Heuristik: Bedeutung, Formen und Beispiele
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Heuristik: Bedeutung, Formen und Beispiele

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Bei der Lösung von Problemen und der Entscheidungsfindung spielt Heuristik eine wichtige Rolle, da wir oft eine schnelle Lösung brauchen, obwohl uns das Wissen und die Zeit fehlt. Erfahren Sie die Grundlagen über Heuristik, welche Formen es gibt und wie wir heuristische Verfahren in der Praxis anwenden können.

Die Key-Essentials über Heuristik

  • Heuristiken helfen, Entscheidungen zu treffen.
  • Ist ein pragmatischer Ansatz, um Probleme zu lösen und neue Erkenntnisse zu gewinnen.
  • Heuristik ist ein wesentlicher Bestandteil der kognitiven Psychologie.
  • Heuristik kann jedoch auch zu Fehlern führen.
  • Es gibt 5 verschiedene Formen der Heuristik.

Definition und Grundlagen

Die Heuristik ist ein Problemlösungsansatz, der auf die Suche nach einem suboptimalen, aber akzeptablen Lösungsweg abzielt. Die Methode basiert auf der Annahme, dass es in der Regel schneller und einfacher ist, eine suboptimale Lösung zu finden, als eine optimale Lösung. Heuristiken können in vielen Bereichen angewendet werden, zum Beispiel bei der Suche nach einem geeigneten Standort für ein neues Unternehmen oder bei der Planung einer Reiseroute. In der Psychologie wird die Heuristik häufig verwendet, um menschliches Verhalten zu erklären.

Die Untersuchung von Heuristiken bei menschlichen Entscheidungen wurde in den 1970er und 1980er Jahren von den Psychologen Amos Tversky und Daniel Kahneman entwickelt, obwohl das Konzept ursprünglich von dem Nobelpreisträger Herbert A. Simon eingeführt worden war.

Formen und Anwendungsgebiete der Heuristik

Folgende geläufigen Formen und typischen Anwendungsgebiete gibt es:

1. Repräsentativitätsheuristik

Die Repräsentativitätsheuristik ist eine kognitive Heuristik, bei der Menschen dazu neigen, ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte Person als typisch für eine größere Gruppe zu betrachten. Die Repräsentativität wird häufig in der Wahrscheinlichkeitsrechnung verwendet und beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Ereignis auftreten wird, basierend auf der Annahme, dass es sich um einen repräsentativen Fall handelt.

Beispiel:

Wenn jemand glaubt, dass ein bestimmtes Ereignis wahrscheinlicher ist, weil es mit ihren Erfahrungen und Vorstellungen übereinstimmt. Zum Beispiel könnte jemand denken, dass eine Person, die in einem teuren Auto fährt, wahrscheinlich reich ist. Dies ist jedoch nicht unbedingt der Fall, da es viele andere Faktoren gibt, die beeinflussen können, ob jemand reich ist oder nicht.

2. Verfügbarkeitsheuristik

Die Verfügbarkeitsheuristik ist eine kognitive Heuristik, die uns dazu verleitet, die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses zu überschätzen, wenn es sich um ein bekanntes oder leicht vorstellbares Ereignis handelt. Die Heuristik basiert auf der Annahme, dass die Dinge, an die wir uns leicht erinnern können, häufiger vorkommen, als sie tatsächlich sind.

Beispiel:

Die Verfügbarkeitsheuristik kann uns dazu verleiten, bestimmte Arten von Risiken zu überschätzen. Wenn wir beispielsweise an einen Flugzeugabsturz denken, mag es so erscheinen, als seien Flugzeugabstürze häufiger, als sie tatsächlich sind. Dies ist jedoch nicht der Fall; Statistiken zeigen, dass Flüge generell sicherer sind, als viele Menschen glauben.

3. Take-the-Best Heuristik

Bei dieser heuristischen Technik handelt es sich um eine einfache Entscheidungsstrategie, bei der Informationen so verarbeitet werden, dass sie zur schnellsten und einfachsten Entscheidung führen. Diese Strategie wird häufig in Situationen angewendet, in denen eine Person nicht genug Zeit oder Ressourcen hat, um alle relevanten Informationen zu verarbeiten. Die Take-the-Best Heuristik basiert auf dem Konzept der kognitiven Erleichterung, wonach Menschen in bestimmten Situationen versuchen werden, ihre Suche nach Informationen zu vereinfachen, um schneller zu einer Entscheidung gelangen zu können.

Beispiel:

Wenn sich jemand ein neues Auto kaufen will, findet die Take-the-Best Heuristik oft Anwendung. Hierbei konzentriert sich der Käufer auf wenige Kriterien, die ihm am wichtigsten erscheinen. In die nähere Auswahl kommen dann die Autos, die diese Kriterien am besten erfüllen. Zum Beispiel könnte eine Person beschließen, dass sie ein Auto mit vier Türen und einem günstigen Preis möchte. Sie würde dann die Autos vergleichen, die diese Kriterien erfüllen, und eines davon auswählen.

4. Rekognitionsheuristik

Rekognitionsheuristik ist ein Verfahren, bei dem ein Individuum eine Situation oder ein Problem anhand seiner Erfahrungen und seines Wissens beurteilt. Das Wort Rekognitionsheuristik besteht aus den zwei Wörtern „Rekognition“ und „Heuristik“. Rekognition bedeutet Wiedererkennung, Heuristik bedeutet Suche. Man könnte also sagen, dass Rekognitionsheuristik ein Verfahren ist, bei dem man ein Problem anhand seiner Erfahrungen und seines Wissens erkennt und dann eine entsprechende Lösung sucht.

Beispiel:

Angenommen, Sie wollen wissen, ob ein bestimmter Film gut ist oder nicht. Sie könnten den Film selbst sehen, aber das würde Zeit und Geld kosten. Stattdessen können Sie den Rat eines Freundes einholen, der den Film bereits gesehen hat. Dieser Freund wird Ihnen möglicherweise sagen, ob er den Film gut fand und warum. Aufgrund dieses Urteils würden Sie dann entscheiden, ob Sie den Film sehen möchten oder nicht.

5. Ankerheuristik

Ankerheuristik bezeichnet ein Verfahren, bei dem Menschen ihre Urteile auf der Grundlage eines ersten Eindrucks, den sie von einer Person oder Sache haben, bilden. Oft werden diese ersten Eindrücke durch Vorurteile oder Stereotypen geprägt, die Menschen über bestimmte Gruppen von Menschen oder Dinge haben. Ankerheuristik kann dazu führen, dass Menschen ihre Urteile über andere Menschen oder Dinge nicht objektiv bilden. Stattdessen werden sie oft auf der Grundlage von Vorurteilen oder Stereotypen gebildet, die sie bereits über die betreffende Person oder Sache haben.

Beispiel:

Ein Beispiel für Ankerheuristik ist, wenn eine Person einen anderen Menschen trifft und sofort denkt, dass dieser Mensch unfreundlich ist, weil er einen Bart trägt. In diesem Fall hat die Person ihr Urteil über die andere Person auf der Grundlage eines ersten Eindrucks gebildet, den sie von der Person hatte. In diesem Fall wurde das Urteil der Person durch ein Vorurteil geprägt, das bereits über Menschen mit Bärten vorhanden war.

Kritische Betrachtungsweise der Heuristik

Die Heuristik ist ein nützlicher Ansatz, um Probleme zu lösen, kann aber auch zu Fehlern führen. Diese Fehler können sich aus der Tatsache ergeben, dass die Annahmen, die der Heuristik zugrunde liegen, nicht immer zutreffen. Zum Beispiel kann es in manchen Fällen sinnvoller sein, eine optimale Lösung zu finden, anstatt eine suboptimale Lösung zu akzeptieren.

Schnelligkeit kann zu Fehlern führen

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Heuristiken oft intuitiv erscheinen und daher leicht zu verstehen und anzuwenden sind. Allerdings können intuitiv erscheinende Heuristiken auch fehlerhaft sein. Beispielsweise könnte die Annahme, dass „große Zahlen größer sind“, in manchen Fällen falsch sein.

Bequemlichkeit hat ihren Preis

Im Berufsalltag versuchen Mitarbeiter, das Nachdenken zu vermeiden, indem sie Hilfsmittel benutzen. „Lieber googlen statt denken“, so lautet ihr Motto. Die Bequemlichkeit hat ihren Preis. Dadurch, dass sie die kognitive Anstrengung vermeiden, lösen sich im Gehirn neuronale Bahnen auf. Ihr Erinnerungsvermögen leidet und ihr Wissen wird immer oberflächlicher. Als Gegenmaßnahme hilft gezieltes Gedächtnistraining dabei, die neuronalen Bahn zu festigen und Informationen langfristig im Gehirn abzuspeichern. Jeder bewusste Abruf von Wissen/von Erinnerungen, stärkt die Verbindungen zwischen den Neuronen.

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Bildnachweis: ©istockphoto/Michael Hausmann

Über den Autor

Porträtfoto vonPorträtfoto vonPorträtfoto von Carolin Fischer, Content-Managerin und Redakteurin für onpulson.de, einem Fachportal für Unternehmer und Führungskräfte aus dem Mittelstand

Carolin Fischer Carolin Fischer ist Content-Managerin und Redakteurin bei onpulson.de. Sie ist spezialisiert auf die Themen "Personal", "Mittelstand" und "Karriere". Zuvor hat sie mehrere Jahre für die Süddeutsche Zeitung in München gearbeitet und ist heute noch u.a. im PR-Bereich tätig.
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