Immer weniger Tec-Firmen wagen den Börsengang
IPO-Trend

Immer weniger Tec-Firmen wagen den Börsengang

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Angesichts des schwierigen Börsenumfelds traut sich derzeit kaum ein Technologieunternehmen aufs Parkett. Nachdem der europäische Technologiesektor 2015 noch die stärkste IPO-Bilanz seit zehn Jahren hingelegt hatte, brach der Markt im ersten Quartal regelrecht ein.

Immer weniger Tec-Firmen wagen aktuell den gang an die Börse. Im ersten Quartal stellten mehr als 20 „Silicon Valley“-Unternehmen einen IPO-Antrag. Doch kein einziges ging tatsächlich an die Börse.

Immer weniger Tec-Firmen wagen aktuell den gang an die Börse. Im ersten Quartal stellten mehr als 20 „Silicon Valley“-Unternehmen einen IPO-Antrag. Doch kein einziges ging tatsächlich an die Börse.

Ganze drei Börsengänge waren von Januar bis März europaweit zu verzeichnen – Deutschland und Großbritannien gingen dabei sogar komplett leer aus. Dasselbe Schicksal ereilte die US-Börse Nasdaq. Einzig der asiatische Markt konnte sich der schlechten Stimmung mit insgesamt sieben Listings ein Stück weit entziehen. Die Volumina waren jedoch auch hier enttäuschend, sodass der globale Tech-IPO-Markt nach Berechnungen von PwC gerade mal auf Erlöse von 769 Millionen Dollar kam – der schlechteste Quartalswert seit 2010.

Was ist Eigentlich ein IPO?

IPO ist die Abkürzung für Initial Public Offering. Initial Public Offering bedeutet „erstes öffentliches Angebot“ und bezeichnet speziell die Erstinanspruchnahme des inländischen Aktienmarktes im Wege einer Kapitalerhöhung oder Umplatzierung, d.h. es werden erstmalig Aktien eines Unternehmens interessierten Anlegern zum Kauf angeboten.

Mit einem IPO ist im Allgemeinen die Börsenzulassung und die Aufnahme der Börsennotierung verbunden. Aus Unternehmenssicht bedeutet eine IPO die Beschaffung von Risikokapital von außen, durch Nutzung der Aktie als Finanzierungsinstrument.

Bis zum Brexit-Referendum dürfte die Lähmung am IPO-Markt anhalten

„Die Technologiebranche kann sich der extremen Volatilität an den Märkten momentan nicht entziehen. Von der schwierigen konjunkturellen Lage in China bis hin zum Preisverfall im Rohstoffsektor – das Umfeld war zuletzt derart ungünstig, dass selbst viele grundsolide IPO-Kandidaten entschieden haben, mit ihrem Börsengang lieber noch ein paar Monate zu warten“, sagt PwC-Kapitalmarktspezialist Christoph Gruss. Mit einer Besserung der Lage rechnet der Experte frühestens im zweiten Halbjahr. „Die Pipeline ist eigentlich gut gefüllt. Zumindest der europäische IPO-Markt wird momentan allerdings gelähmt von der Angst vor einem möglichen Brexit. Erst wenn das Referendum am 23. Juni zu einem Verbleib Großbritanniens in der EU führt, dürften das die Fesseln lösen.“

Plötzlich ist Profitabilität wieder wichtiger als Umsatzwachstum

Die ungünstigen Rahmenbedingungen hielten im ersten Quartal vor allem junge Tech-Firmen von einem Börsengang ab. So fanden sich unter den zehn Unternehmen, die sich trotz der schwierigen Lage listen ließen, gerade einmal zwei, die jünger als fünf Jahre waren. Im Schnitt erreichten die Parkettdebütanten ein Alter von fast 14 Jahren. „2014 und 2015 sind viele Tech-Startups an die Börse gekommen, die zwar sehr gut finanziert waren und ein hohes Umsatzwachstum aufwiesen – aber noch keine Gewinne erwirtschafteten. Die Firmen, die es momentan an die Börse schaffen, schreiben dagegen meist schwarze Zahlen. Womöglich markiert dies eine Trendwende: Investoren legen auch bei Online-Unternehmen wieder mehr Wert auf Profitabilität“, sagt Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Kommunikation.

Warum die „Unicorns“ zum Opfer ihrer eigenen Bewertung werden

Spannend wird dieser Aspekt besonders im Hinblick auf jene Tech-Unternehmen, die auch ohne Börsengang bereits auf eine Bewertung von einer Milliarde Dollar und teils deutlich mehr kommen – wie der US-Taxi-Dienst Uber oder der schwedische Streaming-Spezialist Spotify.

„Von diesen sogenannten Unicorns gibt es mittlerweile mehrere Dutzend weltweit. Viele von ihnen wären zwar absolut reif für einen IPO. Im aktuellen Umfeld müssten sie allerdings beim Börsengang deutliche Abschläge in Kauf nehmen. In gewisser Weise werden diese Firmen zu einem Opfer ihrer Bewertung“, so Experte Gruss. Der Beleg für diese These: Im ersten Quartal stellten mehr als 20 „Silicon Valley“-Unternehmen einen IPO-Antrag. Doch kein einziges ging tatsächlich an die Börse.

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