold 2018/2019 ausgezeichnet wurde. www.seminarconsult.at
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