Autoritäre Chefs treiben Mitarbeitende zum Jobwechsel
Wie gut kommen Unternehmen mit unterschiedlichen Führungsstilen durch wirtschaftliche Krisen? Der Leadership-Monitor 2025 zeigt: Kooperative Vorgesetzte gelten als deutlich wirksamer – und reduzieren Kündigungsabsichten spürbar.
Das Wichtigste auf einen Blick:
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Repräsentative Befragung von 2.083 Beschäftigten zum Führungsstil in der Krise
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65 % sehen kooperative Führung als erfolgreichen Weg zur Krisenbewältigung, nur 24 % autoritäre
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37 % mit autoritärem Vorgesetzten denken deshalb über einen Arbeitgeberwechsel nach, bei kooperativer Führung 11 %
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43 % nennen autoritäre Vorgesetzte als möglichen Kündigungsgrund, 31 % haben deswegen bereits mindestens einmal gewechselt
Kooperative Führung überzeugt in der Krise
Die verbreitete Annahme, dass Unternehmen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten mit einer „harten Hand“ besser gesteuert werden, hält dem Praxistest nicht stand. Darauf weist der aktuelle Leadership-Monitor von HR WORKS hin, für den insgesamt 2.083 Beschäftigte in Unternehmen aller Größenordnungen zum Führungsstil in ihrem Arbeitsumfeld befragt wurden. Aus Sicht der Mitarbeitenden erweist sich kooperative Führung in der Krisenbewältigung als fast dreimal so wirksam wie autoritäre Führungsstil.
So bewerten nahezu zwei Drittel der Befragten (65 %) kooperative Führung als erfolgreichen Weg durch die Krise, während dies bei eher autoritärem Führungsstil nur 24 % so sehen. „In Krisenzeiten auf autoritäre Führung zu setzen, ist ein Irrtum. Das zeigen auch unsere Studienergebnisse: Nur wer Teams Vertrauen schenkt und sie an Entscheidungen beteiligt, schafft die Basis für Effizienz, Innovation und wirtschaftlichen Erfolg“, sagt Ivana Baumann, Director HR & Recruiting bei HR WORKS.
Gleichzeitig zeigt die Auswertung, dass autoritär geführte Organisationen auch beim Halten von Mitarbeitenden deutlich schlechter abschneiden. 37 % aller Beschäftigten mit einem autoritären Vorgesetzten denken derzeit genau aus diesem Grund über einen Arbeitgeberwechsel nach. Im Gegenmodell einer kooperativen Führung liegt dieser Anteil bei lediglich 11 % – ein Warnsignal insbesondere für mittelständische Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte.
Entscheidungsfreude, Kommunikation und Wertschätzung als Differenzierer
Neben der generellen Wahrnehmung von Führungsqualität nimmt der Leadership-Monitor zentrale Führungsdimensionen genauer in den Blick. Auffällig ist, dass Beschäftigte kooperative Vorgesetzte in vielen Bereichen deutlich besser bewerten als autoritäre. Nur weniger als ein Drittel der Befragten sieht in „schnellen Entscheidungen“ einen spezifischen Vorteil autoritärer Führung.
Kooperative Führung als Treiber von Lösungen
Ganz anders fallen die Werte für kooperative Führungskräfte aus: 82 % der Befragten erleben sie als entscheidungsfreudiger und 87 % als lösungsorientierter. Damit widersprechen die Ergebnisse dem verbreiteten Vorurteil, kooperative Führung gehe zulasten von Tempo und Klarheit. Stattdessen scheint sie Entscheidungen eher zu erleichtern – etwa, weil mehr Informationen aus dem Team einfließen und getroffene Beschlüsse auf größere Akzeptanz stoßen.
Kommunikation auf Augenhöhe stärkt Bindung
Besonders deutlich werden die Unterschiede in der Kommunikation. Beim aktiven Zuhören schneiden kooperative Vorgesetzte mit 86 % klar besser ab als autoritäre Führungskräfte mit 44 %. Ähnlich sieht es bei der wahrgenommenen Wertschätzung aus: 83 % bewerten kooperative Führung hier positiv, aber nur 34 % autoritäre. Auch in puncto Konsequenz sind kooperative Vorgesetzte im Vorteil – 76 % attestieren ihnen konsequentes Handeln, gegenüber 48 % bei autoritärer Führung. Für Unternehmen bedeutet dies: Ein Führungsstil, der Beteiligung, Dialog und klare Rahmenbedingungen verbindet, erhöht die Chance, dass Mitarbeitende auch in belastenden Situationen handlungsfähig bleiben.
Drohende Fluktuation: Autoritäre Führung als Krisenbeschleuniger
Für Arbeitgeber besonders kritisch sind die Auswirkungen auf die Fluktuation. 43 % der Beschäftigten geben im Leadership-Monitor an, autoritäre Vorgesetzte seien für sie ein möglicher Kündigungsgrund. 31 % haben ihren Arbeitgeber aus diesem Grund bereits mindestens einmal gewechselt. Für Unternehmen, die gleichzeitig mit Fachkräftemangel und Transformationsdruck konfrontiert sind, wird autoritäre Führung damit zum wirtschaftlichen Risiko.
Jüngere Generationen stimmen mit den Füßen ab
Besonders deutlich zeigt sich dieser Trend in der Gen Z. Hier hat rund ein Drittel der Beschäftigten wegen autoritärer Führung bereits den Job gewechselt, 23 % allein in den vergangenen zwölf Monaten. Junge Talente reagieren damit besonders sensibel auf Führungsverhalten, das sie als wenig kooperativ oder nicht partizipativ wahrnehmen. „Unsere Studie hat gezeigt: Autoritäre Führung wirkt als Fluktuationstreiber und damit nicht zuletzt auch als Krisenbeschleuniger. Denn sie kostet Unternehmen ausgerechnet in unsicheren Zeiten ihre tragenden Kräfte. Das kann sich kein nachhaltig aufgestelltes Unternehmen leisten“, so Ivana Baumann.
Gerade mittelständische Unternehmen, die häufig stark auf eingespielte Teams und informelle Wissensnetze angewiesen sind, riskieren damit einen Verlust zentraler Leistungsträger. Wer Führung nicht anpasst, verstärkt Kriseneffekte also möglicherweise, statt sie abzufedern – etwa durch steigende Recruiting-Kosten, Einarbeitungsaufwände und den Verlust von Kundenbeziehungen.
Vorbildfunktion: Kooperative Chefs prägen die nächste Führungsgeneration
Der Leadership-Monitor zeigt zudem, dass Führungsstile die Entwicklung zukünftiger Führungskräfte maßgeblich beeinflussen. Mitarbeitende mit Führungsambitionen orientieren sich stark an ihrem direkten Vorgesetzten. Bei kooperativen Führungskräften sagen 43 % derjenigen, die selbst einmal führen möchten, dass ihr aktueller Vorgesetzter als Vorbild für diese Ambitionen fungiert. In autoritär geführten Teams liegt diese Vorbildquote bei lediglich 22 %.
Für Unternehmen stellt sich damit die Frage, welche Führungskultur sie heute vorleben, wenn sie morgen ausreichend qualifizierte Führungskräfte aus den eigenen Reihen gewinnen wollen. Kooperative und partizipative Führung scheint nicht nur in der aktuellen Krise wirksamer zu sein, sondern auch die Grundlage für eine nachhaltige Leadership-Pipeline zu legen – ein Aspekt, der im Mittelstand angesichts vieler anstehender Generationswechsel besonders relevant ist.
Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen.
Bildnachweis: Unsplash

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