9 typische Fehler bei der Anwendung von Scrum
Projektmanagement

9 typische Fehler bei der Anwendung von Scrum

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Scrum ist eine agile Methode für Projektmanagement, die rasche Produktentwicklung und -verbesserung ermöglicht. Ursprünglich für die Softwareentwicklung konzipiert, wird sie nun branchenübergreifend eingesetzt. Der Schwerpunkt liegt auf iterativem, erfahrungsbasiertem Teamfortschritt. Häufige Misserfolge werden oft auf bestimmte Fehler zurückgeführt.

Ein Scrum-Projekt wird in verschiedenen zeitlich definierten Etappen, den „Sprints“, abgewickelt, die jeweils mit einer Überprüfung und Retrospektive enden. Kernelemente sind hierbei die Rollen des Scrum-Masters, des Product Owners und des Entwicklungsteams, die zusammenarbeiten. Am Ende eines Sprints legt man dem Auftraggeber ein funktionsfähiges Produkt, auch Done genannt, vor und bekommt von ihm Feedback. Generelles Ziel ist die Wertmaximierung eines Projektes.

1. Scrum mit unternehmensspezifischen Einschränkungen

Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten damit, ihre Arbeitsprozesse von Grund auf zu verändern. Deshalb werden die Scrum-Regeln häufig mit spezifischen Anpassungen eingeführt, die die Umstellung erleichtern sollen. Diese Einschränkungen können dazu führen, dass der Hauptgedanke von Scrum nicht mehr funktioniert und die Ziele nicht erreicht werden.

2. Wegfallende oder verdoppelte Rollen

Ein Scrum Team setzt sich aus dem Scrum Master, dem Product Owner und dem Entwicklungsteam zusammen. Alle haben essentielle Aufgaben, sodass keine der Zuständigkeiten wegfallen sollte. Ebenso darf keine Scrum-Rolle an zwei Personen vergeben werden. Ihre Differenzen könnten das Team in seinem Vorankommen behindern. Jede Rolle hat spezifische Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Eine mangelnde Abgrenzung dieser Rollen führt zu Verwirrung und Ineffizienz.

3. Dominanter Projektleiter

Projektleiter sind ein wichtiger Teil klassischer Arbeitsprozesse. Im Scrum-Team jedoch haben sie keinen Platz. Anders als der Scrum Master könnte ein Projektleiter versuchen, zu bestimmen statt zu moderieren. Damit untergräbt er die agile Methode und bremst das selbstorganisierte Scrum-Team aus. Wo immer eine Hierarchie mit Anweisungskultur existiert, ist das Prinzip des agilen Arbeitens ist nicht möglich.

4. Keine gemeinsamen Werte oder Ziele

Wenn jeder seine eigenen Interessen durchsetzt und nach persönlichen Prinzipien arbeitet, geht der Teamcharakter verloren. In Scrum-Teams ist das besonders problematisch, denn durch das selbstbestimmte Arbeiten ist kein Eingriff von außen möglich. Deshalb sollte das Team von Anfang an gemeinsame Regeln und Werte festlegen. Auch wenn das Produktziel nicht klar definiert und nicht allen Mitgliedern des Teams bekannt ist, führt dies oft zu Ineffizienz und Missverständnissen.

5. Fehlendes Verständnis für Scrum

Agilität im Unternehmen steht für selbstorganisiertes Arbeiten. Doch das funktioniert nur, wenn Menschen ihre Aufgaben freiwillig erledigen. Versteht ein Mitglied nicht, wie Scrum funktioniert oder warum mit der Methode gearbeitet wird, kann ein innerer Widerstand entstehen. Dieser kann das Team auf Dauer ausbremsen. Auch eine unzureichende Kommunikation kann Schaden anrichten: Scrum baut auf eine regelmäßige und offene Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Wenn diese nicht gewährleistet ist, kann das zu Missverständnissen und somit zu fehlerhaften Leistungen führen.

6. Unregelmäßige Meetings

Um eine Methode wie Scrum effektiv nutzen zu können, müssen sich die Teammitglieder regelmäßig sehen. Deshalb sieht die ursprüngliche Anleitung tägliche Meetings vor, die sogenannten Dailys. Verlegt ein Unternehmen diese Treffen in den wöchentlichen Rhythmus, entfällt ein großes Maß an notwendiger Kommunikation und Weichenstellung. Auch wenn andere, anstehende Meetings übersprungen oder nicht ernst genommen werden, wird die Produktivität und Effektivität des Teams beeinträchtigt.

7. Zu wenig Feedback und Testläufe

Mit Scrum sollen Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden. Diese werden bereits genutzt und ausgeführt, während sie sich im Entwicklungsprozess befinden. Denn nur durch regelmäßiges Feedback der Stakeholder und eigene Testläufe kann das Team erkennen, woran noch gefeilt werden muss. Einer der Hauptvorteile von Scrum ist hierbei auch seine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Wenn Teams unflexibel auf Veränderungen reagieren oder diese ablehnen, wird der größte Vorteil von Scrum nicht genutzt.

8. Fehlende Transparenz

Alle anfallenden, derzeit bearbeiteten und abgeschlossenen Aufgaben müssen für jedes Teammitglied transparent sein. Sprechen bestimmte Teammitglieder nicht ausreichend über ihre Arbeiten, können Fehler übersehen und Entscheidungen vorenthalten werden. Die Effizienz eines Scrum-Teams steigt deshalb mit seiner Transparenz. Scrum Master können mangelnde Transparenz dadurch erkennen, indem sie zuhören, Muster wahrnehmen und die Unterschiede zwischen erwarteten und tatsächlichen Ergebnissen bemerken.

9. Ungeplante Arbeiten

Viele Unternehmen setzen auf eine Rettungsgasse für unerwartet auftretende Probleme oder ungeplante Arbeiten. Sie räumen kritischen Fehlern die höchste Priorität ein und verschieben andere Arbeiten. Das ergibt auf den ersten Blick Sinn, sorgt aber langfristig für eine Unberechenbarkeit des gesamten Prozesses. Stattdessen sollte von Anfang an feststehen, wie mit unerwarteter Arbeit umgegangen wird.

Um ungeplante Arbeiten erledigen zu können, sollten Scrum-Teams deswegen auf einen zeitlichen Puffer verzichten und stattdessen einen Puffer für eine bestimmte Arbeitsmenge anlegen. Hierbei handelt es sich um im Vorfeld eingeplante Aufgaben, die der Entwicklung gut täten, aber nicht zwingend erforderlich wären. Bei Bedarf können sie durch die unerwartete Arbeit ersetzt werden. Aufpassen muss man auch bei einer Überlastung des Teams: Das Festlegen von zu vielen Aufgaben für einen Sprint kann das Team überfordern und zu Stress und schlechter Qualität führen.

Bildnachweis: ©istockphoto.com/tadamichi

Über den Autor

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Carolin Fischer Carolin Fischer ist Content-Managerin und Redakteurin bei onpulson.de. Sie ist spezialisiert auf die Themen "Personal", "Mittelstand" und "Karriere". Zuvor hat sie mehrere Jahre für die Süddeutsche Zeitung in München gearbeitet und ist heute noch u.a. im PR-Bereich tätig.
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