Ihr Sprachstil entscheidet über Erfolg oder Misserfolg im Berufsalltag
Rhetorik + Kommunikation

Ihr Sprachstil entscheidet über Erfolg oder Misserfolg im Berufsalltag

Britta Balogh-Coach
Am

Unsere Sprache kann einnehmend und mitreißend sein, beflügelnd wirken, Türen und Herzen öffnen oder das Gegenteil bewirken. Es ist ganz entscheidend, welche innere Haltung uns zu unserer Ausdrucksweise treibt und welche Sprache wir aktiv pflegen. Nicht nur der persönliche Führungsstil entscheidet über unseren Erfolg, ebenso wesentlich trägt unser Sprachstil dazu bei.

Wie häufig ist es schon passiert, dass Sie in einem unbedachten Moment, in einer euphorischen, echauffierten, verärgerten, entnervten Stimmung Ihre Meinung kundgetan haben? Schnell bewerten wir eine Situation und beschreiben sie mit negativen Worten, üben Kritik an unseren eigenen Mitarbeitenden oder denen anderer Abteilungen. Ein undurchdachtes, gar impulsives Wort kann massive Auswirkungen auf die Qualität unserer Beziehungen und auf unsere Erfolge haben.

Dabei laufen wir Gefahr, andere zu vergällen, zu verletzen, zu verärgern oder gar zu beleidigen. Ist es erkennbar passiert, folgt meist der klassische, vielleicht sogar zerknirschte Satz: „Das habe ich ja nicht so gemeint.“ Schlimmer jedoch und die unbedacht gewählten Worte geradezu unterstreichend ist noch „Das verstehen Sie jetzt völlig falsch“ oder „Das habe ich damit nicht gesagt“. Misslich, dass sich die eigenen Worte nicht zurückdrehen lassen, dies keine ehrliche Entschuldigung ist und auch deshalb nicht zur Schlichtung beiträgt, da die innere Haltung und die eigenen Gedanken zum Vorschein gekommen sind – das persönliche „Gedankenkleid“ hat sich gezeigt.

Ein undurchdachtes, gar impulsives Wort kann massive Auswirkungen auf die Qualität unserer Beziehungen und auf unsere Erfolge haben. Denn Worte erzeugen ein positives oder negatives Bild in unserem Gehirn und lösen die passenden Gefühle aus. Beides – Bild und Gefühl – führt unweigerlich zu entsprechenden Reaktionen.

Seit Paul Watzlawick wissen wir: „Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren.“ Nach Watzlawick, einem österreichischen Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Philosoph und Autor, „läuft jede Kommunikation zwischen Menschen auf zwei Ebenen: der Inhaltsebene (Sachebene) und der Beziehungsebene (Gefühlsebene). Worte gehören zur Inhaltsebene, nicht–verbale Signale gehören zur Beziehungsebene. Die Beziehungsebene enthält alle Informationen außerhalb des gesprochenen Wortes.“

Wir kommunizieren folglich ständig und auf allen Kanälen. Daran können wir nichts ändern, wir können jedoch Sorge dafür tragen, was wir kommunizieren und wie wir dies tun.

Durch innere Haltung zur positiven Kommunikation

Eine positive Kommunikation speist sich maßgeblich durch die innere Haltung und vice versa. Entsprechend formulieren wir. Hier einige Beispiele für positive, gewinnende Äußerungen:

  • Anstatt: „Sie sind schon wieder zu spät.“
  • Besser: „Es ist schön, pünktlich zu beginnen, damit alle gleichermaßen im Bilde sind.“
  • Anstatt: „Immer habe ich einen solchen Berg an Arbeit auf meinem Schreibtisch.“
  • Besser: „Ich habe schon einen Teil meines Arbeitsberges abtragen können.“
  • Anstatt: „Mit diesem Projekt werde ich nie fertig.“
  • Besser: „Es gibt Licht am Ende des Tunnels.“
  • Anstatt: „Die Präsentation war großer Mist.“
  • Besser: „An meiner Präsentation kann ich noch schleifen.“

Das Wörtchen „Aber“

Wenn wir sprechen, geben wir also auch stets unsere innere Haltung Preis:

„Das hast Du gut gemacht. Oder: „Das hast Du gut gemacht, aber …“

Dieses „aber“ konterkariert die vorhergehende Aussage, denn es schränkt Ihr Lob ein oder vernichtet es gar, je nachdem wie der Satz weiterläuft. Machen Sie sich bewusst, was Ihre eigentliche Intention Ihrer Aussage ist. Möchten Sie loben? Dann ist das Aber unangebracht und überflüssig. Es macht den positiven Einstieg und das Lob sofort zunichte.

Möchten Sie loben und haben eine Anmerkung, wie wäre es dann mit einem „Und“? „Das hast Du gut gemacht und ich würde Dir gern noch ein paar Hinweise geben, damit …“

Oder möchten Sie gar nicht loben, sondern liegt Ihr Augenmerk auf dem zweiten Teil der Nachricht, die mit „Aber“ beginnt? Dann seien Sie sich der Wirkung Ihres Satzes bewusst, denn Ihre innere Haltung kommt beim Empfänger als nett verpackte Kritik an.

Je mehr Sie auf Ihre Wortwahl achten und bemüht sind, auf der positiven Seite zu kommunizieren, desto größer wird Ihre eigene Motivation und Denkleistung. Sie werden den Effekt in der Reaktion Ihrer Gesprächspartner/Kollgene7Chefs erkennen. Sie selbst kommen zu einer optimistischen Einstellung und das spendet Kraft, Zuversicht und Energie. Durch unsere Wortwahl formen wir unsere Gedanken und bearbeiten unsere neuronalen Bahnen. Im Umkehrschluss heißt dies, wird die Gehirnleistung nicht trainiert, verkümmert sie, genauso wie ein untrainierter Muskel.

Es ist jedoch gar nicht so einfach, sich zu disziplinieren, sich in eine positive Stimmung mit positiven Gedanken zu versetzen, denn wir werden stetig durch Schlagzeilen und einer Fülle von negativen Informationen gefüttert. Alles wird bewertet, beklagt und verurteilt. Es kostet uns Anstrengung, Situationen zu benennen und Menschen zu skizzieren, ohne sie sofort zu bewerten. Das uns dies schwerfällt ist nicht verwunderlich, denn evolutionsbedingt mussten wir immer schon sehr schnell Gut und Böse, Richtig und Falsch, Freund oder Feind erkennen und einordnen. Wenn es uns gelingt, bewusst positiv zu formulieren, werden nicht nur unsere Gespräche angenehmer, wir prägen damit auch stetig unsere Gedankenwelt, was wiederum eine positive Auswirkung auf unsere innere Haltung hat.

Es bedeutet nicht, negative Aspekte zu ignorieren, keine Kritik, Sorgen, Nöte zu sehen und äußern zu könnten. Die Frage ist nur, durch welche Brille Sie schauen und welche Wortwahl sich daraus ergibt. Gerade in Krisenzeiten, wie jetzt in der Corona-Krise, oder bei heiklen Entscheidungen ist der Sprachstil von großer Bedeutung: Einerseits, um Ihren Mitarbeitenden Motivation und Energie zu spenden, andererseits um selbst in eine optimistische Haltung zu kommen und diese zu erhalten. Selbst kleinste positive Signale und eine differenzierte Wortwahl helfen und sorgen für eine bessere Stimmung. Es lohnt sich daher, daran zu arbeiten. Leicht gesagt. Wir sind Gewohnheitstiere und leben schon lange mit unserem Sprachstil. Wie können Sie dennoch daran arbeiten und zu einer positiven Wortwahl gelangen?

  • Lächeln Sie
  • Streichen Sie die Negativworte aus Ihrem Wortschatz
  • Verzichten Sie auf Verallgemeinerungen, auf Worthülsen und Plattitüden
  • Sprechen Sie täglich einem Kollegen/Chef ein Lob oder Kompliment aus
  • Zeigen Sie Verständnis für Ihre Mitmenschen

Negativworte vermeiden

Folgende Negativworte sollten Sie meiden:

  • müssen
  • sollen
  • immer
  • nie
  • Problem
  • nicht
  • aber
  • Fehler

Selbstverständlich lassen sich nicht all diese Worte komplett eliminieren. Wenn Sie jedoch Ihre Aufmerksamkeit schärfen und versuchen, diese Triggerworte zu vermeiden und zu ersetzen, werden Sie schnell feststellen, was sich in Ihnen und in der Kommunikation mit Ihrem Umfeld verändert.

Führungskräfte in der Sandwichposition sind besonders gefordert, auf der Klaviatur der Kommunikation und Sprache zu spielen. Sie kommunizieren nach oben, zu ihren Vorgesetzten, parallel zu den Kollegen und nach „unten“ zu ihrem Team. Der Erfolg dieses Balanceaktes kann von einem kleinen Wörtchen abhängen, denn Worte bestimmen unsere Wahrnehmung und entscheiden über Erfolge und Misserfolge. Darum ist es so ungemein wichtig, ganz bewusst und durchdacht die Worte zu wählen, mit denen wir unsere Nachricht transportieren möchten. Wie das gelingt, hat – wie wir gesehen haben – einerseits mit der inneren Haltung und andererseits mit Achtsamkeit und Übung zu tun.

Wahre Wunder in unserer Sprache bewirken diese Worte

  • bitte
  • danke
  • gerne
  • Entschuldigung
  • Sehr gut, klasse, prima, genau richtig, toll

Das Wort „Müssen“

Sicher haben Sie schon bemerkt, dass man das Wort „muss“ – „Sie müssen“ vermeiden sollte. Es ist eines der Negativworte, so wie das Aber auch. Wir müssen nichts, sondern vielmehr wollen, können, sollten. Sie haben sicherlich Einwände parat und hätten etliche Beispiele, dass Sie etwas müssen. Gehen wir dem kurz auf den Grund:

Müssen Sie tatsächlich jeden Tag aufstehen und Ihre Arbeit verrichten? Wer zwingt Sie dazu? Zerrt Sie jemand morgens aus dem Bett gegen Ihren Willen? Wollen Sie nicht eher, weil Sie dadurch u.a. Menschen begegnen, Geld verdienen, damit Sie Ihr Leben bestreiten, evtl. für andere sorgen und sich den einen oder anderen Luxus leisten können?

Bei dem Wort „Müssen“ schwingt Zwang, Druck und Not mit: „Wir müssen diese Krise bewältigen, (sonst….)!“ Die Formulierung „Wir werden auch diese Situation meistern!“ sendet Energie, Kraft, Zuversicht und Tatendrang aus und hat eine ganz andere Wirkung.

Sollten Sie nicht eher jeden Tag aufstehen, weil es Ihrem Wohlbefinden guttut, es sonst eine lange Reihe von langweiligen, unproduktiven bis hin zu destruktiven Tagen und Monaten gäbe? Sollten Sie nicht schon allein aus Überlebensstrategie aufstehen? Sollen drückt sowohl eine Aufforderung als auch einen Wunsch, eine Absicht, ein Vorhaben aus.

Möchten Sie nicht vielmehr aufstehen, weil Sie Ihre Arbeit herausfordert, sie Ihnen Spannung und Abwechslung, Anerkennung und Wertschätzung bietet, Sie in Gemeinschaft etwas erreichen und sich gebraucht und wertvoll empfinden? Möchten drückt Ihr Zugeständnis, Ihren Willen aus freien Stücken aus.

Sie müssen nicht aufstehen. Keiner zwingt Sie und keiner kann Sie zwingen. Tun Sie es nicht, tragen Sie die Konsequenzen. Das ist Ihre freie Entscheidung. Wenn Sie nicht aufstehen und arbeiten mögen, dann wäre es an der Zeit darauf zu schauen, was der wirkliche Grund dafür ist, was Sie hindert und was Sie ändern können. Sie können, müssen aber nicht. Indem Sie nichts müssen, nehmen Sie automatisch eine andere Haltung ein und schauen aus einer anderen Perspektive, die sehr viel angenehmer ist, als aus einem vermeintlichen Zwang heraus zu schauen, zu agieren und zu sprechen. Versuchen Sie daher:

  • müssen und sollen durch wollen
  • aber durch und
  • nicht durch auch

zu ersetzen und Sie werden sehen, welche Wirkung dies auf Sie und Ihre Zuhörer hat.

Fazit

Die Kommunikation ist das wohl bedeutendste und umfangreichste Soft Skill, mit dem wir täglich zu tun haben und das uns täglich im Umgang mit Kollegen und Führungskräften herausfordert. Unsere Sprache der Deutschen Denker und Dichter bietet eine Vielzahl von Stilen, sich auszudrücken. Unsere heutige Art der Kommunikation erschwert es uns, eine differenzierte Ausdrucksweise zu finden, da wo es nötig und hilfreich wäre. Ausgelöst ist dies durch eine schnelle und verkürzte Kommunikation in E-Mails, Apps, SMS, in den Medien und bei Funk und Fernsehen. Lässigkeit ist der neue Sprachstil, der Grammatik und Ausdruck verkümmern lässt. Hinzu gesellen sich Abkürzungen, Anglizismen und Jargon. Ein lässiger Sprachstil unterstützt nicht Ihren Erfolg. Er birgt die Gefahr, unbedacht, undifferenziert, oberflächlich und stillos zu sprechen.

Foto/Thumbnail: ©Depositphotos.com

Über den Autor

Britta Balogh-Coach

Britta Balogh Britta Balogh ist seit über 22 Jahren selbstständig. Als Karrierecoach, Trainerin und Autorin unterstützt, begleitet und entwickelt sie Führungskräfte und Teams auf ihrem Berufsweg. Sie ist als Top-Coach gelistet. In Ihren Coachings und Artikeln behandelt sie Themen wie Führung, Kommunikation, Konflikte, Soft Skills und die Business Etikette In ihren Blogbeiträgen untersucht sie diese Themen und gibt Hinweise für Führungskräfte und Personalentwickler. www.balogh-coaching.de
Zum Autorenprofil

Kommentare

  1. von Schreiberling am 12.10.2021 | 7:14

    Bei „Mitarbeitenden“, also gegenderten Artikeln, lese ich nicht weiter.

  2. von Norbert Ender am 13.10.2021 | 11:00

    Sehr guter Artikel, versuche vieles davon zu beherzigen, da ich u.a. mit „müssen“ auch so meine negativen Erfahrungen machte

  3. von AuthentischBitte am 17.10.2021 | 21:38

    Ich bin kein Freund von dieser unehrlichen Kommunikation! Wir bewegen uns immer mehr in Richtung übertriebene Höflichkeit, wie die Amis es zelebrieren. So eine Art der Kommunikation ist anstrengend für alle Beteiligten, weil man zwischen den Zeilen lesen muss. Warum darf man nicht mehr direkt und knallhart die Fakten sagen? Was soll diese Weichspüler-Kommunikation? Es ist besser die Fakten zu benennen, damit jeder weiß, wo er dran ist. Man sollte eher lernen offene Kritik nicht als was Schlechtes zu sehen, sondern als Verbesserungspotential. Mut zur Ehrlichkeit und direkten Kommunikation, ohne es gleich negativ zu interpretieren. Generell nerven mich diese kommunikativen Schulungen, in denen Leuten beigebracht wird, wie sie andere manipulieren können. Wir machen uns gegenseitig das Leben immer schwerer. Bei solchen Leuten merkt man, wenn sie nicht authentisch sind, man weiß genau, hier stimmt was nicht, aber kann es nicht einsortieren. Resultat ist, dass man diese Personen meisten unsympathisch findet.

  4. von Amajdi am 20.10.2021 | 14:58

    Hallo liebe Britta Balogh,

    ich habe mit großem Interesse Ihren Artikel gelesen und möchte gerne noch mehr darüber lesen. Können Sie mir Bücher empfehlen? Wie kann man besser reden und sich ausdrücken.

    Lieben Dank.

    Mit freundlichen Grüßen
    Melissa Amjadi

  5. von Christopher Voth am 29.10.2021 | 16:36

    Der Vorsatz vor dem „Aber“ ist eine Lüge. Das war für mich eine gute Therapie. Ich verwende kein „aber“ mehr. Es drückt auch Unsicherheit aus.

Kommentar schreiben:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erhalten Sie jeden Monat die neusten Business-Trends in ihr Postfach!
X