Google for Jobs: Chancen für Unternehmen – Vorteile für Bewerber
Personalakquise + Jobsuche

Google for Jobs: Chancen für Unternehmen – Vorteile für Bewerber

Steffen Michel
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Google for Jobs stellt die Bewerber in den Mittelpunkt und erleichtert ihnen die Jobsuche. Unternehmen profitieren durch den Jobcrawler von einer zielgruppengenauen Ansprache. Dazu stehen ihnen mehrere Wege offen, die über ein schlüssiges Employer Branding zu interessierten Kandidaten führen.

Ein Raunen ging durch die Jobbörsen-Branche, nachdem Google seine neue Jobsuche ankündigt hatte. Manch einer sprach gar vom „Killer der Job-Boards“ – seit Google for Jobs im Mai 2019 in Deutschland gestartet ist, hat sich diese Befürchtung jedoch nicht bewahrheitet. Denn der Dienst ist keine Jobbörse und tritt daher auch nicht in direkte Konkurrenz zu Portalen wie StepStone & Co. Vielmehr durchsucht Google for Jobs das Internet nach Jobanzeigen und stellt die Ergebnisse in einer eigenen Link-Tipp-Box in einem Ranking dar – wie man es von Google Bilder oder Google News kennt.

Beispiel: Google-Jobs Suchanfrage. Bild: Google.de/Onpulson.de

So zeigt die Jobsuche zunächst übersichtlich die wichtigsten Informationen, wie Veröffentlichungsdatum und Art der Stelle (Voll-/Teizeit), an. Nach dem Klick auf einen Eintrag erscheinen die volle Stellenanzeige und weitere Details, etwa Entfernung zum Arbeitsplatz oder Arbeitgeberbewertungen auf Kununu oder Xing. Eingebundene Links führen zu den Karriereseiten von Unternehmen und Stellenbörsen, von wo aus Interessierte ihre Online-Bewerbung starten können.

Google weiß, was Bewerber suchen, wie sie suchen, was sie meinen und denken. Der Algorithmus interpretiert Stellenangebote und berücksichtigt dafür auch Suchbegriffe, Nutzerprofil, Suchhistorie oder das Google-Konto eines Anwenders. Darüber hinaus haben Jobsuchende die Möglichkeit, die angezeigten Stellenangebote nach verschiedenen Kriterien zu filtern oder ihr Suchprofil zu speichern. Per E-Mail können sie sich über neue, passende Jobs benachrichtigen lassen. Sie erhalten kompakt die Informationen, die sie sich sonst aus vielen Quellen zusammensuchen müssten.

Der lernende Algorithmus liefert gehaltvolle Informationen für Bewerber

Nach welchen Kriterien das Ranking in Google for Jobs genau erfolgt, ist bisher nicht bekannt. Was aber nahe liegt: Je besser ein Stellenangebot durchsuchbar ist und je mehr nützliche Informationen für den Bewerber der Crawler darin findet, desto eher wird das Angebot oben landen. Denkbar ist auch, dass sich optionale Angaben wie das Gehalt auf das Ranking auswirken. Schließlich ist das eine wertvolle Information, die Bewerber sehr gerne wissen möchten. Sollte sich das bewahrheiten, könnte Google for Jobs einen Kulturwandel in Deutschland auslösen.

Vielleicht werden dann Gehaltsangaben in Stellenanzeigen zur Norm – so wie sie es in anderen Ländern schon sind. Eine Einschätzung, wie die der Suchdienst bei der Zielgruppe ankommt, nimmt Robindro Ullah vor. Der Geschäftsführer des Trendence Institut konnte Google for Jobs schon seit November 2018 testen und berichtet: „Wir haben festgestellt, dass sich die Bewerbungsrate verdoppelt und die Bounce-Rate verringert hat. Das heißt, die Qualität des Traffics hat sich verbessert. Mehr Bewerber glauben, dass sie die richtige Anzeige gefunden haben. Der Algorithmus lernt kontinuierlich dazu und der Dienst performt immer besser. Das sollte man nicht unterschätzen.“

Seine Botschaft richtet sich auch an Unternehmen, die von Google for Jobs profitieren können. Denn der Job-Crawler spielt Anzeigen genau auf die Zielgruppe zugeschnitten aus – ohne große Streuverluste. Zudem lässt sich über Google Analytics ermitteln, was Nutzer an einem Jobangebot interessiert.

Wege, die für Unternehmen auf Google for Jobs führen

Unternehmen stehen grundsätzlich drei Wege offen, es ins Ranking des Suchdienstes zu schaffen. Entweder sie veröffentlichen ihre Jobangebote auf einer Stellenbörse, die mit dem Crawler kooperiert. Oder sie entscheiden sich dafür, ihre eigenen Karriereseiten so anzupassen, dass der Suchdienst die Vakanzen findet. Voraussetzung ist, die offenen Stellen auf der Unternehmens-Homepage als strukturierte Daten bereitzustellen. Wie das über ein spezielles Markup im Quellcode funktioniert, beschreibt Google im Detail auf jobs.google.com. Jobtitel und die Aufgabenbeschreibung gehören zu den Pflichtangaben, wohingegen das gebotene Gehalt eine der Optionen darstellt.

Treffsicher Texten

Konsequenzen ergeben sich für die Anzeigengestaltung dadurch, dass Google for Jobs nur den Text wiedergibt. Außer dem Firmen-Logo erscheinen keine Bilder im Ranking. Diese Formatgleichheit vereinfacht es, die Stellenangebote zu vergleichen und rückt die Inhalte in den Vordergrund. Ein einfallsloses „Wir sind – Sie sind“ weckt kein Interesse. Eine gute Stellenanzeige ist individuell aufbereitet, spricht den Bewerber an und bringt die Benefits des Unternehmens klar rüber.

Wer sein Employer Branding anpasst, sollte sich gleich auch noch sein Corporate Design für die Stellenanzeigen auf seiner Website kritisch anschauen und gegebenenfalls nachbessern. Denn die eigene Karriereseite bleibt wichtig, da Google for Jobs die Kandidaten in der Regel dorthin führt.

Auch die Nutzung einschlägiger Stellenbörsen empfiehlt sich für Unternehmen weiterhin. Schließlich sorgen sie für Präsenz auf vielen Kanälen, welche die Zielgruppe nutzt, und erhöhen die Erfolgsaussichten im Recruiting. Anderseits stellt Googles Suchdienst für Jobportale eine Möglichkeit dar, sich nicht nur zu präsentieren, sondern auch zu differenzieren. Beispielsweise bietet das Integrieren von Arbeitgeberbewertungen die Chance, bei Google for Jobs unter den Bewertungsportalen zu einem Stellenangebot gelistet zu werden. Damit gewinnen sie eine weitere Werbefläche.

Die Bewerberakzeptanz als Chance verstehen

Kandidaten beginnen ihre Jobsuche meist auf Google. Aber jetzt sparen sie sich mit dem Jobcrawler viele Einzelsuchen. Sowohl Anwender als auch Google werden noch dazulernen müssen. Denn nicht alles, was aus den Erfahrungen mit Google for Jobs in den USA bereits bekannt ist, lässt sich auch direkt auf Deutschland übertragen. Zum Beispiel gibt es den Bereich Ausbildung, der bei uns ein fester Bestandteil im Arbeitsmarkt ist, in anderen Ländern nicht in derselben Form.

Hier ist Google mit einer neuen Thematik konfrontiert und muss selbst erst einmal herausfinden, wie das Matching am besten funktioniert. Was sich bereits abzeichnet ist, dass sich für Google for Jobs eine eigene Form von SEO entwickelt. Das wird künftig Experten auf den Plan rufen, die Unternehmen dabei unterstützen, damit ihre Stellenangebote besser ranken.

Genau darauf kommt es an, findet Robindro Ullah, Geschäftsführer des Trendence Institut: „Ob man Google for Jobs nun positiv oder negativ sieht: Unternehmen kommen nicht daran vorbei, sich mit dem neuen Dienst auseinanderzusetzen. Denn er wird bei Bewerbern hohe Akzeptanz finden und vieles verändern. Jetzt gilt es, die Chancen, die Google for Jobs bietet, zu nutzen.“

Foto/Thumbnail: ©galaktika_new/Depositphotos.com

Über den Autor

Steffen Michel

Steffen Michel Steffen Michel ist Geschäftsführer und Gründer von MHM HR, einem führenden Anbieter von E-Recruiting- und Talentmanagement-Softwarelösungen „made in Germany“. Er verfügt über mehr als 25 Jahre kaufmännische Erfahrung, umfassende Kenntnisse im Bereich HR-Software und hat MHM HR seit der Gründung 2001 kontinuierlich zu einem der führenden deutschen Anbieter für maßgeschneiderte HR-Software auf Basis von Systemstandards ausgebaut. www.mhm-hr.com
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