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Monja Meier: „Netzwerken ist und bleibt das A und O“

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Oft noch analog über Zettelwirtschaft und mit einer großen Anzahl an Excellisten handhaben viele Unternehmen die Verwaltung von Aufgaben. Mit ihrem Software Start-up im Bereich Arbeitsschutz geht Monja Meier, Gründerin und CEO der EASI Control GmbH, das Problem systematisch an.

Name: Monja Meier

Geburtsjahr: 1992

Position: CEO und Co-Founder von EASI Control GmbH  

Vita:

  • 2015 B.A. in Betriebswirtschaftslehre (FH Münster, duales Studium)
  • 2018 M.Sc. in Wirtschaftswissenschaften (Fernuniversität Hagen)
  • 2020 EXIST-Gründerstipendium (FH Münster)
  • seit 2015 im Vertrieb und der Beratung von erklärungsbedürftigen Produkten
  • seit 2020 CEO und Co-Gründer von EASI Control GmbH

Lebensmotto: „Wenn du es dir vorstellen kannst, kannst du es auch tun.“ (Walt Disney)

Über das Unternehmen

EASI Control GmbH
Münsterstr. 5
59065 Hamm
Gründungsjahr: 2020
Mitarbeiter: 15
Telefon: 02381/46736-00

Monja Meier ist CEO und Co-Founder des Start-Ups EASI Control, das Prozesse, die den Arbeitsschutz betreffen, in Unternehmen effizienter gestaltet. Bildnachweis: © Anna Spindelndreier

Was ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?

Das Geschäftsmodell für unser Softwareunternehmen, der EASI Control GmbH, ist ein SaaS Modell. Das heißt über eine monatliche Subscription ohne hohe Investitionskosten helfen wir unseren Kunden dabei bestehende Daten in das System einzubinden, bieten Vorlagen und viele weitere Möglichkeiten die Prozesse, die im Arbeitsschutz zusammenhängen, effizienter zu gestalten. Das Ganze wird mit Schulungen und Trainings ergänzt. In der Zukunft planen wir zudem einen SaaS-enabled-marketplace, um den betrieblichen Arbeitsschutz für unsere Anwender noch einfacher umsetzbar zu machen.

Erst kommt die Vision, dann die Gründung. Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?

Ich selbst komme aus dem Bereich Sales und Beratung. Hier habe ich Unternehmen zur Effektivität und Effizienz ihrer Geräteparks beraten. Ein Bestandteil der durchzuführenden Analysen war auch die Verwaltung der Maßnahmen im Bereich der Geräteprüfungen und dabei habe ich den Pain Point für eine digitale Maßnahmenverwaltung live bei meinen Kunden, die ich betreut habe, gesehen.

Dort, so wie vielerorts, wird das Thema noch analog über Zettelwirtschaft oder mit unzähligen Excellisten als Insellösung gehandhabt. Auf diesen für viele Unternehmer unbefriedigenden Zustand bin ich immer und immer wieder gestoßen. Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, an dem ich das Problem selbst angehen wollte. Und so entstand die Idee für eine umfassende Software.

Neben einer guten Idee spielt auch die Team-Zusammensetzung oft eine entscheidende Rolle. Wie setzt sich das Team bei Ihnen zusammen?

Zuerst muss sich jeder Gründer über seine eigenen Fähigkeiten klar werden und darüber, was für die Umsetzung der Idee für Fähigkeiten nötig sind. Bei mir war es zum einen der Bereich Softwareentwicklung aber auch der Bereich Design. Mir war auch wichtig, dass ich meine Mitgründer kenne und auf diese bauen kann. Deswegen habe ich mich in meinem Bekanntenkreis nach passenden Kandidaten umgeschaut und meine Idee „gepitcht“.

Lena Benecken und Dennis Berkemeier kenne ich schon aus Schulzeiten. Wir haben zusammen das Abitur gemacht und sind dann zum Studium unterschiedliche Wege gegangen – sowohl geographisch, aber auch thematisch. So übernimmt Dennis als Informatiker die Entwicklung der Software und Lena ist zuständig für Design, Brand und PR. Gemeinsam ergänzen sich unsere Fähigkeiten sehr gut.

Wie differenzieren Sie sich von Ihren Wettbewerbern?

Uns geht es vor allem darum die bestehenden Prozesse rund um das Thema Arbeitsschutz durch Digitalisierung zu vereinfachen. Auch wenn wir das Thema „Arbeitsschutz“ als Kernthema haben, stellen wir dennoch das Unternehmen in den Vordergrund. Bei vielen Anbieter ist es genau anders herum. Kernstück ist Arbeitsschutz und die Unternehmensstruktur wird versucht in diese Form zu pressen. Wir unterscheiden uns davon. Kernstück bei uns ist das Unternehmen mit den bestehenden Strukturen und wir übertragen den Arbeitsschutz auf und in diese Strukturen. Wir unterscheiden uns vom Wettbewerb dadurch, dass wir eben keine zusätzliche Insellösung anbieten, sondern eine umfassende Lösung, über die alle Maßnahmen verwaltet werden können.

Oftmals wissen Unternehmer gar nicht, welchen Anforderungen sie in Sachen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz gerecht werden müssen. EASI Control generiert dafür automatisch die Maßnahmen aus den eingetragenen Unternehmensdaten und weist den Nutzer automatisch auf Handlungsbedarf hin. So hat der Unternehmer einerseits den Kopf frei für die wertschöpfenden Punkte auf seiner Agenda und ist gleichzeitig rechtssicher aufgestellt, was den Arbeitsschutz betrifft.

Was war Ihre Motivation Unternehmer zu werden?

Mir war es immer wichtig ein Problem angehen zu können und Lösungen mit zu gestalten. Besonders in der „Berufsanfängerzeit“ ist das bei großen Unternehmen aber besonders schwierig. Daher habe ich bis dahin immer in meiner Freizeit an verschiedenen Ideen gearbeitet. Es war auch weniger der Drang Unternehmer zu werden, als dass ich das Potenzial der Idee gesehen habe und einfach weiter daran arbeiten wollte. In den großen Unternehmen wird „Kreativität und Ideen mit einbringen“ zwar immer mit auf die Agenda geschrieben, aber bis so ein Prozess wirklich mal in die Puschen kommt, dauert es sehr lange. Dafür bin ich viel zu ungeduldig.

In einem Start-up ist man sein eigener Chef. Wir pflegen unkomplizierte schnelle Kommunikation, die es einfacher macht Veränderungen in Gang zu bringen und offen für neue Wege und Ideen zu sein.

Welche unternehmerischen Ziele haben Sie für die nächsten 3 Jahre?

In drei Jahren sind wir unserem Ziel sicher einen großen Schritt näher. Wir möchten bald die ersten Kontakte ins Ausland knüpfen und in der EU der Ansprechpartner für digitalen Arbeitsschutz für KMU sein. Denn wir streben mit EASI Control die Marktführung in eben diesem Bereich für kleine und mittelständische Unternehmen in der EU an. Gleichzeitig arbeiten wir an einer ambitionierten Vision: Wir wollen das erste weiblich geführte Unicorn in dem Bereich SaaS-Unternehmen aus Deutschland werden. Bis dahin ist es noch ein hartes Stück Arbeit und es wird auch nicht in den nächsten drei Jahren passieren. Aber jeder Tag bringt einen Fortschritt und wir haben den Biss und sind auf dem besten Weg.

Was waren die größten Herausforderungen in der Gründungsphase?

Die Gründungsphase kann natürlich weit gefasst werden und zu jedem Zeitpunkt gibt es unterschiedliche Herausforderungen. Es fängt an mit der Vertragsgestaltung von Gesellschaftsverträgen – was gehört hier rein, woraus können sich in Zukunft Fallstricke bilden und das Ganze möglichst so ausgelegt, dass es auch mögliche zukünftige Veränderungen in der Gesellschafts- und Unternehmensstruktur abfangen kann.
Ein weiteres Thema ist die Finanzierung. Bei uns war es dann eine Mischung aus öffneltichen Förderungen, eigenes Kapital und Bootstrapping, bis wir unsere erste Finanzierungsrunde eingesammelt haben.
Und die Herausforderung ein passendes Team aufzubauen, die sowohl fachlich Experten sind aber gleichzeitig auch den Blick auf das Wesentliche setzen können, ist für ein Start-up essenziell.

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Ihr Unternehmen aus und wie wollen Sie damit umgehen

Corona hat nochmals gezeigt, dass die aktuellen Prozesse um den Arbeitsschutz weder effizient, wenig revisionssicher, noch gesetzeskonform sind. Daher hat uns die Krise tatsächlich eher in die Karten gespielt. Zudem begünstigt das Umdenken in Richtung New Work zusätzlich die Digitalisierung alt eingefahrener Prozesse vor allem in größeren Konzernen.

Uns bereitet aber auch die aktuelle oder zur zumindest sich abzeichnende Lage am Fundraising-Himmel Gedanken. In den letzten Jahren waren Start-ups sehr verwöhnt in dieser Hinsicht. Wir werden dieses Jahr unsere zweite Finanzierungsrunde einsammeln. Ich bin gespannt, welche Erfahrungen wir dabei machen.

Ein Unternehmen zu gründen und zu expandieren kostet Geld. Wie finanzieren Sie sich?

Anfangs haben wir uns durch das EXIST Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie finanziert und selbst Eigenkapital mit in das Unternehmen gebracht. Danach haben wir einige Zeit gebootstraped und zum Ende des vergangenen Jahres eine erste Finanzierungsrunde erfolgreich mit Business Angels und Früh-Phasen-VCs abgeschlossen. Aktuell sind wir dabei eine zweite Finanzierungsrunde vorzubereiten, um unser Wachstum weiter voranzutreiben. Dazu suchen wir Investoren, die interessiert an der Digitalisierung des Mittelstands sind und mit uns das Potential von EASI Control voll ausschöpfen wollen.

Ist für Sie eine Partnerschaft mit Venture-Kapitalgebern eine Option?

Auf jeden Fall ist das eine Option. Wir verfolgen ambitionierte Ziele mit unserem Unternehmen und für ein entsprechendes Wachstum braucht es Geld. Aber neben Geld bringen VCs noch Kontakte zur Industrie und auch Unterstützung bei der Unternehmensentwicklung, die oft genauso wichtig sind.

Welchen Tipp möchten Sie an andere Gründer gerne weiter geben?

Auch wenn es sehr plakativ klingt: Netzwerken ist und bleibt das A und O, sei es in der Start-up Welt oder in anderen Gründungsvorhaben. Ohne ein fruchtbares Netzwerk ist es als Unternehmen schwer vom Fleck zu kommen. In dieser Hinsicht hat uns zum Beispiel das Accelerator Programm der Founders Foundation in Bielefeld sehr weitergeholfen.

Auch sollte sich jedes Team regelmäßig Zeit nehmen zu reflektieren: Verfolgen wir noch die richtigen Ziele? Bringen alle Maßnahmen den richtigen Fortschritt? Gibt es Prozesse im Unternehmen oder im Team die wir anpassen müssen? Neben einem vollen Arbeitsalltag und dem operativen Geschäft ist die Beantwortung solcher Fragen für die strategische Entwicklung maßgeblich.

Ist Ihr Team bereits vollständig oder suchen Sie aktuell noch freie und/oder feste Mitarbeiter?

Mit der bevorstehenden Finanzierungsrunde wollen wir vor allem die Bereiche Sales und Marketing ankurbeln. Dafür suchen wir aktuell Unterstützung. Wir sind ein buntes Team und auf der Suche nach tatkräftigen Persönlichkeiten, die Lust auf Start-up haben.

Warum sollten Fach- und Führungskräfte sich bei Ihrem Unternehmen bewerben?

Wir vertreten Start-up Charakter. Das bedeutet, dass wir auf hierarchische Strukturen verzichten und jedem Mitarbeiter gleichermaßen die Chance bieten wollen, sich einzubringen, neue Stärken zu entdecken und sich zu entfalten. Diversität wird bei uns groß geschrieben und wir streben stets danach uns gegenseitig im Team zu unterstützen.

Aber das sagt mindestens jedes Start-up und auch viele andere. Wir haben bei uns eine Art eigene Akademie aufgebaut, bei der jeder von jedem lernen kann. Jede Person erstellt einen Steckbrief, was diese Person einer anderen beibringen kann – sowohl beruflich als privat. Dann kann jeder sein eigenes „Learning-Budget“ pro Monat individuell bei den KollegInnen einlösen. Das stärkt den Zusammenhalt und gleichzeitig die Expertise im Team.
Solche und ähnliche Initiativen sorgen für unser gutes Teamgefüge!

Stellen Sie sich vor, Sie treffen den Bundeswirtschaftsminster. Was würden Sie sich für den Wirtschaftsstandort Deutschland bei ihm wünschen?

Unbürokratische und tatsächlich sinnvolle Förderung von Unternehmensgründungen, insbesondere im Start-up Bereich. Es gibt verschiedene Programme über Hochschulen und über Forschungen, aber viele davon sind an diverse Regularien gebunden, die dadurch eigentlich für die agile Start-up Welt nicht geeignet sind.

Welche Person hat Sie in der Gründungs- und Wachstumsphase besonders unterstützt? Bei wem möchten Sie sich bedanken?

Wir haben zwei Mentoren, die uns immer mit Rat und Tat zur Seite stehen – Dr. Stephen Weich und Dr. Vivien Dollinger. Vielen Dank euch zwei, dass wir auf eure Erfahrungen zurückgreifen dürfen. Das hat schon häufig bei der Entscheidungsfindung geholfen!

Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne einmal zum Dinner gehen und warum?

Hier kommen ja häufig Antworten wie Bill Gates oder Elon Musk. Sicher sind das herausragende Persönlichkeiten und es wären super spannende Gespräche. Allerdings werde ich dennoch Lin-Manuel Miranda, der amerikanische Schauspieler und Komponist, sagen. Für mich der Inbegriff von Erfolg – ein Meister in seinem Feld, dennoch vielseitig, wandelbar und es macht einfach Spaß die Früchte seiner Arbeit zu entdecken. Immer gesprenkelt mit subtiler aber wichtiger Gesellschaftskritik. Davon möchte ich lernen. Wie findet jemand seine Leidenschaft, baut diese zu etwas auf, was viele Menschen bewegt und wie halte ich den Strom an neuen Ideen am Laufen.

Bildnachweis: ©istockphoto.com/is:scanrail

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