Soll ich in meinem Unternehmen ausbilden? Vor- und Nachteile von Azubis
Neue Talente gewinnen

Soll ich in meinem Unternehmen ausbilden? Vor- und Nachteile von Azubis

Porträtfoto von Simon Link, Gründer und Geschäftsführer der AEVO Akademie, die Ausbilder:innen auf den Ausbilderschein vorbereitet
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Für Unternehmen kann die Ausbildung junger Talente durchaus vorteilhaft sein. Sie ist jedoch auch an gesetzliche Bestimmungen gebunden. Im folgenden Beitrag bringen wir Ihnen die Vor- und Nachteile der Beschäftigung von Azubis näher und zeigen, was Sie in Ihrem Ausbildungsbetrieb beachten müssen.

Rechte und Pflichten eines Ausbildungsbetriebs

Wer in seinem Unternehmen Nachwuchstalente ausbilden möchte, unterliegt als Ausbildungsbetrieb gesetzlichen Vorgaben. Der Betrieb selbst muss als solcher geeignet sein. Darüber hinaus werden an Ausbilder einige Anforderungen gestellt. Die gesetzlichen Grundlagen sind vorwiegend im Berufsbildungsgesetz, der Handwerksordnung sowie dem Jugendarbeitsschutzgesetz festgelegt.

Im Berufsbildungsgesetz befinden sich die Voraussetzungen für den Betrieb als Ausbildungsstätte. Dazu gehören unter anderem die Qualifikationen, über die Ausbilder verfügen müssen, sowie die allgemeinen Rechte und Pflichten der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite. In der Handwerksordnung finden Sie Richtlinien, die speziell für die Ausbildung in Handwerksbetrieben gelten.

Da es sich bei Azubis häufig um minderjährige Arbeitnehmende handelt, kommt ebenso das Jugendarbeitsschutzgesetz zum Tragen. Darin befinden sich Regelungen für arbeitende Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren. Unter anderem werden hier die tägliche und wöchentliche Maximalarbeitszeit sowie die zumutbare Art der Arbeit bestimmt.

Ob ein Betrieb zur Ausbildung befugt ist, wird durch eine der folgenden zuständigen Stellen bestimmt:

  • Industrie- und Handelskammer,
  • Handwerkskammer,
  • Landwirtschaftskammer oder
  • Kammer der freien Berufe.

Diejenigen Personen, denen die Ausbildung anvertraut wird, müssen eine persönliche und fachliche Eignung vorweisen. Außerdem wird darauf geachtet, dass im Unternehmen ein angemessenes Verhältnis von Auszubildenden und Fachkräften herrscht. Damit soll sichergestellt werden, dass Azubis eine reelle Chance bekommen, um die typischen Fertigkeiten von erfahrenen Mitarbeiter zu erlernen.

Was ist ein AdA-Schein und wie bekommt man ihn?

Am besten lernen Menschen, wenn sie mit erfahrenen Ausbildern in Kontakt kommen. Diese können ihnen aus erster Hand zeigen, worauf es in der Praxis ankommt und schlechte Angewohnheiten von Beginn an unterbinden. Der AdA-Schein befähigt Personen dazu, genau das zu tun. Es handelt sich um die „Ausbildung der Ausbilder“.  Am Ende müssen Ausbilder berufs- und arbeitspädagogische Kenntnisse nachweisen.

Der Schein wird – je nach Branche – von der IHK (Industrie- und Handelskammer) oder der HWK (Handwerkskammer) ausgestellt und bildet die Grundlage für all jene, die zur Nachwuchsförderung beitragen und Azubis im Betrieb ausbilden möchten.

Grundsätzlich kann jeder an der Ausbildung für den Erwerb des AdA-Scheins teilnehmen. Grundvoraussetzung ist eine persönliche und fachliche Eignung. Die Ausbildung verläuft sehr praxisorientiert, damit Absolventen die gelernten Inhalte sogleich im Arbeitsalltag einsetzen können.

Die Vorteile einer Beschäftigung von Azubis im Überblick

Wenn ein Unternehmen beschließt, sich selbst an der Lehre und Ausbildung junger Talente zu beteiligen, kommt das nicht nur den Lernwilligen in Form einer weiteren Lehrstelle zugute. Auch der Betrieb kann  aufgrund der folgenden Aspekte davon profitieren.

Maßgeschneidertes Personal

Junge Menschen sind noch sehr formbar. Insbesondere dann, wenn es sich um ihren ersten richtigen Job handelt, gibt es viel zu lernen – und zwar auf eine sehr unvoreingenommene Art und Weise. Sie bringen keine schlechten Erfahrungen aus vorhergehenden Arbeitsverhältnissen mit und erlernen in der Ausbildung genau die Kompetenzen, die für Ihr Unternehmen von Relevanz sind.

Prüfung einer zukünftigen Zusammenarbeit

Die Möglichkeit einer langfristigen Zusammenarbeit mit dem Azubi wird im Zuge der Ausbildung auf den Prüfstand gestellt. Während der Lehre stellt sich heraus, ob er oder sie ein passendes Match für Ihr Unternehmen ist und ob sich eine Übernahme oder etwa ein direkt anschließendes Praktikum anbietet.

Deckung des Personalbedarfs

Wer für eine gute Ausbildung sorgt, kann bei Personalbedarf zunächst mit all jenen Fachkräften in Kontakt treten, die in der Vergangenheit bereits für Ihr Unternehmen gearbeitet haben. Dadurch sind Sie zumindest zu einem Teil unabhängig vom Angebot am Arbeitsmarkt. Wird eine Stelle frei, können Sie sich an diejenigen wenden, die während der Ausbildung einen guten Eindruck hinterlassen und mit Fleiß überzeugt haben.

Neue Ideen und Optimierungen

Das Einstellen von jungen Menschen bringt immer auch frischen Wind in ein Unternehmen. Komplett unvoreingenommen sehen sie die Welt oft aus einer anderen Perspektive und können mit unkonventionellen Ideen für ein Umdenken sorgen. Im besten Fall erhalten Sie Verbesserungsvorschläge, die das Potenzial des Betriebs vollends ausschöpfen und zu einer Maximierung des Outputs führen.

Kaum relevante Nachteile

Generell nimmt das Einschulen neuer Arbeitskräfte natürlich einiges an Zeit in Anspruch. Nicht anders ist es bei Azubis. Diese verlangen den Ausbilder selbst noch etwas mehr Aufmerksamkeit ab, da es meistens an Vorkenntnissen mangelt.

Dennoch können Unternehmen von einer betriebsinternen Ausbildung nur profitieren. Die Zeit ist nicht verloren: Sie wird in die Zukunft junger Talente investiert. Auch das Employer Branding Ihrer Firma und der Zusammenhalt im Team wird gestärkt.

Die Frage danach, ob Sie in Ihrem Unternehmen ausbilden sollten, ist klar zu bejahen. Ermöglichen Sie jungen, arbeitswilligen Menschen eine lehrreiche Zeit. Sie gewinnen dadurch loyale Arbeitskräfte, die nach kurzer Zeit über passgenaue Kompetenzen verfügen. Bei positiver Zusammenarbeit bleiben sie Ihrem Betrieb womöglich auch nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung als qualifizierte Fachkräfte erhalten.

Bildnachweis: ©istockphoto.com/industryview

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