Welche Fördermittel stehen Unternehmen zur Verfügung?
Finanzierung

Welche Fördermittel stehen Unternehmen zur Verfügung?

Porträtfoto von Johannes Tschesche von valueversitas
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Mit Fördermitteln können Unternehmen ihre Liquidität erheblich verbessern. Doch nur die wenigsten Unternehmen nutzen diese Möglichkeit und verzichten damit auf nicht unerhebliche Geldbeträge. Erfahren Sie, welche Zuschüsse Ihr Unternehmen erhalten kann.

Fördermittel – Ein Überblick

Es gibt staatliche Zuschüsse für Investitionen, FuE-Aktivitäten und einiges mehr. Für alle Unternehmen ist ihre Liquidität von entscheidender Bedeutung. Deshalb werden die vielfältigsten Instrumente verwendet, damit die Differenz zwischen Zahlungseingängen und Ausgaben möglichst hoch ausfällt. Das Thema ist wichtig. Von der Prozessoptimierung bis zum Steuersparmodell ist die Bandbreite möglicher Ansätze groß. Aufgrund der Wichtigkeit werden nahezu sämtliche verfügbaren Möglichkeiten ausgeschöpft. Lediglich ein Thema wird von vielen Unternehmen stiefmütterlich behandelt: Fördermittel.

Die Gründe, warum das Thema Fördermittel in den Köpfen vieler Entscheider nicht die gleiche Priorität hat, wie beispielsweise Kostensenken oder Steuern sparen, sind vielfältig. Einerseits herrscht der Irrglaube vor, dass es sich dabei um ein staatliches Almosen handelt, andererseits gilt die damit verbundene Bürokratie als Hindernis. Außerdem ist vielen Unternehmern oder leitenden Angestellten nicht bewusst, dass sie für kostenintensive Entwicklungen, Investitionen und weitere Maßnahmen staatliche Zuschüsse erhalten können. Doch genau das ist der Fall. Insbesondere Mittelständler haben hier vielfältige Möglichkeiten. Allerdings ist die Förderlandschaft unübersichtlich und komplex. Die nachfolgende Übersicht soll ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

Vereinfacht kann man die Förderungen in

  • Übernahme von Bürgschaften und vergünstigten Darlehen
  • Beteiligungskapital und
  • nicht rückzahlbare Zuschüsse

einteilen. Am Interessantesten sind die Zuschüsse, da sie nicht zurückgezahlt werden müssen. Daher wird nachfolgend der Fokus auf den Zuschüssen liegen.

1. Nicht rückzahlbare Zuschüsse

Nicht rückzahlbare Zuschüsse sind Gelder, die der Staat für einen bestimmten Zweck ausschüttet. Dieses Geld muss, wie der Name sagt, nicht zurückgezahlt werden und erhöht damit direkt die Liquidität des Unternehmens, ohne zu einem späteren Risiko zu werden. Grundsätzlich gibt es Zuschüsse für nahezu alle denkbaren Zwecke. Für die meisten Unternehmen sind vor allem folgende Förderungen von Interesse:

  • Förderung von Forschung und Entwicklung (Innovationsförderung, Produktentwicklung etc.)
  • Investitionsförderung (Modernisierung, Digitalisierung, Ausbau etc.)
  • Beratungsförderung

Die Beratungsförderung wird üblicherweise nur kleineren Unternehmen (meist bis maximal 100 Mitarbeiter) gewährt und beläuft sich im Regelfall auf Beträge zwischen 1.500 Euro und 3.000 Euro. Lediglich bei der Beratung zur Digitalisierung oder im Rahmen von beauftragten Machbarkeitsstudien können auch fünfstellige Zuschüsse beantragt werden.

2. Innovationsförderung

Besonders attraktiv ist die Förderung von Forschung und Entwicklung oder auch Innovationsförderung. Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten für kleine und große Unternehmen. Ausschreibungen gibt es auf EU-Ebene, auf Bundesebene und auf Landesebene. Beantragt werden können typischerweise Machbarkeitsstudien, Einzelprojekte und Kooperationsprojekte, wobei viele Ausschreibungen ausschließlich die Durchführung von Kooperationsprojekten vorsehen. Bezuschusst werden die geförderten Vorhaben in der Regel mit 25% bis 50% des Projektbudgets.

Für kleinere FuE-Projekte bedeutet das je Unternehmen zwischen ca. 100.000 € und 200.000 € Zuschuss. Bei größeren Projekten kann der Zuschuss natürlich auch deutlich höher ausfallen. Besonders attraktiv für den Mittelstand sind in diesem Zusammenhang das für fast alle Branchen und Themen offene zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) sowie die Innovationsförderungen der Länder. Interessant ist auch, dass nach Projektdurchführung weitere Zuschüsse für die Markteinführung beantragt werden können (für Werbung, Zulassungen etc.). Für größere Unternehmen sind die themenspezifischen Ausschreibungen der Bundesministerien interessant. Ausschreibungen auf EU-Ebene können ebenfalls interessant sein.

2. Forschungszulage

Ein besonders wichtiges Instrument der Förderlandschaft ist die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung – die sogenannte Forschungszulage. Diese gilt, unabhängig von der Unternehmensgröße, für alle Unternehmen. Und noch weitere Vorteile kommen ins Spiel: Denn erstens besteht auf diese Förderung ein Rechtsanspruch und zweitens erfolgt die Beantragung über den Jahresabschluss, der ohnehin angefertigt werden muss. Die Förderung erfolgt dann in Form einer Steuererstattung oder, wenn die Erträge negativ sind, in Form einer direkten Auszahlung. Jedes Unternehmen, was diese Chance nicht nutzt, verschenkt Geld.

4. Investitionsförderung

Die Investitionsförderung ist ein weiteres Förderinstrument, das für Unternehmen sehr attraktiv sein kann. Die Bandbreite reicht von Zuschüssen für eine erhöhte Energieeffizienz in der Produktion, für eine bessere Wärmedämmung oder für die Errichtung und den Ausbau von Biogas- oder Solaranlagen. Es können aber auch Investitionen in neue Produktionsanlagen oder den Bau von Gebäuden zur Schaffung oder Sicherung von Arbeitsplätzen sein. Je nach Vorhaben und Rahmenbedingungen, können sehr hohe Zuschüsse gewonnen werden. Eine Prüfung der Fördermöglichkeiten ist bei Investitionsvorhaben daher eigentlich immer anzuraten.

Wichtig ist, dass die Antragstellung in der Regel vor dem Beginn der Vorhaben erfolgen muss. Häufig darf auch erst mit dem Projekt begonnen werden, wenn ein Förderbescheid ergangen ist. Das gilt nicht für die Forschungszulage. Was aber praktisch immer gilt: Die Antragstellung und die Abrechnung der Fördergelder sind mit einem erheblichen, bürokratischen Aufwand verbunden. Unerfahrene Antragsteller erhalten häufig Ablehnungsbescheide, obwohl sie eigentlich sehr gute Projekte vorweisen.

Sofern man selbst keine Erfahrungen mit der Beantragung von Fördermitteln hat, sollte man sich Unterstützung von einem erfahrenen Berater einholen. Seriöse Fördermittelberater arbeiten dabei meist mit einem erfolgsabhängigen Honorar. Für die antragstellenden Unternehmen ist das finanzielle Risiko demnach äußerst gering bis gar nicht existent.

Info/Beispiel/Warnung

Tipp

Einfach zusammengefasst lässt sich folgendes formulieren: Vor der Durchführung eines FuE- oder Investitionsvorhabens sollten Unternehmen immer prüfen lassen, ob es dafür eine passende Fördermöglichkeit gibt. Und in sehr vielen Fällen wird es eine Möglichkeit geben.

Foto/Thumbnail: ©Depositphotos.com

Über den Autor

Porträtfoto von Johannes Tschesche von valueversitas

Dr. Johannes Tschesche Dr. Johannes Tschesche ist Geschäftsführer von VALUEversitas. Er begleitet technische Unternehmen auf den Gebieten Strategie und Entwicklung, Technologie und Innovation sowie Operational Excellence. In diesem Zusammenhang wird auch die Fördermittelberatung angeboten. www.valueversitas.com
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