Blockchain: Reelle Chance auch für Mittelständler
Digitalisierung

Blockchain: Reelle Chance auch für Mittelständler

Porträtfoto von Harald Krekeler, Geschäftsführer von Softwarebüro Krekeler
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Nicht nur für Großunternehmen, sondern auch für KMUs oder Freiberufler eröffnet die Blockchain ihre Potenziale und Vorteile und findet unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten. Im folgenden wird erklärt, was eine Blockchain ist, wie sie funktioniert und welche Vorteile und Herausforderungen sie hat.

Wenn der Begriff Blockchain fällt, denken viele Menschen automatisch an Bitcoin. Allerdings handelt es sich bei der Kryptowährung lediglich um eine Anwendungsmöglichkeit der Blockchain. Tatsächlich kann diese Technologie noch viel mehr, denn die Blockchain kann Datentransfer manipulationssicher gestalten, sie gewährleistet die Integrität von Daten, Zuverlässigkeit, Transparenz und die Speicherung von Daten in Echtzeit. Denn bei der Blockchain handelt es sich um nichts anderes als ein dezentral organisiertes Netzwerk, an dem jeder teilnehmen kann und in dem Daten in verschlüsselter Form hinterlegt sind.

Aus Blöcken werden Ketten: So funktioniert die Blockchain

Bei einer Blockchain handelt es sich zuerst einmal nur um eine Datenbank mit miteinander verketteten Datenblöcken. Mehrere Datensätze werden zu einem Block zusammengefasst. Jeder Block beinhaltet einen Zeitstempel und ist mit den anderen Datenblöcken in einer Kette (im englischen „Chain“) aneinandergereiht. Dabei kennt jeder Block den Hashwert, das heißt die Checksumme oder den Fingerabdruck, des jeweils vorherigen Blocks. Würde nachträglich ein Datensatz modifiziert werden, dann würde sich auch der Hashwert seines Datenblocks ändern. Dieser Hash müsste dann ebenfalls im nachfolgenden Block angepasst werden, was wiederum dessen Hashwert ändert und so weiter. Ein Kettenglied wird geöffnet und die gesamte Kette bricht auseinander. Um Daten zu manipulieren, sei die Änderung auch noch so klein, müssten folglich alle nachfolgenden Daten neu geschrieben werden.

Distributed-Ledger-Technologie: Die Blockchain wird dezentralisiert

Und das ist der Clou der Blockchain: Jeder, der einen Rechner besitzt, kann an diesem Netzwerk teilnehmen. Die Datenbank ist folglich nicht an einer zentralen Stelle hinterlegt, vielmehr besitzt jeder Teilnehmer eine vollständige Datenkopie. Hierdurch ist es nicht mehr möglich, die Blockchain für eine nachträgliche Modifikation neu zu schreiben. Die Computer der anderen Teilnehmer akzeptieren dies nicht, die Technik lässt keine nachträgliche Änderung zu und erlaubt nur Daten, die den Richtlinien der jeweiligen Blockchain entsprechen. Eine zentrale Vertrauensinstanz ist nicht mehr erforderlich, das System vertraut der Mehrheit der Teilnehmer.

Ganz vereinfacht erklärt, ist die Blockchain mit einem digitalen Kassenbuch vergleichbar, das sich mit jeder Transaktion selbstständig fortschreibt. Jedes Datenblatt (Block) enthält einen kryptographischen Fingerabdruck des vorherigen Blocks. So entsteht eine Kette (Chain) an Datensätzen, die sich zu einem Register zusammen reihen. Da die virtuellen Kopien jeder Transaktion auf den Rechnern aller anonymen Datenbank-Teilnehmer liegen, sind nachgrägliche Manipulationen nicht zulässig. Niemand kann unerlaubt Daten ändern, die in der Datenkette hinterlegt sind. Das würde die gesamte Kette zerstören. Denn um Daten zu manipulieren, sei die Änderung auch noch so klein, müssten alle nachfolgenden Daten neu geschrieben werden – und zwar auf den Rechnern aller Teilnehmer gleichzeitig.

Blockchain für Jeden: Anwendung zur rechts- und manipulationssicheren Aufbewahrung von Dokumenten

Macht man sich die Vorteile der Technologie bewusst, offenbaren sich die Möglichkeiten für das Dokumentenmanagement. Auf der Blockchain von Bitcoin und anderen Kryptowährungen werden in erster Linie die Überweisungs-Transaktionen hinterlegt. Es sind aber auch andere beliebige Daten möglich, die hinterlegt werden können – beispielsweise die Hashwerte von Dokumenten.

Unternehmen müssen wichtige Dokumente rechtssicher aufbewahren und die Integrität sowie Authentizität dieser Unterlagen über die gesetzlich vorgeschriebene Aufbewahrungsfrist hin wahren. Diese Herausforderung kann im Dokumentenmanagement mit Hilfe der Blockchain-Technologie bewältigt werden. Ein Vertrag, der heute abgeschlossen wird, verbleibt datenschutzkonform auf dem Rechner des Anwenders. Der Datei-Hash, welcher das Dokument eindeutig identifiziert, aber keinen Rückschluss auf dessen Inhalt zulässt, wird in einem Datenblock der dezentralen Blockchain gesichert. Zu jedem späteren Zeitpunkt kann zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass dieser Vertrag im Moment des Speicherns in genau dieser Fassung vorhanden war.

In der Unternehmenspraxis bietet die Documentchain, eine speziell für das Dokumentenmanagement entwickelte dezentrale Blockchain, die Möglichkeit, verschlüsselte Beschreibungen sowie Hashwerte einer Dokumentdatei gemeinsam mit einem Zeitstempel in der verteilten Datenbank dauerhaft zu hinterlegen und später mit dem Originaldokument abzugleichen. Auf diese Weise wird der Beweis erbracht, seit wann ein Dokument vorhanden ist. Hieraus ergeben sich vielfältige Möglichkeiten. Denn es geht nicht nur um die Erfüllung von Aufbewahrungsvorschriften, sondern insbesondere um den Schutz des Copyrights.

Nur Hashwert wird veröffentlicht

Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Ein Konstrukteur hat eine Idee für eine neue revolutionäre Vorrichtung. Er beschreibt seine Idee, erstellt vielleicht schon eine erste Skizze, und hinterlegt alle diese Informationen in der Blockchain. Wohlgemerkt: Nicht das Dokument wird hinterlegt. Dieses ist geheim und verbleibt bei dem Konstrukteur. Nur der eindeutige Hashwert wird veröffentlicht und erhält den Zeitstempel in der Datenkette. Monate später greift er die Idee wieder auf und erstellt erste Berechnungen sowie CAD-Zeichnungen. Auch diese werden hinterlegt. Er diskutiert Detailprobleme mit anderen und gelangt schrittweise zum fertigen Entwurf.

Bei der Patenteinreichung kommt es dann aber zu unerwarteten Problemen: Es wird behauptet, er hätte die Idee erst kürzlich von jemand anderem übernommen. An dieser Stelle kann er beweisen, seit wann er an dem Projekt arbeitet. Der Zeitpunkt seiner Idee und jeder Fortschritt seiner Erfindung ist zweifelsfrei dokumentiert. Um diese Technologie nutzen zu können, wird eine Anwendungssoftware benötigt. Im Falle der Documentchain ist es die quelloffene Wallet-Software „DMS Core“ für Windows, Linux oder macOS. Professionelle Dokumentenmanagement-Lösungen und Webdienste sind zudem in der Lage, mittels API mit dem Wallet zu kommunizieren und Dokumenteninformationen in der Blockchain zu hinterlegen. Entwickler können das System für ihre eigenen Lösungen nutzen.

Mit der Blockchain geht noch mehr: Immobilienkauf in wenigen Minuten oder mit dem Frachtcontainer einmal um die Welt

Damit wird die Blockchain die Basis für alle nur denkbaren Rechtsgeschäfte. Auch die Immobilienbranche setzt zunehmend auf den Einsatz des dezentralen Netzwerkes: Denken Sie nur mal an Mietverträge, Verträge mit Dienstleistern oder Kaufverträge von Immobilien oder Kautionszahlungen. Diese können als sogenannte „Smart Contracts“ fälschungssicher in der Blockchain erfasst werden.

Denkbar ist es auch, dass mit Hilfe der Blockchain Gutachten für die Gebäudebewertung, Grundbucheinsichten und Notare beim Immobilienhandel entfallen könnten, denn die Blockchain „spuckt“ alle hinterlegten Daten auf Knopfdruck aus. So ließe sich ein Immobilienkauf binnen weniger Minuten statt Wochen oder Monate abwickeln. Das ist technisch bereits möglich, ist aber noch Zukunftsmusik. Die große Herausforderung ist es nämlich, die Technologie mit rechtlichen Standards und die Umstellungen auf digitale Verträge zu bewältigen beziehungsweise zu vereinbaren. Hier muss Text in Code umgewandelt werden. Auch in Sachen Datenschutz hinkt das Recht der Technik hinterher: Das Recht auf „Vergessenwerden“ kennt die Blockchain nicht. Eine einmal gespeicherte Information bleibt hier für immer gespeichert.

Frachtcontainer als Beispiel

Auch der Weg eines Frachtcontainers einmal rund um die Welt lässt sich mit der Blockchain-Technologie viel einfacher nachverfolgen als mithilfe von Fracht- und Zollpapieren. Denn auch in der Logistik-Branche folgt eine Transaktion der nächsten: Die in einer chinesischen Fabrik produzierte Ware muss verpackt, auf Paletten verladen und zum Shanghaier Hafen transportiert werden, wo sie in Container verpackt und nach Rotterdam verschifft wird.

Dort wird sie auf einen Güterzug nach Halle (Saale) verfrachtet, um dort auf einen LKW verladen zu werden, der die Ware bis zu seinem Bestimmungsort, einem mittelständischen Betrieb in Erfurt, bringt. Liegt das digitale Abbild der Palette nun auf der Blockchain, können alle Handelspartner den Warenweg nachvollziehen: Ein QR-Code, der auf der Palette in der chinesischen Fabrik angebracht wird, kann bei jedem Umladevorgang gescannt werden, wodurch der Standort der Palette ganz genau in der Datenbank verzeichnet wird. Da eine händische Dokumentation vom Aus- und Umladen der Palette entfällt, spart dieser Vorgang Zeit – und damit letztlich auch Geld.

Foto/Thumbnail: ©Depositphotos.com

Über den Autor

Porträtfoto von Harald Krekeler, Geschäftsführer von Softwarebüro Krekeler

Harald Krekeler Dipl.-Wi.-Ingenieur Harald Krekeler ist Geschäftsführer des Softwarebüros Krekeler und Entwickler des seit mehr als 20 Jahren am Markt erhältlichen Office Manager DMS, einem ausbaufähigen und leistungsstarken DMS-Produkt für die schnelle Digitalisierung und Verwaltung der gesamten Geschäftskommunikation sowie die revisionssichere, elektronische Archivierung von Dateien und E-Mails gemäß GoBD. www.krekeler.de
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