ERP-Trends für 2019, die Unternehmer kennen sollten
Digitalisierung

ERP-Trends für 2019, die Unternehmer kennen sollten

Porträtfoto vonPorträtfoto vonPorträtfoto von Carolin Fischer, Content-Managerin und Redakteurin für onpulson.de, einem Fachportal für Unternehmer und Führungskräfte aus dem Mittelstand
Am

Der Ausbau von ERP-Lösungen gerade hinsichtlich der Industrie 4.0 steht bei vielen Unternehmen auf dem Programm. Und das Thema scheint eindeutig auch Chefsache zu sein. Umso wichtiger, dass sich darum gekümmert wird. Doch weswegen sind ERP-Systeme eigentlich so wichtig? Und welche Themen und Trends sollten Unternehmensführer und ERP-Verantwortliche im Jahr 2019 an erster Stelle auf dem Radar haben?

Eine Basis für die Industrie 4.0 schaffen

Die Digitalisierung ist nicht mehr aufzuhalten. Die Märkte wandeln sich mit rasanter Geschwindigkeit und die Zukunft scheint nicht viel daran zu ändern. Das einzige, was Unternehmer tun können, ist, ihre Geschäftsprozesse laufend anzupassen und zu verbessern. Nur so können sie wettbewerbsstark und zukunftsfit bleiben. Die meisten Unternehmen betrachten die Digitalisierung sogar als Chance und erwarten, durch sie neue Märkte erschließen und neue Services und Produkte anbieten zu können. Außerdem versprechen sich viele Unternehmer Möglichkeiten der Expansion. Dennoch hinken einige Unternehmer in ihrer Sichtweise hinterher.

In einer Studie des Analystenhauses PAC im Auftrag von proALPHA, wurden 102 IT- und Fachbereichsverantwortliche aus der Fertigungsbranche zu den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung und zur Industrie 4.0 sowie zur Rolle ERP-Software in diesem Kontext befragt. Heraus kam, dass ein Drittel aller befragten Unternehmen die Digitalisierung für ein Buzzword hielten und daher zunächst den möglichen Mehrwert von Industrie 4.0-Initiativen evaluieren wolle. Vor allem in Fertigungsbetrieben herrscht aber unter 92% aller Befragten übereinstimmend die Meinung, dass die Digitalisierung und die Industrie 4.0 für eine Verbesserung der Prozesse und damit letztlich auch eine höhere Effizienz sorgen werden.

Ohne moderne betriebswirtschaftliche Systeme und hier vor allem ERP-Lösungen, werden Erfolge im Rahmen der Digitalisierung allerdings ausbleiben. 57% aller Befragten gab im Rahmen der PAC-Studie an, dass ihr derzeitiges System zu starr sei, um Prozesse erfolgreich optimieren zu können. Eine kompetente IT-Beratung und Schulung, im Rahmen derer unter anderem die jeweiligen Geschäftsprozesse identifiziert und optimiert, sowie Kenntnisse erneuert werden, scheint daher bei vielen Unternehmen längst überfällig. Immerhin 62% der Unternehmen haben den Plan gefasst, in den kommenden zwei Jahren in die Modernisierung ihrer ERP-Systeme zu investieren. Dennoch sollten sich Unternehmer und Verantwortliche selbstständig so früh wie möglich einen Überblick über die ERP-Trends des Jahres 2019 verschaffen, um zu wissen, was in naher Zukunft auf sie zukommt. Fünf der wichtigsten Trends sollen im Folgenden näher erläutert werden.

1. Shopfloor-Integration ins ERP

Ziel der Shopfloor-Integration ist, dass alle Systeme eigenständig miteinander kommunizieren. Bildquelle: © Rawpixel, Depositphotos.com

Mittels Betriebsdaten aus der Fertigung, können umfassende Auswertungen durchgeführt werden, um Folgeprozesse anzupassen und zu verbessern. Dazu werden seit längerer Zeit schon kaufmännische und technische Prozesse vernetzt. Neu hinzukommt, dass ein freier und ungehinderter Datenfluss von den Anlagen und Systemen in der Fabrik bis zum ERP-System und zurück erfolgen kann. Doch diese technische Neuerung wird für die Digitalisierung der Prozesse immer bedeutsamer. Immer mehr Maschinen und Anlagen werden sich 2019 bidirektional mit dem ERP austauschen können. Selbst Lieferverträge werden zukünftig wohl zwischen Maschinen ausgehandelt werden können, solange aller beteiligten Partner über ERP-Systeme miteinander vernetzt sind und dort alle digitalen Informationen austauschen können. Die Verknüpfung von Shopfloor und ERP wird daher in naher Zukunft weiter vorangetrieben werden müssen.

Fast genauso wichtig ist, neben der Standardisierung der Daten und Kommunikation, daher aber auch, dass die Produktionstechnik entsprechend ausgerüstet wird. Ältere Anlagen und Maschinen müssen nachautomatisiert werden.

2. Mobile Einsatzmöglichkeiten

Egal, ob in der Produktion, der Logistik, der Distribution oder im Vertrieb und Service – die Mobilität wird ein immer wesentlicherer Faktor, der auch die Digitalisierung weiter vorantreibt. Es wird immer wichtiger, Daten mobil, das heißt an Ort und Stelle, bzw. am Ort der Entstehung zu erfassen und verwerten zu können. Denn die Bedeutung von Daten für die effiziente und realzeitige Beeinflussung der Wertschöpfung nimmt eher zu, als dass sie abnimmt.

Auf mobilen Geräten sind die Technologien bereits verfügbar und gut eingeführt. Webservices und Internettechniken stehen seit langer Zeit auf dem Programm. Außerdem erlauben die oftmals mit PCs vergleichbare Rechenleistung und die Größe der Bildschirme vieler moderner Smartphones eine komfortable Bedienung von Anwendungen, die auf diese Umgebung angepasst sind. Allerdings befinden sich zahlreiche ERP-Systeme noch auf einem vergleichsweise urzeitlichen Stand. Damit der mobile Einsatz aber zum Erfolg wird, müssen Anwendungen für Smartphones, Tabletcomputer & Co. sich an gängigen Konsumenten-Apps orientieren und auch komplexe ERP-Prozesse abdecken können. Genau auf die Daten und Funktionen, welche für die Lösung eines Problems benötigt werden, muss sofort zugegriffen werden können und nicht auf das komplette (mitunter unübersichtliche) System.

3. Künstliche Intelligenz

Auch in ERP-System wird eine KI zukünftig eine wichtige Rolle spielen – vielleicht sogar schon 2019? Bildquelle: © fotomek (#220790568), fotolia.de

Eine der großen Zukunftstechnologien – neben Blockchain und RPA (Robotic Process Automation) – stellt wohl ohne Zweifel die KI, die Künstliche Intelligenz, dar. Auch in ERP-Systemen, da sind sich Experten und Analytiker einig, wird die KI in naher Zukunft und womöglich schon 2019 nutzbringend einsetzbar sein. Egal ob im Bereich der Banken, der Energieversorger oder auch Versicherungen: Techniken der KI werden in verschiedenen Anwendungsfällen bereits sogar seit Längerem eingesetzt. Vor allem Unternehmen aus der Fertigungsindustrie hinken jedoch noch hinterher – und das, obwohl die KI, gerade auch in ERP-Systemen, doch auch hier einen wichtigen Beitrag leisten kann.

  • So kann eine KI eine Reihenfolge von Erzeugnissen auf der Basis einer Vielzahl von Restriktionen in einem kontinuierlichen Fertigungsprozess bilden. Rein analytische Betrachtungen können bei der Anzahl möglicher Optionen hier nicht wirken
  • Auch die Bilderkennung und die Nutzung zur Qualitätssicherung sowie die Sortierung von Endprodukten in einer Serienfertigung kann von einer KI geleistet werden
  • Auch die Sprachsteuerung und die Spracherkennung ist in ihrer technischen Entwicklung soweit fortgeschritten, dass eine breite Nutzung in ERP-Systemen bereits in nächster Zukunft möglich sein wird. Pick-by-Voice Lösungen unterstützen Kommisionierprozesse schon seit längerer Zeit

Gerade in Bereichen von Unternehmen, in denen eine große Anzahl von Daten zeitsynchron zur Verfügung steht, sind KI-basierte ERP-Lösungen von großem Vorteil. Denn eine einfache Betrachtung ermöglicht hier meist keine genaue Analyse der Zusammenhänge. Durch zum Beispiel digitale Zwillinge des Produktionssystems oder der Erzeugnisse jedoch, kann die Datenbasis von der KI im ERP bereitgestellt werden.

4. Plattformen und Schnittstellen

Einerseits ist für die Digitalisierung eine tiefe Integration der Prozesse und Systeme notwendig, andererseits steigen die Anforderungen an die Flexibilität und Agilität – das scheint zunächst widersprüchlich zu klingen. Doch an dieser Stelle kommen Plattformen und Netzwerke ins Spiel. Gerade die Verbindung von einer Nachfrage über Vermittler und dem Angebot von Leistungen, das diese Nachfrage betrifft, kann standardisiert durchgeführt werden. Vermittler können dabei Marktplätze sein oder Konnektoren, die etwa als Datenraum und Automatisierer von Geschäftsprozessen oder als standardisierte Schnittstelle zwischen Geschäftspartnern fungieren.

ERP-Systeme haben dabei den Nutzen, dass sie als Anbieter und Nachfrager von Leistungen agieren. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, müssen sie sich mit genannten Plattformen verbinden – wie bei mobilen Anwendungen auch, muss es möglich sein, dass Funktionen und Daten stabil und sicher zur Verfügung gestellt werden. Neben betriebsübergreifenden Anwendungen dieser Art gilt gleiches selbstverständlich auch für den Ablauf innerbetrieblicher, wertschöpfender Prozesse: Hierbei stellt das ERP selbst die Plattform für die Abwicklung nach innen zur Verfügung.

Immer mehr Dienste, wie etwa auch die Anbindung von IoT (Internet of Things)-Geräten an die Unternehmenssoftware, werden inzwischen von Plattformen zur Verfügung gestellt. Da diese Dienste immer wichtiger auch bei der Umsetzung neuer Geschäftsmodelle werden, betrifft er unbestreitbar auch ERP-Systeme. Diese müssen ganz grundsätzlich in der Lage sein, externe Services aus digitalen Plattformen integrieren zu können. Dafür braucht es technologische Standards, die das ERP unterstützt – so zum Beispiel REST-Services. Außerdem ist es vorteilhaft, wenn Workflows und Abläufe in den ERP-Anwendungen so konzipiert sind, dass sie sich flexibel an neue Bedingungen und Gegebenheiten anpassen.

5. ERP und Clouds

Die meisten ERP-Systeme müssen für den Weg in die Cloud noch optimiert werden: Eine Aufgabe, die es baldmöglichst anzugehen lohnt. Bildquelle: © NicoElNino (#165074313), fotolia.de

Cloud-Computing an sich ist natürlich nichts Neues. Allerdings ging es bislang beim Cloud-Computing in erster Linie darum, dass das Rechenzentrum ausgelagert wird und dass Anfangs- sowie Unterhaltungsinvestitionen eingespart werden. Inzwischen aber spielt der Bezug von Leistungen aus einer Cloud – Rechenleistungen oder auch Dienste – eine entscheidende Rolle. Für den Weg in die Cloud müssen ERP-Systeme erst noch fit gemacht werden, was in der Regel einen langwierigen Prozess darstellt. Allerdings lohnt sich dieser meistens, da dadurch vollständig neue und moderne Architekturen entstehen.

Es besteht bereits starkes Interesse daran, ERP-Systeme auf diese Art bereitzustellen, was heute auch recht unkompliziert möglich ist. Wichtig wird es sein, dass bestimmte Anwendungen und Prozesse neugestaltet werden und dass dabei eben Cloud-Anwendungen genutzt werden. Das können im Umfeld des ERP beispielsweise die Anbindung bereits erwähnter IoT-Geräten oder die Verwendung von KI-Services sein.

Wie die PAC-Studie zeigt, wechselt jedes sechste Unternehmen zur Umsetzung seiner Pläne Richtung Industrie 4.0 auf modernere ERP-Systeme. Vor allem werden aber Funktionalitäten ausgebaut. Die Digitalisierung in deutschen Unternehmen und die Weiterentwicklung der ERP-Systeme findet also nach und nach und nicht von heute auf morgen statt. Die Veränderungen, die 2019 auf Unternehmen zukommen, werden, allem Anschein nach, ein weiterer wichtiger Schritt auf diesem Weg sein.

Bildquelle-Thumbnail: © fotomek (#220790568), fotolia.de

Über den Autor

Porträtfoto vonPorträtfoto vonPorträtfoto von Carolin Fischer, Content-Managerin und Redakteurin für onpulson.de, einem Fachportal für Unternehmer und Führungskräfte aus dem Mittelstand

Carolin Fischer Carolin Fischer ist Content-Managerin und Redakteurin bei onpulson.de. Sie ist spezialisiert auf die Themen "Personal", "Mittelstand" und "Karriere". Zuvor hat sie mehrere Jahre für die Süddeutsche Zeitung in München gearbeitet und ist heute noch u.a. im PR-Bereich tätig.
Zum Autorenprofil

Kommentare

Kommentar schreiben:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erhalten Sie jeden Monat die neusten Business-Trends in ihr Postfach!
X