Wie das Virus die Aktienmärkte infiziert
Corona-Pandemie

Wie das Virus die Aktienmärkte infiziert

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Die Airlines am Boden, Automobilhersteller ausgebremst, das öffentliche Leben im Koma: Das Coronavirus hat die Weltwirtschaft fest im Würgegriff. Was bedeutet das für Aktien und Anleger? Ein Überblick.

Massive Kursverluste weltweit

Die dramatischen Auswirkungen des SARS-CoV-2-Virus treffen das Börsengeschehen auf nationaler und globaler Ebene hart. Konnte der Dax im Februar noch ein Rekordhoch verzeichnen, ist sein Wert seitdem um 30 Prozent gesunken. Die anderen europäischen Börsen verzeichnen eine ähnliche Entwicklung: In Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien kam es ebenfalls zu teils signifikanten Wertverlusten. Einzige Ausnahme ist die Schweiz: Der dortige Aktienmarkt hatte von Mitte Februar bis Mitte April ein Minus von etwa zehn Prozent zu verzeichnen.

Ähnlich sieht es auf den internationalen Marktplätzen der Schwellenländer aus: China hat als Ursprungsland des Pandemieausbruchs im Zeitraum von Mitte Februar bis Mitte April ebenfalls einen eher moderaten Einbruch von zirka zehn Prozent erfahren. In Russland sieht es bereits dramatischer aus: Hier liegt die Wertentwicklung bei mehr als 30 Prozent im Minus.

Indiens Verluste am Aktienmarkt fielen seit dem 19. Februar zwischenzeitlich auf fast 50 Prozent, und Brasilien hat als Schlusslicht diesen Wert kurzzeitig sogar überschritten.

Fast alle Anlageklassen haben gelitten

Die meisten Aktienfonds sind seit März dieses Jahres abgestürzt. Selbst das Edelmetall Gold konnte sein ursprüngliches Allzeithoch in diesem Zeitraum nur kurzfristig halten und fiel danach ebenfalls, weil zahlreiche Anleger Liquidität benötigten und deshalb ihre Goldanteile veräußerten. Allerdings hat sich die „Krisenwährung“ Gold schnell erholt und erreichte am 16. April ein neues Rekordhoch von etwa 1.590 Euro. Trotzdem: Aufgrund dieser hohen Volatilität sollte ein privates Portfolio nie mehr als zehn Prozent Beimischung an Gold beinhalten.

Industriemetalle wie Kupfer sind ebenfalls von der Coronakrise betroffen: Der Dow Jones Commodity Rohstoffindex verlor in zwei Wochen 40 Prozent an Wert. Nur der Energiesektor büßte noch mehr ein: Der Index MSCI AC World Energy hatte zwischenzeitlich durch den Verfall der Rohölpreise ein Minus von mehr als 50 Prozent zu verzeichnen. Demzufolge sollten Kleinanleger zurzeit bestenfalls kleine Beträge ihres Vermögens in Rohstoffe investieren.

Etwas weniger betroffen: Nachhaltige Aktieninvestments

Nachhaltige Geldanlagen sind von der weltweiten Krise nicht ganz so stark betroffen. Diese Aktienunternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie zum Beispiel Umwelt und Belegschaft achtsam behandeln, keine Rüstungsgüter herstellen oder Projekte in der Dritten Welt fördern.

Ein gutes Beispiel ist der MSCI World Socially Responsible Investment (SRI) Index: Im Gegensatz zu seinem konventionellen Bruder, dem MSCI World Index, rutschte er bis zum 1. April um 6,5 Punkte ab. Der MSCI World Index hingegen musste am selben Tag einen Punktverlust von zwölf Prozent verbuchen.

Nachhaltige Anlagen werden schon seit längerem von Finanzberatungsunternehmen empfohlen, unter anderem vom J.P. Morgan Asset Management, dem Sparkassen-Finanzportal und den Finanzberatern von Swiss Life Select. Laut Website des Unternehmens sind „nachhaltig wirtschaftende Unternehmen langfristig eine attraktive Anlage“.

Dabei lassen sich nachhaltige Fonds heute genauso leicht mobil verwalten wie andere Anlageformen auch: Apps wie „mySwissLifeSelect“ machen es möglich. Die Applikation stellt Swiss Life Select seinen Kunden kostenlos zur Verfügung.

Nach der Krise ist immer auch vor der Krise

Für Privatanleger ist es wichtig, trotz kurzfristig auftretender Verluste, nicht hektisch zu reagieren. Es ist nicht das erste Mal, dass es zu extremen Kursentwicklungen an den Börsen kommt. So verlor im Jahr 1987 der Dow Jones Industrial US-Index an nur einem Tag mehr als 20 Prozent, um sich 15 Monate später wieder zu erholen.

Zudem ging den aktuellen Börsenabstürzen ein jahrelanger Aufwärts-Boom voraus. Wer in dieser Zeit beispielsweise in Fondssparpläne für die Altersvorsorge investiert hat, sollte jetzt nicht kurzfristig auf andere Anlageformen umsatteln. Der Grund: Wer jetzt regelmäßig weiter in seinen Sparplan investiert, erhält für denselben Geldbetrag mehr Anteile.

Da diese Art der Geldanlage sowieso in der Regel als langfristige Sparform für die Altersvorsorge dient, sollten Anleger Krisen wie die jetzige am besten „aussitzen“. Wer zehn Jahre oder länger in passive gemanagte Indexfonds (ETFs) oder ähnliche Anlagen investiert, sollte auftretende Verluste wie die jetzigen in diesem Zeitraum wieder hereinbekommen.

Wichtig ist dafür allerdings eine breite Streuung über mehrere Anlageklassen hinweg. Dafür eignen sich neben den ETFs sichere Anlagen wie Festgeld oder Immobilien.

Anders verhält es sich, wenn Anleger direkt in Aktien investiert haben. Dann ist es wichtig, sein Portfolio jetzt zu prüfen: Wurde anteilig in Firmen investiert, die besonders von der Coronakrise betroffen sind? Dazu gehören zum Beispiel Luftfahrt- oder Touristikunternehmen. Ist das der Fall, muss über eine Umschichtung des investierten Vermögens nachgedacht werden.

Defizitäre Aktien sollten aber nur dann verkauft werden, wenn das Geld dringend benötigt wird. Besser ist es, noch einige Zeit damit zu warten, bis ein wirksamer Impfstoff gegen das Virus vorhanden ist. Experten gehen derzeit davon aus, dass das noch etwa ein Jahr dauert.

Foto/Thumbnail: ©Wavebreakmedia/Depositphotos.com

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