10 Tipps: So integrieren Sie ausländische Fachkräfte in Ihr Unternehmen
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10 Tipps: So integrieren Sie ausländische Fachkräfte in Ihr Unternehmen

Bernd Wenske
Am

Mittel- und langfristig braucht Deutschlands Arbeitsmarkt mindestens 260.000 Zuwanderer im Jahr – das besagt eine aktuelle Bertelsmann-Studie. Fakt und Chance zugleich: Sind ausländische Fachkräfte gut in Unternehmen integriert, sichert das nachhaltiges Wachstum.

Der Fachkräftemangel ist ein bestimmendes Thema in Politik und Medien. Worauf aber kommt es an, damit zwischen der Schnittstelle Unternehmen am Markt und hochqualifizierten Fachkräften aus dem Ausland ein dauerhaftes, verlässliches und erfolgreiches Arbeitsverhältnis aufgebaut wird?

Unternehmer sollten diese Herausforderung annehmen, denn umgehen können werden sie sie kaum können. Die Lücke, die aus der demographischen Entwicklung heraus auf dem deutschen Arbeitsmarkt entsteht, ist nur über Zuwanderung aus Drittstaaten zu schließen. Dort fänden Unternehmen hochqualifizierte Kandidaten zur Besetzung vakanter Stellen, deren Kompetenzen sie kennenlernen und nutzen müssen, um das Bestehen ihrer Unternehmen zu sichern. Die Integration ausländischer Fachkräfte ist machbar – 10 Tipps für ein gutes Gelingen sind hier zusammengefasst:

1. Erst kennenlernen, dann unterschreiben

Es ist immer wichtig, von Bewerbern nicht nur einen fachlichen, sondern auch menschlichen Eindruck zu gewinnen. Das gilt für Fachkräfte aus dem Ausland umso mehr, denn sie bringen oftmals andere Erfahrungen und Einstellungen mit. Fragen Sie nach den Vorstellungen über die neue Aufgabe und auch, welche Starthilfe wünschenswert wäre. Welche Hierarchien und Entscheidungsprozesse ist der/die potenzielle neue Mitarbeiter/in gewohnt und – auch wichtig – wie ist seine/ihre private Einbindung in Deutschland? Es erleichtert den Start und erhöht die Motivation, wenn Familie oder Partner dabei sind oder zumindest deutsche Freunde auf den Neuankömmling warten. Für das Näherkommen auf Entfernung eignen sich Medien wie Skype, Facetime oder Zoom noch besser als nur das Telefon.

2. Bereiten Sie sich und das Team vor

Gerade in Unternehmen, in denen zugewanderte Fachkräfte noch ein Novum sind, ist es förderlich, wenn alle sich auf den neuen Kollegen oder die neue Kollegin vorbereiten. Die Unternehmensleitung muss ihre Position klar kommunizieren und die Mitarbeiter einbinden: Wer könnte als Mentor oder Pate zur Verfügung stehen und ihm oder ihr Orientierungshilfe geben?

3. Bürokratisches klären

Die rechtlichen Voraussetzungen müssen vor dem Zuzug unbedingt abgeklärt werden, gerade bei neuen Mitarbeitern aus Nicht-EU-Ländern. Das behördliche Programm von Aufenthalts- bis Arbeitserlaubnis sollte wasserdicht sein, damit es am Ende nicht zu unangenehmen Überraschungen kommt. Im besten Falle kümmern sich die Zuwanderer selbst darum, angesichts des komplexen, bürokratischen Aufwands sollten Unternehmen aber immer zur Hilfestellung bereit sein. Auch die Anerkennung ausländischer Abschlüsse von Ausbildung oder Studium in Deutschland sollte im Vorfeld ermittelt werden.

4. Erfahrung ausbauen

Unterziehen Sie Ihr Unternehmen einem Statuscheck: Wo besteht bereits Erfahrung mit Diversität? Wo ist die Integration von Ausländern schon gelungen? Daraus lassen sich mindestens einzelne Teile übernehmen und für die Zukunft sogar ein paar Standards entwickeln, die bei der Integration ausländischer Fachkräfte eingehalten und ausgeführt werden.

5. Deutsche Sprache, schwere Sprache

Dass sich eine qualifizierte Fachkraft auch sprachlich auf einen Aufenthalt in Deutschland vorbereitet, dürfen wir erwarten, ja. Dass sie unsere Sprache fließend beherrscht, nicht. Eine gute Integration der Fachkräfte erfordert ein gewisses sprachliches Verständnis. Finden Sie als Unternehmer heraus, auf welchem Stand sich der/die potenzielle Mitarbeiter/in befindet und welche Förderung ggf. noch sinnvoll oder sogar notwendig sein kann, beispielsweise auch durch die Finanzierung von Sprachkursen. Die Praxis lehrt, dass sich eine Sprache am besten und schnellsten im Land selbst erlernen lässt. Geben Sie den Menschen bitte etwas Zeit.

6. Willkommen, Kultur!

Gute Kollegen sind mehr als Menschen, mit denen man zusammenarbeitet – sie werden oft zu Freunden. Das liegt in der Natur der Sache: Wer viel Zeit miteinander verbringt, lernt sich immer besser kennen und im besten Falle auch mögen. Fördern Sie das in Ihrem Unternehmen! Sorgen Sie für eine offene Kultur, um anderen Kulturen offen zu begegnen! Gemeinsame Mahlzeiten und außerbetriebliche Veranstaltungen sind dafür hervorragend geeignet. Animieren Sie Ihre Mitarbeiter dazu, ausländische Fachkräfte auch mal privat einzubinden: beim Fußball, gemeinsamen Kochen oder anderen Freizeitaktivitäten. Es steckt so viel Interessantes hinter anderen Kulturen und es erweitert den eigenen Horizont, sie zu entdecken.

7. Erwartungen kommunizieren

Ausländische Fachkräfte kommen mit anderen Erfahrungen und Hintergründen in deutsche Unternehmen. Hinter anderen Verhaltensweisen steckt meistens keine Absicht oder gar Böswilligkeit, sondern einfach nur Gewohnheit. Darum sollten die Erwartungen auf deutscher Seite klar an die andere kommuniziert werden. Hier existieren andere Regeln und Gepflogenheiten, wer sie nicht kennt, kann sie auch nicht einhalten. Ein offenes Miteinander schafft das Vertrauen, das den Grundstein für eine lange Zusammenarbeit legt.

8. Menschlich bleiben

Bei allen fachlichen, bürokratischen und kulturellen Hürden sollte immer im Blick bleiben: Es geht hier nicht nur um Arbeitskräfte, sondern um Menschen. Wer Integration menschlich gestaltet, hat Aussicht darauf, dass sie umso schneller gelingt. Zuwendung, Informationsaustausch und das Erforschen der gegenseitigen Bedürfnisse bergen das Potenzial, nicht nur unternehmerisch zu wachsen.

9. Auf Augenhöhe

Daran schließt sich an, dass eine Begegnung auf Augenhöhe unerlässlich ist. Keiner ist besser, keiner ist wichtiger, sondern wir alle verfolgen mit unserem Unternehmen ein gemeinsames Ziel, einen gemeinsamen Sinn. Toleranz und Haltung sind Prämissen der modernen Arbeitswelt, nicht Herrschaft und Macht. Das bedeutet nicht, Dinge hinzunehmen. Sondern sie so formen, dass alle sie annehmen.

10. Am Zug: KMU

Der Mittelstand ist die wirtschaftliche Säule Deutschlands. Auch kleine und mittelständische Unternehmen erkennen die Notwendigkeit der Zuwanderung und handeln danach. Sie sollten keine Angst haben, beim Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte als Kleinere den Kürzeren zu ziehen, im Gegenteil: Gegenüber Konzernen punkten sie mit überschaubareren Strukturen und engeren Bindungen innerhalb der Belegschaft. Darum können sie für Ausländer genau die richtige Anlaufstelle sein.

Foto/Thumbnail: ©roncivil/Depositphotos.com

Über den Autor

Bernd Wenske

Bernd Wenske Bernd Wenske ist Speaker und Autor mit mehr als 40 Jahren Wirtschaftserfahrung. Als Expert Hunter spricht und schreibt er über Fachkräftegewinnung und machbare Alternativen zur Beseitigung des Fachkräftemangels. Als Speaker engagiert er sich für soziale Verantwortlichkeit und WIR als soziale Gemeinschaft. www.berndwenske.com. Foto: ©Randy Tarango
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