Wie Start-ups den richtigen Investor finden
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Wie Start-ups den richtigen Investor finden

Porträtfoto von dem Verkaufstrainer Dirk Kreuter
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Wenn es junge Unternehmen über die Ideenphase hinaus schaffen, kommen sie alle an denselben Punkt: Um weiter wachsen zu können, braucht es einen Investor. Doch den richtigen Investor zu finden, stellt sich noch zu oft als eine große Herausforderung mit Potenzial zum Scheitern dar. Was sollten Sie beachten?

Wer selbst Beteiligungen an Unternehmen hat, weiß, dass es ab einer gewissen Wachstumsphase einfach nicht mehr ohne externe Unterstützung geht. Wirklich hoch skalieren kann nur der Gründer, der sich Expertise von außen etwa in Form eines Business Angels holt. Doch neben der geeigneten Art des Investments muss es zwischen den beiden Parteien vor allem auch auf der persönlichen Ebene passen.

Soll heißen: Es muss menschlich sowie auch geschäftlich stimmen und es sollte eine gemeinsame Vision geben – ein Ziel, auf das alle gemeinschaftlich einzahlen. Wenn der Investor nur sein Portfolio erweitern will und kein echtes Interesse an den Young Professionals und der Weiterentwicklung des Start-ups hat, erhalten Gründer nicht mehr als eine Finanzspritze. Doch reicht das aus? Sollte ein unerfahrener Jungunternehmer einen solchen Investor in das eigene Herzensprojekt einbinden und – im schlimmsten Falle gegen den eigenen Willen und wider besseres Wissen – mitentscheiden lassen?

In der Theorie

Bei der Bestimmung der richtigen Art eines Investments gilt es mehrere Faktoren zu beachten: In welcher Branche bewegt sich das Start-up, in welcher Gründungsphase befindet es sich und wie hoch ist der Kapitalbedarf? Die Definierung des letzten Faktors sollte für Newcomer oberste Priorität haben, um den Kreis möglicher Investoren einzugrenzen und für Backgroundchecks vorzubereiten.

An welchen Unternehmen sind Geldgeber dieser elitären Runde bereits beteiligt und wie erfolgreich waren sie bisher? Viele Investoren favorisieren zudem eine bestimmte Produktgruppe oder Thematik und bringen damit ein sehr gutes Verständnis vom Markt mit, in den das Start-up stoßen will. Neben den klassischen Business Angels und Venture-Capital-Gebern bieten sich weitere Alternativen an. Accelerator-Programme beispielsweise betreiben häufig Unternehmen im Mittelstand – für einen begrenzten Zeitraum erhalten Start-ups in der Gründungsphase Kapital, fachliches Wissen und Mentoring.

Nachteil hierbei: Oft läuft das Investment nur über ein halbes Jahr und bleibt verhältnismäßig klein. Möchten sich Jungunternehmer nicht von einem einzelnen Investor abhängig machen, sollten sie über Crowdinvesting nachdenken. Förderprogramme oder auch Gründerstipendien laufen meist über Hochschulen und werden für besonders innovative Ideen vergeben; auch hier ist die Kapitalsumme jedoch eher gering. Steht das Start-up noch in einer sehr frühen Finanzierungsphase der Gründung, eignet sich ein Inkubator. Wie eine Art Brutkasten unterstützt der Investor hier in vielen verschiedenen Unternehmensbereichen und gibt der Idee einen Anschub, um in einen soliden Cashflow zu kommen.

In die Vollen

Wenn diese theoretischen Fragen alle geklärt sind und der Pitch für die Kontaktaufnahme sitzt, kann es losgehen mit der systematischen Jagd nach Kapital. Doch aufgepasst: Bekannte TV-Shows wie „Die Höhle der Löwen“ haben das Bild der Investorensuche ziemlich verzerrt und romantisiert. Gründer müssen sich nämlich in der Realität ganz schön strecken, um den richtigen Ansprechpartner zu finden. Als Rahmen für ein Treffen zwischen Geldgebern und New Professionals bieten sich sogenannte Matching-Veranstaltungen, Gründerwettbewerbe oder auch Vermittlungsportale an.

Auch in ihrem eigenen Netzwerk oder bei anderen Vertretern der jeweiligen Branche können Start-ups Ausschau halten und selbst die klassische Kaltakquise kann zum Erfolg führen – läuft dann aber eher über die digitalen Social Networks. Trotzdem bleibt die persönliche Ansprache potenzieller Investoren immer noch die erfolgversprechendste Art der Kommunikation. Dafür muss allerdings der Ton stimmen: Pitch Deck, Business- oder Finanzplan müssen einstudiert und ausgereift daherkommen.

Die richtige Bewertung dieser Parameter des eigenen Unternehmens bleibt ein großes Thema bei den jungen Wilden. Überzogene Summen schrecken schnell ab, zu niedrig angesetzte bringen das Start-up nicht weiter. Die Balance zwischen Überschätzung und hohen Zielen muss gefunden werden, um den gewünschten Investor ausreichend zu beeindrucken. Als ebenso großer Faktor erweist sich die Chemie innerhalb des Gründerteams. Kein Investor möchte einen zerstrittenen Haufen dirigieren müssen. Bei erfahrenen Geldgebern gilt daher die Faustregel: Lieber eine mittelprächtige Geschäftsidee mit einem erstklassigen Team als eine erstklassige Idee mit einem mittelprächtigen Team.

Mit Rat und Tat

Als richtig guter Investor entpuppt sich der, der mehr als nur eine bloße Kapitalquelle zu bieten hat. Mit der nötigen Erfahrung aus vielen Jahren am Markt sollte er dem Start-up immer auch mit Tipps und Tricks zur Seite stehen, um natürlich sein eigenes Investment, aber auch die vielleicht noch jungen Gründer zu schützen. Doch erkennt umgekehrt der gute Investor auch das gute Start-up auf den ersten Blick. Deshalb sollten Young Professionals auf jeden Fall immer und überall bereit zu sein, ihre Geschäftsidee vorzustellen. Daran lassen sich diejenigen ausmachen, die wirklich für ihr Konzept, ihr Unternehmen brennen.

Sie sollten auch die Perspektive ihres Gegenübers einnehmen und sich fragen: Was könnte für den Unterstützer attraktiv sein? Außerdem verkaufen sich Start-ups oft noch immer unter Wert. Zwar sind sie in gewisser Weise immer auch ein wenig von der Gunst des möglichen Investors abhängig, als Bittsteller sollten sie deshalb aber keinesfalls in die Geschäftsbeziehung kommen.

Die großen Player investieren ja nicht aus Goodwill, sondern weil sie auch etwas vom Kuchen abhaben wollen – und diesen backen zunächst einmal die Gründer. Wenn Investoren, dass man vor jemandem sitzt, der sich einer Sache vollends verschrieben hat und für das Start-up jeden Tag die metaphorische Extrameile geht, können sie sicher sein, dass sie ein lohnendes Investment gefunden haben. Diese Faszination für gute Ideen und erstklassige Gründer hört nie auf.

Bildnachweis: ©Depositphotos.com

Über den Autor

Porträtfoto von dem Verkaufstrainer Dirk Kreuter

Dirk Kreuter Dirk Kreuter ist Europas bekanntester Verkaufstrainer. Zu seiner Zielgruppe gehören vor allem engagierte Unternehmer, die durch kontinuierliches Wachstum den nächsten Schritt zu Marktführern machen möchten. Zudem ist er Autor, Co-Autor und Mitherausgeber von über 30 Fachbüchern, DVDs, E-Books, Newslettern und Hörbüchern. www.dirkkreuter.com
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