Diese Branchen haben Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit
Grüne Ziele erreichen

Diese Branchen haben Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit

Porträtfoto vonPorträtfoto vonPorträtfoto von Carolin Fischer, Content-Managerin und Redakteurin für onpulson.de, einem Fachportal für Unternehmer und Führungskräfte aus dem Mittelstand
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Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Unternehmen und Branchen müssen sich auf den Prozess, grüner zu werden, einlassen, wenn sie Bestand haben wollen. Einige Branchen haben jedoch aufgrund ihres Produktes und ihrer Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft größere Herausforderungen bei der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen.

Der Sinn für Nachhaltigkeit ist mittlerweile nicht nur bei den Verbrauchern fest verankert, sondern auch bei den Produzenten. Auch wenn der Wille da ist, ist eine Umsetzung in verschiedenen Bereichen nach wie vor schwer. In folgenden Branchen herrscht noch Nachholbedarf:

Stahl- und Chemieindustrie

Die sogenannte „Schwerindustrie“, zu der auch Stahl und Chemie gehören, ist energieintensiv und sieht sich mit erheblichen Umweltauswirkungen konfrontiert. Die Umstellung auf nachhaltigere Praktiken ist eine komplexe Herausforderung. Um einen Schritt in Richtung grüne Zukunft zu machen, muss die Energieeffizienz verbessert und die Emissionen reduziert werden. Wärmerückgewinnungssysteme oder die Einführung gewisser Technologien, die den Ausstoß von CO2 während industrieller Prozesse reduzieren können, sind erste Schritte auf einem langen Weg zu einer besseren Umweltbilanz.

Mit der Herstellung von grünem Stahl ist der Anfang jedoch bereits gemacht. Eine vielversprechende Methode zur Herstellung von grünem Stahl besteht darin, Wasserstoff als Reduktionsmittel anstelle von Kokskohle oder Erdgas zu verwenden. Wasserstoff wird aus erneuerbaren Energien wie Wind- oder Solarkraft erzeugt und in Hochöfen eingesetzt, um das Eisenoxid in Eisen zu reduzieren. Dieser Prozess erzeugt Wasserdampf anstelle von CO2-Emissionen.

Elektrische Lichtbogenöfen verwenden Elektrizität, angetrieben von erneuerbaren Energien, um Stahlschrott oder Eisenerz zu schmelzen. Dieser Prozess ist im Vergleich zu konventionellen Hochöfen energieeffizienter und produziert weniger CO2.

IT-Branche

So modern die IT-Branche auch ist: Nachhaltigkeit geht anders. Laut des „IT & Sustainability – Reifegradindex 2023“ ist das Thema Nachhaltigkeit zwar bereits in neun von zehn Unternehmen angekommen, doch mehr als die Hälfte der IT-Sektoren verschiebt das Erreichen einer CO2-Neutralität und den Aufbau einer klimaneutralen IT nach hinten.

Besonders die praktischen Aspekte der IT-Branche und Technologie zeigen, dass noch einiges getan werden muss. Die rasche Weiterentwicklung von Technologie führt zu einer hohen Rate an Elektronikschrott, der oft umweltschädlich entsorgt wird und giftige Materialien enthält. In einigen Fällen werden Elektronikschrott und nicht mehr verwendbare Geräte in Entwicklungsländer exportiert, was ernsthafte Umweltauswirkungen und Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung vor Ort verursachen kann.

Die Herstellung von Elektronikkomponenten erfordert den Abbau von seltenen Rohstoffen, wie unter anderem:

  • Seltene Erden wie Neodym, Europium, Terbium oder Dysprosium für Magnete, Hochleistungsbatterien, Bildschirme und Festplattenlaufwerke,
  • Kobalt als Schlüsselbestandteil von Lithium-Ionen-Batterien für elektronische Geräte wie Laptops, Smartphones oder E-Autos,
  • Lithium als Hauptbestandteil von Lithium-Ionen-Batterien,
  • Gallium für die Verwendung von Halbleitern und LEDs sowie
  • Wolfram (Tungsten) als hitzebeständiger Rohstoff für Halbleiter und Elektronikkomponenten.

Zudem verbrauchen Rechenzentren erhebliche Mengen an Energie und können zu einem hohen Kohlenstoff-Fußabdruck führen. Dies ist dann der Fall, wenn sie mit fossilen Brennstoffen betrieben werden.

Die Nachhaltigkeit der IT-Branche hängt von der Bereitschaft der Unternehmen ab, nachhaltige Praktiken zu übernehmen, Energieeffizienz zu maximieren, Elektronikschrott ordnungsgemäß zu entsorgen und transparent über ihre Umweltauswirkungen zu berichten. Insgesamt hat die IT-Branche das Potenzial, eine positive Rolle bei der Förderung der Nachhaltigkeit zu spielen, doch es sind Anstrengungen auf vielen Ebenen erforderlich, um dies zu erreichen.

Landwirtschaft und Viehzucht

Nachhaltige Tierhaltungsmethoden werden zwar immer präsenter, doch im Bezug auf Pestizide, Monokulturen und übermäßigen Wasserverbrauch steht die Landwirtschaft noch vor etlichen Herausforderungen. Mögliche Lösungsansätze hin zur Nachhaltigkeit könnten folgende sein:

  • Agroforstwirtschaft, bei der Bäume, Sträucher oder andere mehrjährige Pflanzen in landwirtschaftliche Flächen integriert werden. Somit verbessert sich die Bodenqualität und Kohlenstoff wird effektiver gespeichert.
  • Organische Landwirtschaft, die auf die Verwendung biologischer Düngemittel setzt, anstatt auf Chemie.
  • Intelligente Bewässerungssysteme oder Tröpfchen-Bewässerungssysteme sind effizienter als die herkömmliche Bewässerung und spart Ressourcen.
  • Bio- und Sortenvielfalt durch die Förderung von alten und lokalen Pflanzensorten.
  • Kreislaufwirtschaft, indem Abfälle oder Nebenprodukte wie Pflanzenreste oder Tiermist als Dünger verwendet werden.

Es ist wichtig zu betonen, dass nachhaltige Landwirtschaft nicht nur ökologische Aspekte berücksichtigt, sondern auch soziale und wirtschaftliche Faktoren, um die Lebensgrundlagen der Landwirte zu schützen und zu verbessern.

Luftfahrt und Schifffahrt

Diese beiden Transportsektoren sind nach wie vor stark auf fossile Brennstoffe angewiesen und haben erhebliche CO2-Emissionen. Die Entwicklung nachhaltigerer Technologien und Treibstoffe ist im Gange, aber noch nicht weit verbreitet. Zu den wichtigsten Alternativen Antrieben in der Luftfahrt gehören:

  • Elektrische Antriebe: Elektrische Kurzstreckenflugzeuge sind bereits in Betrieb, während die Entwicklung von Langstrecken-Elektroflugzeugen noch in den Anfängen steckt.
  • Wasserstoffantrieb: Brennstoffzellenflugzeuge, die Wasserstoff als Energiequelle verwenden, befinden sich in der Entwicklung.
  • Biotreibstoffe: Sie werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Pflanzenölen, Algen oder Abfallprodukten hergestellt und können als Ersatz für das herkömmliche Kerosin verwendet werden.

 

In der Schifffahrt kann der Antrieb noch durch folgende Alternativen ergänzt werden:

  • LNG (verflüssigtes Erdgas): LNG ist eine sauberere Alternative zu herkömmlichem Schweröl und wird in einigen Schiffen bereits als Brennstoff verwendet. Es erzeugt weniger Schwefel- und Stickoxidemissionen und reduziert die CO2-Emissionen im Vergleich zu Schweröl.
  • Windkraft: Windantriebe wie Segel und Flettner-Rotoren können verwendet werden, um die Energieeffizienz von Schiffen zu erhöhen und den Bedarf an fossilen Brennstoffen zu reduzieren.
  • Ammoniak: Ammoniak wird als umweltfreundlicher Brennstoff für Schiffe erforscht. Es kann aus erneuerbarem Strom und Stickstoff hergestellt werden und erzeugt keine CO2-Emissionen bei der Verbrennung.

Obwohl viele dieser Technologien noch in der Entwicklung sind oder sich in der frühen Einsatzphase befinden, sind sie vielversprechend, um die Luft- und Schifffahrt sauberer und nachhaltiger zu gestalten und zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen beizutragen.

Textilindustrie

Nachhaltige Mode und Materialien sind im Kommen, aber nicht allgegenwärtig. Die Textilindustrie steht vor Problemen wie übermäßigem Wasserverbrauch, Chemikalien in der Textilproduktion und schlechten Arbeitsbedingungen. Speziell in dieser Branche kommt es häufig zum sogenannten Greenwashing. Das bedeutet, dass Unternehmen Produkte oder Dienstleistungen als umweltfreundlicher oder nachhaltiger darstellen, als sie tatsächlich sind.

Greenwashing in der Textilbranche

Besonders „beliebt“ in Sachen Greenwashing sind irreführende Etiketten und Werbung. Einige Unternehmen verwenden Begriffe wie „nachhaltig“, „umweltfreundlich“ oder „grün“ auf ihren Etiketten oder in ihrer Werbung, ohne klare Nachweise für ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu liefern. Diese Etiketten können dazu führen, dass Verbraucher falsche Annahmen über die Umweltauswirkungen der Produkte treffen.

Das führt direkt zum zweiten Punkt des Greenwashing: Es werden umweltfreundliche Symbole ohne Zertifizierung verwendet. Einige Produkte tragen Symbole oder Logos, die Umweltfreundlichkeit suggerieren. Diese sind jedoch nicht durch eine unabhängige Organisation überprüft oder zertifiziert.

Ebenso häufig werden vage Formulierungen wie „grüne Materialien“ oder „umweltschonende Produktion“ verwendet, ohne klare Informationen darüber bereitzustellen, was diese Begriffe genau bedeuten. So erwecken Unternehmen einen nachhaltigen Eindruck, ohne konkrete Verpflichtungen einzugehen.

Zudem ist es an der Tagesordnung, ein einzelnes nachhaltiges Produkt aus der Linie hervorzuheben. Verbraucher glauben dann fälschlicherweise, dass die gesamte Produktpalette umweltfreundlich ist, obwohl das möglicherweise nicht der Fall ist.

Um Greenwashing in der Textilbranche zu vermeiden, sollten Verbraucher und Unternehmen kritisch hinterfragen, welche Maßnahmen tatsächlich ergriffen werden, um Nachhaltigkeit zu fördern. Unabhängige Zertifizierungen von Organisationen wie GOTS (Global Organic Textile Standard) oder OEKO-TEX können hilfreiche Anhaltspunkte bieten, da sie Produkte und Produktionsverfahren auf Nachhaltigkeit prüfen.

Fazit

Es ist wichtig zu beachten, dass in jeder dieser Branchen Fortschritte in Richtung Nachhaltigkeit erzielt werden, und viele Unternehmen und Organisationen setzen sich für positive Veränderungen ein. Die Definition und die Standards für Nachhaltigkeit können von Land zu Land unterschiedlich sein, und es gibt keine allgemein anerkannte Grenze, die eine Branche als „vollständig nachhaltig“ oder „überhaupt nicht nachhaltig“ klassifiziert. Ziel ist es, in allen Branchen die besten verfügbaren Praktiken zu fördern und kontinuierliche Verbesserungen voranzutreiben, um die Umwelt und die Gesellschaft besser zu schützen.

Bildnachweis: ©istockphoto.com/anyaberkut

Über den Autor

Porträtfoto vonPorträtfoto vonPorträtfoto von Carolin Fischer, Content-Managerin und Redakteurin für onpulson.de, einem Fachportal für Unternehmer und Führungskräfte aus dem Mittelstand

Carolin Fischer Carolin Fischer ist Content-Managerin und Redakteurin bei onpulson.de. Sie ist spezialisiert auf die Themen "Personal", "Mittelstand" und "Karriere". Zuvor hat sie mehrere Jahre für die Süddeutsche Zeitung in München gearbeitet und ist heute noch u.a. im PR-Bereich tätig.
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