Wie Unternehmensalltag und Arbeitsprozesse nachhaltiger gestaltet werden können
Mit erneuerbaren Energien

Wie Unternehmensalltag und Arbeitsprozesse nachhaltiger gestaltet werden können

Porträtfoto von Jürgen Effner, Geschäftsführer der TOPREGAL GmbH
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Erfolgreiche Unternehmen müssen auf Nachhaltigkeit setzen, um wettbewerbs- und zukunftsfähig zu bleiben. Doch eine Umstellung bringt auch Herausforderungen mit sich. Nachhaltigkeit, Umweltschutz und soziale Verantwortung sind für zukunftsgerichtete Unternehmen wichtige Themen. Worauf sollten Betriebe hierbei ihr Augenmerk legen?

Firmen aller Branchen – von Automobil- und Verpackungsindustrie über Lager- und Produktionsstätten jeglicher Art bis hin zu dem Retailsektor, Werkstätten und Handwerksbetrieben – werden von Politik und Gesellschaft dazu angehalten, auf ein umweltfreundliches Unternehmenskonzept umzustellen. Nachhaltige Unternehmen profitieren in Bezug auf Kostenersparnisse, Image, Wettbewerbsfähigkeit, Mitarbeiterengagement und Risikominimierung, während andere Unternehmen ihre Marke und Reputation riskieren, wenn sie nicht auf diese veränderten gesellschaftlichen Anforderungen reagieren. Eine Nachhaltigkeitstransformation kann die Zukunftsfähigkeit und Geschäftsfähigkeit sicherstellen. Sie erfordert jedoch eine herausfordernde Umstrukturierung und Optimierung aller Betriebsabläufe.

Herausforderungen der Nachhaltigkeitstransformation

Insbesondere mittelständische Unternehmen und Konzerne verfügen oft über komplexe Strukturen mit verschiedenen Abteilungen. Eine nachhaltige Transformation ist allerdings nur dann erfolgreich, wenn sie keinen isolierten Punkt auf der Agenda darstellt, sondern in allen Geschäftsbereichen, von der Führungsebene über den Verwaltungssektor bis in die Produktionsbereiche, Anwendung findet. Hinzu kommt die Vielschichtigkeit der Nachhaltigkeitstransformation, die viele Unternehmen unterschätzen: Erst im Zusammenspiel von sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit wird der ganzheitliche Anspruch an ein umweltbewusstes und verantwortungsvolles Unternehmen erfüllt. Soziale Nachhaltigkeit zeigt sich in fairen Arbeitsbedingungen und der aktiven Förderung von Diversität im Unternehmen, während ökologische Nachhaltigkeit unter anderem durch Maßnahmen wie Emissionsreduktion, Ressourcenschonung und Materialrecycling umgesetzt wird.

Ökonomische Nachhaltigkeit wiederum sichert durch ethische Geschäftspraktiken und langfristige Profitabilität die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Zur Umsetzung dieser Maßnahmen sind finanzielle Investitionen erforderlich, zum Beispiel für den Kauf energieeffizienter Technologien, die Umstellung der Produktionskette oder die Schulung der Mitarbeitenden. Dabei müssen Unternehmen für jede Maßnahme stets Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zusammen betrachten, klare Verantwortlichkeiten schaffen und eine für das Unternehmen passende Strategie entwickeln.

Eine Umstellung kann nicht über Nacht erfolgen. Hier bietet sich eine strategische Planung an, beispielsweise durch einen Fünfjahresplan, der Ziele, notwendige Schritte und den Zeitrahmen klar definiert. Regelmäßige Überprüfungen dieses Plans schützen Unternehmen davor, ihre Nachhaltigkeitsziele aus den Augen zu verlieren.

Entwicklung einer neuen Unternehmenskultur

Die Einführung nachhaltiger Arbeitsprozesse erfordert einen kulturellen Wandel innerhalb des Unternehmens. Mitarbeitende sind mit als Erstes anzusprechen, da sie im Laufe des Wandels ihre Gewohnheiten und Arbeitsweisen anpassen müssen, was Unsicherheiten auslösen kann. Ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen können Entscheidungsträger erzielen, indem sie mit den Mitarbeitenden transparent über die neue Ausrichtung kommunizieren sowie Chancen aufzeigen. Ein Unternehmen kann nur so effizient arbeiten wie die angestellten Mitarbeitenden.

Daher sind sie aktiv in die Nachhaltigkeitstransformation mit einzubeziehen und für diese zu sensibilisieren. Vielmehr bilden Mitarbeitende einen unerschöpflichen Ideenpool, aus dem Entscheidungsträger neue Ansätze entwickeln können. Mitarbeitende kennen ihre Arbeitsbereiche und wünschen sich vielleicht schon lange eine Umstellung. Bereits mit der Etablierung digitaler Lösungen im Verwaltungsbereich können Unternehmen den Papierverbrauch reduzieren, Büroabfälle minimieren und Arbeitsschritte einsparen. Durch Mitarbeiterumfragen ergeben sich ein Meinungsbild der Mitarbeiterschaft und mitunter neue Impulse, wodurch die Transformation zielgerichteter vorangetrieben werden kann.

Hinsichtlich der sozialen Verantwortung ermöglicht die Einführung flexibler Arbeitsmodelle wie Homeoffice oder Gleitzeit es Mitarbeitenden, ihren Arbeitsweg zu reduzieren. Dies trägt zu einer Work-Life-Balance und zu einer positiven Unternehmenskultur bei. Mitarbeitende identifizieren sich zudem stärker mit Unternehmen, die eine soziale und ökologische Verantwortung übernehmen. Diese Aspekte sind mitunter auch für Fachkräfte bei der Bewerbung attraktiver, sodass Unternehmen von einem größeren Bewerberpool profitieren.

Veränderte Betriebsabläufe und -einrichtung

Nachhaltig gestaltete Geschäftsprozesse beginnen bereits mit den Betriebsgebäuden, zum Beispiel durch den Bau oder Umbau nach ökologischen Standards wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design), einem international anerkannten Zertifizierungssystem. Für die Einrichtung von Büro und Mitarbeiterräumen sowie Produktions-, Werk- oder Lagerhallen trägt die Verwendung nachwachsender und langlebiger Materialien wie Holz und Metall dazu bei, langfristig weniger Ressourcen zu verbrauchen. Mit kleinschrittigen Maßnahmen wie der Etablierung eines durchdachten Abfallmanagementsystems unterstützen Unternehmen Recycling.

Zudem gilt es Produkte, Lieferketten, Energieversorgung und Technik zu modernisieren und in Bezug auf Nachhaltigkeit, Effizienz und Gesundheit der Mitarbeitenden zu optimieren. Vorab kann eine Auflistung der verbrauchten Energie und verursachten Emissionen von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung der Abfälle sinnvoll sein. Die Übersicht macht deutlich, an welchen Stellen eine Umstrukturierung einfach vonstattengeht oder wo Problembereiche bestehen.

Umstieg auf erneuerbare Energien

Mit der Zukunft gehen bedeutet, auf erneuerbare Energien zu setzen. Eine Installation von Solaranlagen auf Dächern oder dem Betriebsareal kann den Energiebedarf des gesamten Unternehmens decken. Genauso ist es möglich, eigene Windkraftanlagen zu betreiben oder sich an Windparks zu beteiligen. Handelt es sich um einen Betrieb mit wenig Fläche, kann zertifizierter Ökostrom aus erneuerbaren Energiequellen bezogen werden. Für Heizungs- und Kühlsysteme können Unternehmen Biomasse als alternative Energiequelle nutzen. Eine Investition in erneuerbare Energien und Energiespeichersysteme reduziert langfristig den CO2-Fußabdruck und sorgt zeitgleich für Kostenersparnisse. (Energie-)Effizienz steigern Mit optimierten Arbeitsprozessen und energieeffizienten Technologien reduziert sich der allgemeine Energieverbrauch. Geräte sind bei Nichtnutzung vom Stromnetz zu trennen, wobei Zeitschaltuhren sinnvoll unterstützen können.

Ein Austausch veralteter Geräte, die aktuellen Energiestandards nicht mehr entsprechen, rentiert sich langfristig in vielen Fällen durch die reduzierten Stromkosten. Dies bezieht sich auch auf energieeffiziente Beleuchtungs-, Heizungs- und Kühlsysteme. Langfristiges Einsparpotenzial bietet zudem die Umstellung auf einen elektrisch betriebenen Fuhrpark. Insbesondere in Produktions- und Lagerhallen sind Mitarbeitende mitunter viele Stunden am Tag schlechter Luft infolge von Verbrennungsmotoren des Fuhrparks oder der Produktionsmaschinen ausgesetzt. Mit elektrisch betriebenen Fahr-, Förder- und Transportfahrzeugen folgen Unternehmen nicht nur den Klimazielen, sondern ermöglichen ihren Mitarbeitenden eine angenehmere Arbeitsatmosphäre. Zusätzlich reduzieren Elektrofahrzeuge, Lastenräder oder Fahrräder für Dienstleister und Vertriebler im Außendienst die CO2-Emissionen. Alternative Fortbewegungsmittel auf dem Betriebsgelände können die Effizienz erhöhen, indem Mitarbeitende z. B. mit (Lasten-)Fahrrädern Distanzen mitunter schneller und flexibler zurücklegen als mit einem Auto und Laufwege einsparen.

Förderprogramme auf nationaler und regionaler Ebene entlasten Unternehmen, wenn sie auf E-Mobilität umstellen oder ihre Betriebstechnik modernisieren möchten. So unterstützt „Elektromobilität in Kommunen“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur Unternehmen mit finanziellen Zuschüssen für die Anschaffung von Elektrofahrzeugen und Ladeinfrastruktur.

Anpassung der Produkte und Lieferketten

Um Produkte und Lieferketten umzustellen, sind verschiedene Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört die Verwendung von umweltfreundlichen und nachwachsenden Rohstoffen wie beispielsweise Papier statt Plastik und die Reduzierung von Verpackungsmüll. Unternehmen sollten Produkte so gestalten, dass sie langlebig, reparierbar und recycelbar sind, um sie der Wertstoffkette wieder zuzuführen und gleichzeitig Kosten einzusparen.

Eine Etablierung von Reparaturservices und Rücknahmesystemen fördert die Kreislaufwirtschaft, denn aus ausgedienten Produkten lassen sich neue Produkte herstellen. Insbesondere Materialien wie Metalle können mehrfach in die Wertstoffkette zurückgeführt werden, wie z. B. Aluminium durch das Einschmelzen und die Weiterverarbeitung zu neuen Produkten. Für optimierte Lieferketten trägt eine effiziente Lagerhaltung dazu bei, Transportwege und gleichzeitig Lieferzeiten zu verkürzen. Mit der Nutzung umweltfreundlicher Transportmittel und durch die Konsolidierung von Sendungen können CO2-Emissionen reduziert und die Effizienz der Lieferketten verbessert werden.

Genauso ist im Lieferantenmanagement darauf zu achten, dass die Lieferanten ebenfalls nachhaltige Praktiken in ihrer Produktion und Lieferkette ausüben. Hier können sich Unternehmen mit Zertifizierungen oder Vereinbarungen zur Einhaltung von Umweltstandards absichern. Wenn Unternehmen transparent ihre Nachhaltigkeitsbemühungen kommunizieren und Informationen über Produkte und Lieferketten bereitstellen, können Verbrauchende fundierte Kaufentscheidungen treffen. Anders als bei Greenwashing, wobei sich Unternehmen ein falsches, positives Image verschaffen wollen, kann eine auch nach außen gerichtete Nachhaltigkeitstransformation einen langfristigen „TrustEffekt“ erzielen.

Bildnachweis: ©istockphoto.com/anyaberkut

Über den Autor

Porträtfoto von Jürgen Effner, Geschäftsführer der TOPREGAL GmbH

Jürgen Effner Jürgen Effner, Geschäftsführer der TOPREGAL GmbH. Mit Regal- und Betriebstechnik und Transport- und Hubgeräten ist sie seit 15 Jahren zuverlässiger Partner bei Einrichtungsfragen für Lager und Unternehmen. Sowohl bei der Unternehmensführung als auch bei den Verkaufsprodukten legt Effner großen Wert auf Nachhaltigkeit.
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