Erwerbsmigration und deutsche Willkommenskultur
Abbau Fachkräftemangel

Erwerbsmigration und deutsche Willkommenskultur

Porträtfoto von Josélia Gärtner DeFreitas von MUE Careerbridge
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Die Rekrutierung von Personal aus dem Ausland entwickelt sich zu einer viel zitierten Lösung hinsichtlich des Personal- und Fachkräftemangels. Doch während nahezu alle Beteiligten die wirtschaftliche Notwendigkeit von Erwerbsmigration anerkennen, stellen sich der europäische Rechtsruck und eine fehlende Willkommenskultur einer geglückten Integration in den Weg.

Integration kann nur beidseitig funktionieren

Erwerbsmigrant:innen werden oft von internationalen Personalvermittlungen vom Recruiting über die Teilnahme von Sprachkursen hin zum Erlangen des Visum – und im besten Fall auch noch darüber hinaus – begleitet. So endet der Kraftakt mit der Ankunft in Deutschland nicht, sondern beginnt gerade erst hier. Ausgrenzung, Sprachbarrieren sowie Misstrauen spielen hierbei entscheidende Rollen und stehen einer erfolgreichen Integration im Weg.

Der Qualitätsanspruch im Personalbeschaffungsprozess kann noch so hoch sein – die deutsche Willkommenskultur dämpft häufig positive Erwartungen. Während die Arbeitsleistung willkommen ist, scheint ein Teil der Bevölkerung fast verwundert, dass diese Personen auch Part des sozialen und gesellschaftlichen Lebens sein wollen.

Wenn Menschen ihrem Heimatland den Rücken kehren, ihre Sprache und kulturelle Gewohnheiten zurücklassen, dann reisen auch immer Unsicherheiten mit im Gepäck. Nicht selten schwingt deshalb das Vorurteil mit, neue Mitbürger:innen würden sich nicht integrieren wollen. Diese hingegen stoßen an ihre emotionalen Grenzen, wenn sie beim Einleben keine Unterstützung erhalten. Im schlimmsten Fall ziehen die Arbeitskräfte nach wenigen Monaten wieder von dannen und der Arbeitgeber begegnet erneut der Herausforderung, fähige Angestellte rekrutieren zu müssen.

Das Netzwerk entscheidet

Um dem entgegenzuwirken, gilt es bei Bewerbungsprozessen über Kontinentalgrenzen hinweg, nicht nur einen Fit für das Jobprofil zu finden, sondern Kandidat:innen auch klar zu vermitteln, was auf sie zukommt: Eine neue Sprache lernen, sich der Kultur anpassen und ein neues Umfeld aufbauen.

Die jeweiligen Arbeitskräfte sollten sich dieses großen Commitments bewusst sein. Im gleichen Zuge müssen Unternehmen und Betriebe ihrer sozialen Verantwortung nachkommen und ein Umfeld schaffen, das ausländische Mitarbeitende auffängt.

Auch in Deutschland brauchen Neuankömmlinge gute Beziehungen für die
Anfangszeit, um sich zurechtzufinden. Doch häufig fehlt es an Verständnis dafür, dass das nicht von heute auf morgen passiert.

Ängste abbauen

Ängste spielen beim Thema Migration auf allen Seiten eine große Rolle und spalten in Situationen, in denen das Wir am wichtigsten ist. Der aktuelle Personalnotstand steht einer florierenden Wirtschaft im Weg – und damit auch dem Ausbau neuer Arbeitsplätze. Unternehmen müssen ihren Teil zur Integration beitragen. Dazu gehört nicht nur Vielfalt auf dem Papier zu predigen, sondern auch die eigenen Mitarbeitenden dazu anzuhalten, eine offene Willkommenskultur zu gestalten.

Paten für die ersten Wochen beiseite zu stellen und darüber hinaus zu unterstützen, baut Berührungsängste ab und hilft beiden Seiten, sich der neuen Situation zu öffnen. Kultur kann faktisch nicht schon im anderen Land oder in der Theorie erlernt werden. Neben dem Abbau von bürokratischen Hürden baucht es für eine gelungene Integration Wertschätzung und Toleranz.

Bildnachweis: ©Depositphotos.com

Über den Autor

Porträtfoto von Josélia Gärtner DeFreitas von MUE Careerbridge

Josélia Gärtner De Freitas Josélia Gärtner De Freitas gründete die MUE Careerbridge unter dem Dach der M&E Technik GmbH. Ziel ihres Herzensprojekts: Junge Menschen aus ihrer Heimat Brasilien an deutsche Unternehmen vermitteln. Damit wirkt sie dem angespannten Personalnotstand entgegen, schafft zeitgleich neue Perspektiven für Menschen aus Brasilien und zeigt auf, wie Erwerbsmigration erfolgreich für alle Parteien funktioniert. de.muecareerbridge.com
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