
Rückgang der Fachkräftenachfrage im zweiten Quartal 2025
Die wirtschaftliche Unsicherheit zeigt deutliche Spuren am Arbeitsmarkt: Laut Hays Fachkräfte-Index ist die Nachfrage nach qualifiziertem Personal branchenübergreifend deutlich gesunken. Die konjunkturellen Unsicherheiten dämpfen Neueinstellungen. Besonders betroffen sind HR-Positionen, Life Science-Berufe und der Bereich Legal.
Zusammenfassung
- Nach Anstieg in Q1: Gesamtnachfrage im zweiten Quartal deutlich rückläufig
- HR, Legal und Life Science verzeichnen die stärksten Rückgänge
- Positiver Ausreißer: Hoher Anstieg bei Social Media Managern
Die wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland haben sich im zweiten Quartal 2025 weiter eingetrübt. Führende Wirtschaftsinstitute haben ihre BIP-Prognosen nach unten korrigiert. In der Folge zeigen sich Unternehmen zurückhaltend bei Neueinstellungen. Der Hays Fachkräfte-Index, der regelmäßig die Stellennachfrage in verschiedenen Berufsgruppen analysiert, verzeichnet einen Rückgang der Gesamtnachfrage um 22 Prozentpunkte auf 65 Prozent.
Personalbereich: Einstellungsstopp auf breiter Front
Besonders drastisch ist der Einbruch im Personalbereich: Die Nachfrage nach HR-Fachkräften sank um 33 Prozentpunkte auf 89 Prozent. HR Manager sind mit einem Rückgang von 52 Prozentpunkten besonders stark betroffen. Auch bei Personalreferenten (-33 Prozentpunkte) und Recruitern (-31 Prozentpunkte) zeigt sich ein deutlicher Abwärtstrend. Lediglich die Personalentwicklung bleibt mit einem vergleichsweise moderaten Rückgang von 13 Prozentpunkten etwas stabiler. „Obwohl der demografische Wandel die defensive Einstellungspolitik insgesamt etwas ausbremst, gehen die Stellenangebote für Personaler aufgrund der Unsicherheiten auf dem Markt im zweiten Quartal deutlich zurück“, erklärt Florian Wagner, Abteilungsleiter HR Interim & Projekte bei Hays.
Zurückgestellte Projekte bremsen Ingenieurnachfrage
Im Ingenieurbereich sank die Gesamtnachfrage um 16 Prozentpunkte auf 21 Prozent. Besonders stark betroffen sind Planungs- (-31 Prozentpunkte) und Automatisierungsingenieure (-30 Prozentpunkte) sowie Projektingenieure (-29 Prozentpunkte). Diese Entwicklung wird direkt durch aufgeschobene oder pausierte Projekte verursacht. Entwicklungsingenieure sind hingegen weniger betroffen (-9 Prozentpunkte), während Entwicklungsingenieure im Bereich Elektrik sogar ein Nachfrageplus von 16 Prozentpunkten verzeichnen.
„Die rückläufige Nachfrage nach Planungs- und Projektingenieuren ist ein klares Zeichen für die derzeitige Investitionszurückhaltung – gleichzeitig steigt der Bedarf an Entwicklungsingenieuren mit Fokus auf Elektrik. Das zeigt, wie die fortschreitende Elektrifizierung und Digitalisierung die Anforderungen an Ingenieurprofile neu definieren und wie zukunftsrelevante Kompetenzen an Bedeutung gewinnen“, so René Gruner, Bereichsleiter Digital Technology & Engineering bei Hays.
Finanz- und IT-Sektor: Strategische Rollen bleiben wichtig
Trotz eines durchschnittlichen Rückgangs von 23 Prozentpunkten bleibt die Nachfrage nach Finanzfachkräften mit 98 Prozent hoch. Auffällig ist der Einbruch bei Tax Managern (-70 Prozentpunkte), während Finanzberater nur leicht betroffen sind (-1 Prozentpunkt). Controller verzeichnen ein Minus von 28 Prozentpunkten.
Im IT-Bereich fiel die Gesamtnachfrage um 22 Prozentpunkte auf 79 Prozent. Besonders betroffen sind IT-Security-Spezialisten (-91 Prozentpunkte) und IT-Berater (-26 Prozentpunkte). IT-Entwickler sind moderater betroffen (-18 Prozentpunkte), mit einer positiven Ausnahme: .NET-Entwickler verzeichnen ein Plus von 7 Prozentpunkten.
Beschaffungsstrategien: Nachfrage im Einkauf sinkt
Auch im Bereich Einkauf zeigt sich ein klarer Rückgang: Die Gesamtnachfrage liegt bei 87 Prozent (-27 Prozentpunkte). Lieferantenmanager (-32), strategische Einkäufer und Category Manager (je -28) sind besonders betroffen. Diese Entwicklung deutet auf eine verstärkte Kontrolle von Ausgaben und Risiken in den Beschaffungsprozessen hin.
Life Science und Legal: Deutlicher Einbruch bei Spezialisten
Die Fachkräftenachfrage im Bereich Legal sinkt um 38 Prozentpunkte auf 118 Prozent, in der Life Science-Branche um 35 Prozentpunkte auf 77 Prozent. Besonders betroffen sind Contract Manager (-89), Data Scientists (-92) und Chemiker (-59). Auffällig ist die gegenläufige Entwicklung bei Senior Juristen, deren Nachfrage um 27 Prozentpunkte gestiegen ist.
Digitale Reichweite statt klassischer PR
Im Bereich Sales & Marketing sinkt die Gesamtnachfrage um 19 Prozentpunkte auf 54 Prozent. Die Nachfrage nach Social Media Managern steigt hingegen deutlich (+88 Prozentpunkte). Online Marketing Manager verzeichnen nur einen leichten Rückgang (-12), PR-Manager hingegen ein Minus von 33 Prozentpunkten. Die Zahlen spiegeln den Trend hin zur digitalen Markenkommunikation wider.
Personaldienstleister besonders stark betroffen
Branchenübergreifend ist die Nachfrage nach Fachkräften rückläufig. Besonders betroffen sind Personaldienstleister (-29 Prozentpunkte), öffentliche Verwaltung (-24) und das Baugewerbe (-23). Das verarbeitende Gewerbe zeigt sich mit einem vergleichsweise moderaten Rückgang von 9 Prozentpunkten robuster.
[1] Alle Angaben in „Prozent“ beziehen sich auf den Referenzwert 0 im Jahr 2015. „Prozentpunkte“ beziehen sich auf die Veränderung zu einem anderen Erhebungsquartal.
Bildnachweis: Depositphotos.com/tomwang
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