Freelancer-Kompass 2026: Projektunsicherheit erreicht neuen Höchststand
Selbstständige unzufrieden

Freelancer-Kompass 2026: Projektunsicherheit erreicht neuen Höchststand

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Die wirtschaftliche Unsicherheit unter Freelancern spitzt sich weiter zu: 43 Prozent haben derzeit keine gesicherte Auslastung für die kommenden Monate. Die Hälfte gibt zudem an, dass sich die Auftragslage im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert hat. Das zeigen die Ergebnisse der ersten und aktuellen Erhebungswelle für den Freelancer-Kompass 2026 von freelancermap.

Erste Erhebung des Freelancer-Kompass unterstreicht wachsende Unsicherheit in der Projektlandschaft / Deutliche Rückgänge der Auftragslage in mehreren Branchen, darunter Automotive, IT/Software und Maschinenbau

Die wirtschaftliche Lage vieler Freelancer bleibt angespannt. Laut der ersten Auswertungen des Freelancer-Kompass 2026 von freelancermap verfügt derzeit fast jeder Zweite über keine verlässlich planbare Auslastung für die kommenden Monate. Zudem berichten rund 50 Prozent der Befragten, dass sich ihre Auftragslage im Vergleich zum Vorjahr spürbar verschlechtert hat.

Für die kommende Ausgabe des Freelancer-Kompass ermöglichen erstmals mehrere kurze Umfragen ein detaillierteres Bild des Ist-Zustandes. Die Angaben zur aktuellen Auslastung zeigen deutlich, wie schwierig die Projektsituation für viele Selbstständige geworden ist. Zwölf Prozent verfügen lediglich über Aufträge für den kommenden Monat. Rund jeder Fünfte hat Planungssicherheit für die nächsten zwei bis drei Monate, und 13 Prozent sind für vier bis sechs Monate ausgelastet. Für die Mehrheit der Freelancer bleibt damit eine verlässliche, langfristige Planung kaum machbar.

Rückgang der Auftragslage in Schlüsselbranchen

Die angespannte Situation zeigt sich auch beim Blick auf die Branchen. In mehreren Sektoren melden Freelancer einen spürbaren Rückgang der Nachfrage. Insbesondere betroffen ist die gegenwärtig krisenbehaftete Automobilbranche. 32 Prozent der Befragten geben an, das sie hier einen Rückgang der Aufträge verzeichnen. Im Sektor IT/Software sind es 23 Prozent und in der Industrie, dem Maschinenbau sowie im Bereich Banken/Finanzwesen jeweils zwölf Prozent.

„Wenn in so vielen Branchen Aufträge zurückgehen und fast die Hälfte der Freelancer keinerlei Planungssicherheit hat, ist das längst kein individuelles Risiko mehr, sondern ein strukturelles“, sagt Thomas Maas, CEO von freelancermap. „Freelancer stehen für Flexibilität und Expertise. Doch genau diese Menschen geraten zunehmend unter Druck, weil wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen ihnen ihre Arbeit erschweren. Branchenrückgänge, kurze Auslastungshorizonte und operative Hürden in Projekten wirken zudem zusammen. Das trifft nicht nur einzelne, sondern prägt den Markt insgesamt.“

Herausforderungen in der täglichen Zusammenarbeit

Zu den häufigsten Auftraggebern zählen überwiegend größere Unternehmen. So arbeiten 60 Prozent der Befragten mit dem Mittelstand zusammen und 58 Prozent mit Konzernen. Dahinter folgen Agenturen und Beratungen (27 Prozent) sowie Startups (21 Prozent). In der täglichen Projektarbeit und Zusammenarbeit begegnen Freelancer mehreren Schwierigkeiten, die ihre Arbeitsweise erschweren. Besonders häufig genannt werden unklare Anforderungen (55 Prozent), verzögerte Rückmeldungen (47 Prozent) sowie fehlende Entscheidungen (42 Prozent).

Beim Blick auf den Arbeitsort zeigt sich, dass ein überwiegender Teil der Selbstständigen (71 Prozent) aus dem Homeoffice arbeitet. 22 Prozent arbeiten hybrid. Nur jeder Zwanzigste (5 Prozent) arbeitet beim Kunden vor Ort. Die Möglichkeit einer Workation nutzen zwei Prozent der Befragten.

Warum Freelancer Projekte ablehnen

Freelancer lehnen Projekte vor allem dann ab, wenn grundlegende Rahmenbedingungen nicht stimmen. Am häufigsten wird ein zu niedriger Stundensatz genannt (70 Prozent). Ebenfalls stark vertreten ist die Aussage, dass das Projekt nicht zu den eigenen Fähigkeiten passt (62 Prozent). Besteht nicht die Möglichkeit, remote zu arbeiten, ist dies für knapp die Hälfte (49 Prozent) ein Ausschlusskriterium.

„Freelancer bringen viel Erfahrung, Tempo und Spezialisierung in Projekte ein. Doch das gelingt nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen“, sagt Thomas Maas. „Unklare Anforderungen oder fehlende Entscheidungen kosten alle Beteiligten Zeit. Gute Zusammenarbeit entsteht dort, wo Unternehmen klare Ansprechpartner, klare Ziele und klare Prozesse schaffen.“

Zur Methodik

Seit über zehn Jahren liefert der Freelancer-Kompass die umfassendste Datengrundlage zur Selbstständigkeit im deutschsprachigen Raum. Für die kommende Ausgabe 2026 wurde die Methodik erstmals weiterentwickelt: Statt einer einmal jährlich erhobenen Großumfrage mit über achtzig Fragen setzt freelancermap nun auf mehrere thematische Erhebungswellen, die ein noch präziseres Bild der aktuellen Situation von Freelancer ermöglichen. Die hier genannten Ergebnisse stammen aus der ersten Befragung, die vom 17. November bis 3. Dezember 2025 unter mehr als 1.300 Teilnehmenden durchgeführt wurde.

Bildnachweis: Depositphotos.com/AleksLischinskiy

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