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Unternehmensführung

Innovationsworkshop: Wie Sie Ideen mit System finden

Bild vom Jens Uwe Meyer
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In Innovationsworkshops werden oft Berge von Ideen gesammelt. Diese haben häufig ein Manko: Die Ideen sind entweder nicht wirklich neu oder nicht umsetzbar. Die Hauptursache hierfür: Die Ideenfindung verläuft wenig strukturiert und im Innovationsworkshop sitzen die falschen Teilnehmer.

Viele Unternehmen veranstalten zur Ideenfindung einen Innovationsworkshop. Dort versuchen sie, mit Hilfe von Kreativitätstechniken Ideen zu entwickeln – für neue Produkte und Problemlösungen, Geschäftsmodelle und Prozesse. Leider oft erfolglos. Woran liegt es, wenn die Ideen sprudeln sollten, aber es nicht tun? Wenn statt einem reißenden Fluss im Innovationsworkshop ein dünnes Rinnsal entsteht? Die Hauptursache: Viele Unternehmen übersehen, dass für das Ideen-finden die Rahmenbedingungen erfolgsentscheidender sind als die Methode. In diesem Artikel lernen Sie diese Erfolgsfaktoren kennen

Erfolgsfaktor 1: Kreativität braucht Beschränkungen!

„Lassen Sie uns doch mal ganz offen an die Ideenfindung herangehen. So ganz ohne Beschränkungen.“ Wenn Sie so offen an die Ideenfindung herangehen, ist der Misserfolg vorprogrammiert.

Beschränken Sie das Suchfeld radikal! Bei einer zu allgemeinen Fragestellung ist die Gefahr groß, dass sich die Teilnehmer gedanklich verzetteln. „Behindern Beschränkungen Kreativität nicht?“ Nein. Ein Missverständnis. Beschränkungen fördern Kreativität, sie helfen, Probleme zu schärfen und spornen an, Hindernisse zu überwinden. Google setzt seit Jahren erfolgreich auf diese Philosophie: „Kreativität liebt Einschränkungen“ ist ein zentraler Leitsatz der Ideenfindung bei Google.

Ein Beispiel. Teilnehmer sollen ein neues Cockpit-Design für einen Sportwagen entwickeln. Und weil es besonders neu und innovativ sein soll, geben Sie keine Beschränkungen vor. Die Garantie für viele Spinnergedanken mit eingeschränktem Nutzwert. Die Ideen werden entweder zu teuer oder zu verspielt, sie passen nicht zur Zielgruppe etc.

Die Suchfragen sind oft viel zu allgemein formuliert: „Wie kann ein Cockpit aussehen, das die Hälfte kostet?“ ist eine andere Frage als: „Wie kann ein Cockpit aussehen, das die Hälfte kostet, aber nach Luxus aussieht?“ Etc.

Abhängig vom Ziel sollten die Teilnehmer eventuell auch wissen: Soll es ein interaktives Cockpit sein? Und wenn ja, mit welcher Technik soll es ausgestattet sein? Oft entscheidet ein Wort in der Suchfrage darüber, ob die Ideensuche gezielt erfolgt oder die Teilnehmer nur unstrukturiert Gedanken zusammentragen, die nicht weiter führen.

Erfolgsfaktor 2: Fordern Sie das Unmögliche!

„Wir werden im Innovationsworkshop mal erste Ideen entwickeln und dann sehen, wie wir sie umsetzen.“ Falsch! Verlangen Sie nicht erste Ideen, verlangen Sie erfolgreiche Ideen. Sagen Sie nicht: „Wir wollen mal sehen, was wir umsetzen können“, sondern: „Die Idee soll in sechs Monaten auf dem Markt sein.“

Große Ideen wurden noch nie durch mittelmäßige Vorgaben erreicht. Der berühmte Erfinder Thomas Edison ging mit Vorliebe an die Erfindungen heran, von denen alle sagten, sie seien unmöglich. Als Präsident John F. Kennedy verkündete, das die NASA zum Mond fliegen wolle, galt das Vorhaben als technisch unmöglich. Es war gewagt, als John F. Kennedy 1960 verkündete: „Wir werden in zehn Jahren zum Mond fliegen und sicher zurückkommen“. Als er dies sagte, bekamen die NASA-Techniker einen Riesen-Schreck: „Menschen zum Mond zu bringen, ist kein Problem. Aber sie wieder zurück bringen? Das ist unmöglich.“ Kennedy allerdings forderte das Unmögliche: „Wir tun die Dinge nicht, weil sie einfach sind, sondern weil sie schwer sind.“

Haben Sie keine Angst davor, das Unmögliche zu fordern! Aber nutzen Sie diese Methode als Stimulanz, nicht als Druckmittel. Sie werden sehen: Die Köpfe beginnen zu sprudeln.

Erfolgsfaktor 3: Suchen Sie die richtigen Teilnehmer!

Viele Innovationsworkshops scheitern, weil die Teilnehmer falsch ausgewählt wurden. Unterscheiden Sie zwischen Tüftlern und Visionären. Tüftler sind „Problemknacker“ – also Menschen, die sich gerne mit Details befassen und (technische) Probleme sofort erkennen. Sie wissen bei neuen Ideen aber mindestens ebenso schnell, warum diese „nie funktionieren“ – noch bevor sie die Ideen geprüft haben.

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Wenn Sie zu viele Tüftler zum Workshop einladen, die zudem denselben Erfahrungshintergrund haben, finden Sie keine wirklich neuen Lösungen. Übrigens, die meisten Mitarbeiter in den Unternehmen sind Tüftler. Tüftler im technischen Bereich, Tüftler im Präsentationsbereich, Tüftler im Marketingbereich, Tüftler im Bereich der Finanzen oder Zahlen. Der Tüftlertyp ist keineswegs auf Ingenieure beschränkt.

Wie Sie den richtigen Personen-Mix für Ihren Innovationsworkshop finden

Möglichkeit 1: Tüftler und Visionäre mischen: Visionäre ticken anders als Tüftler. Sie sehen bei der Ideenfindung das große Ganze. Sie kümmern sich aber wenig um solche „Details“ wie die technische Machbarkeit. Visionäre stellen jedoch Fragen wie: „Können wir nicht auch mit einer Art Beiboot (sprich Mondlandekapsel) auf dem Mond landen?“ „Muss eigentlich die gesamte Crew auf den Mond? Reicht es nicht, wenn zwei Astronauten dort landen und einer im Mondorbit bleibt?“ Visionäre stellen Fragen und bringen Ideen ein, bei denen die Tüftler spontan die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Die Visionäre sind es auch, die sagen: „Wir fliegen irgendwann zum Mars.“ Und zwar bereits zu einem Zeitpunkt, wenn die Tüftler noch darüber brüten: „Wie kommen wir auf den Mond?“

Mischen Sie in Ihren Workshops, Visionäre mit Tüftlern – und zwar im richtigen Verhältnis. Wenn zu viele Visionäre im Raum sind, dann haben Sie am Schluss zahlreiche tolle (Produkt- oder Problemlöse-)Ideen. Diese haben aber einen Haken: Sie sind nicht umsetzbar. Sei es aus technischen Gründen oder weil Ihr Betrieb kein Weltkonzern mit scheinbar unerschöpflichen Ressourcen ist. Wenn die Visionäre beim Mondflug der Apollo 11 allein das Sagen gehabt hätten, wären die Astronauten in einer Luxuskapsel zum Mond geflogen und dort bequem gelandet. Sie wären aber nicht zurück gekommen – weil das Zurückbeamen leider nicht, wie von den Visionären erträumt, funktioniert hätte. Wie schade!

Vielleicht haben Sie in Ihrer Organisation das Problem, dass sich die Visionäre und Tüftler nicht verstehen. Das ist oft der Fall! Denn Tüftler und Visionäre leben gedanklich meist in zwei verschiedenen Welten. Die Tüftler betrachten die Visionäre überspitzt formuliert als Spinner. Und wenn ein Visionär eine Idee formuliert, verdrehen sie die Augen und denken: „Um Himmels Willen, was hat sich der schon wieder ausgedacht?“ Umgekehrt empfinden die Visionäre die Tüftler als ewige Bremser, die zwar Standardaufgaben Spitze nach Schema F lösen, aber alles andere als inspirierend sind. Wenn Sie es schaffen, dass diese beiden Typen die Stärken und Qualitäten des jeweils anderen sehen und anerkennen, dann haben Sie den Grundstein für einen fruchtbaren Workshop gelegt.

Möglichkeit 2: Tüftler mit verschiedenem Background mischen: Manchmal fehlt diese wechselseitige Wertschätzung. Dann sollten Sie die Tüftler und Visionäre keinesfalls gemeinsam in einen Raum sperren. Sie kratzen sich, bildhaft gesprochen, nur die Augen aus. Zielführender ist es in solchen Situationen, Tüftler mit Tüftlern zu mischen – jedoch Tüftler mit einer unterschiedlichen Kompetenz und einem unterschiedlichen Erfahrungshintergrund.

Zurück zum Beispiel: Sie möchten als Autoindustriezulieferer ein neues, interaktives Cockpit entwickeln. Dann können Sie Tüftler aus Ihrer Organisation mit Tüftlern aus anderen Branchen mixen. Etwa mit Tüftlern aus dem Mobilfunkbereich. Und mit Tüftlern aus dem Bereich der Geldautomatenentwicklung. Und mit Tüftlern …. Sie merken: Sie müssen die Tüftler gezielt auswählen. Fragen Sie sich: Welche Kompetenzen benötigen wir im Workshop? Wo finde ich solche Experten? Wie bringe ich sie zusammen? Und: Wie schaffe ich es, dass sie sich verstehen? Denn die Tüftler bei einer Softwareschmiede oder bei einem Mobilfunker sprechen möglicherweise ein anderes Fachchinesisch als Ihre Tüftler. Also lautet eine zentrale Frage: Verstehen sich diese Experten überhaupt, wenn der eine von modernen Algorithmen und der andere von Kunststoffkrümmungsgraden spricht?

Fragen Sie sich als Organisator des Workshops, bevor Sie über dessen personelle Zusammensetzung entscheiden: Welchen Charakter haben die Ideen, die wir suchen? Geht es eher um das Entwickeln neuer Problemlösetechniken oder von Zukunftsvisionen? Wenn Sie den Ideencharakter sauber bestimmen, fällt es Ihnen leichter, die Frage zu beantworten: Wer sollte am Workshop teilnehmen?

Doch Vorsicht! Wählen Sie Teilnehmer nicht allein anhand ihrer Profession oder ihrer Funktion im Unternehmen aus. Führen Sie mit den Kandidaten persönliche Gespräche. Denn oft führen gerade berufliche und private Erfahrungen einzelner Teilnehmer, die zuvor niemand auf dem Monitor hatte, bei der Ideensuche zum entscheidenden Durchbruch. Ich habe in Kreativ-Workshops oft erlebt, dass die alles entscheidende Anregung von einem Teilnehmer mit einem Hobby kam, das zuvor keiner kannte – und das in keiner Personalakte stand. So zeigte sich zum Beispiel bei einem Workshop zur allgemeinen Überraschung: Ein Teilnehmer ist privat sehr aktiv in einer Open-Source-Internetcommunity war und programmiert mit anderen Community-Mitgliedern entsprechende Softwarelösungen. Und genau deshalb hatte er die zündende Idee. In einem anderen Workshop bei einem Kosmetikhersteller hatte eine Teilnehmerin die Erfolgsidee, die zuvor jahrelang für einen Medizintechnik-Produzenten gearbeitet hatte. Warum? Als es um die Form einer neuen Kosmetikbürste ging, musste sie an das Medizinbesteck ihres alten Arbeitgebers denken. Und schwups … Nehmen Sie sich also, bevor Sie die Teilnehmer eines Kreativ-Workshops bestimmen, Zeit, die Kandidaten kennen zu lernen – damit Sie ein Gespür dafür entwickeln, welchen „Mehrwert“ diese eventuell einbringen könnten.

Erfolgsfaktor 4: Stehlen Sie fremde Ideen!

Pfui! Das klingt böse! Ist es aber nicht. Für den Erfolg eines Kreativ-Workshops ist eine systematische Suche nach möglichen Inspirationsquellen wichtig. Für die meisten Probleme gilt: Irgendwo auf der Welt hat irgendjemand schon etwas ähnliches vorgedacht. Sie wollen zum Beispiel ein interaktives Autocockpit entwickeln? Warum lassen Sie sich dann nicht von den Anbietern interaktiver Geräte und Problemlösungen aus anderen Bereichen inspirieren?

Eines der größten Probleme im Innovationsworkshop ist: Die Ideenfindung beginnt bei null. Kaum sind die Teilnehmer im Raum sollen sie auf Knopfdruck kreativ sein und schmoren dabei vielfach nur im eigenen Saft – speziell wenn sie derselben Organisation angehören. Übersehen wird: In Tausenden von Innovationsworkshops weltweit wurden schon clevere Lösungen entwickelt. Warum sollten Sie diese nicht als Inspirationsquelle nutzen?

So hatte zum Beispiel ein Brausegetränkehersteller das Problem: Wenn Kunden seine Flaschen öffneten, spritzte die klebrige Flüssigkeit immer wieder heraus – aufgrund des Überdrucks. Also organisierte er einen Innovationsworkshop zur Ideenfindung für einen neuen Flaschenverschluss. In dem Workshop verallgemeinerten die Teilnehmer zunächst die Fragestellung wie folgt: Wie kann man vermeiden, dass ein in einem geschlossenen Behälter bestehender Überdruck nach dessen Öffnung „explosionsartig“ nach draußen abgegeben wird? Danach fragten sich die Teilnehmer: In welchen Branchen stehen die Produktentwickler vor der derselben Herausforderung? Eine Antwort lautete: in der Tauchindustrie beim Entwickeln von Tauchflaschen beziehungsweise -geräten. Also ermittelten die Teilnehmer im nächsten Schritt: Wie lösen deren Hersteller dieses Problem? Und so wurde allmählich ein neuer Flaschenverschluss entwickelt.

Die Ideen dazu waren gestohlen. Aber irgendwie auch nicht. Die Kreativität der Teilnehmer bestand vor allem darin, die Inspirationen zu übertragen.

Erfolgsfaktor 5: Motivation! Motivation! Motivation!

Was ist der wichtigste Erfolgsfaktor für Kreativität? Die US-Wissenschaftlerin Teresa Amabile von der Harvard-Universität hat eine einfache Antwort: Motivation. Ideenfindung muss Spaß machen, ein Innovationsworkshop ein Erlebnis. Das heißt nicht, dass Sie ein Fünf-Sterne-Hotel anmieten müssen. Sondern, dass Sie eine Moderation sicherstellen, die die Teilnehmer zum ungewöhnlichen Denken animiert.

Einen guten Moderator für Ihren Innovationsworkshop erkennen Sie daran: Fokus auf das wichtigste Ziel – Erfolg. Und Qualitäten, die ihn bzw. sie problemlos für einen Animationsjob im Ferienclub qualifizieren würden. Einer der wichtigsten Treiber im Workshop ist Humor. Bei der Ideenfindung dürfen Sie nicht nur lachen. Sie sollen es sogar. Viel Spaß!

Wenn Sie die genannten Punkte beim Konzipieren und Durchführen Ihres Innovationsworkshops beachten, kann fast nichts schief gehen.

Über den Autor

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Jens-Uwe Meyer Mit seiner Gesellschaft für neue Ideen GmbH berät und trainiert Jens-Uwe Meyer das Top-Management deutscher und internationaler Unternehmen im kreativen Denken.
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