US-Konzerne sind 30 Prozent profitabler als europäische
Wirtschaftlichkeit

US-Konzerne sind 30 Prozent profitabler als europäische

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Die europäischen Top-Konzerne mussten 2016 die US-amerikanische Konzerne weiter davonziehen lassen: Während die 300 umsatzstärksten US-Konzerne ihren Gesamtumsatz um 1,2 Prozent steigerten, verzeichneten die größten europäischen Unternehmen einen Umsatzrückgang von 1,6 Prozent. Auch bei der Profitabilität bauen die US-Unternehmen ihren Vorsprung aus.

Die durchschnittliche Marge der US-Unternehmen stieg um 0,8 Prozentpunkte auf 12,7 Prozent. Die europäischen Unternehmen kommen im Schnitt nur auf eine Marge von 9,8 Prozent – eine Steigerung um 0,2 Prozentpunkte. Damit wirtschafteten die US-Konzerne im vergangenen Jahr fast ein Drittel profitabler als die europäische Konkurrenz. Immerhin: Eine knappe Mehrheit der europäischen Unternehmen konnte im vergangenen Jahr den Umsatz erhöhen, sogar 70 Prozent legten beim Gewinn zu. Und 65 Prozent haben die Marge erhöht.

Insgesamt erwirtschafteten die Top-Unternehmen Europas einen Umsatz von 6,7 Billionen Euro bei einem operativen Gewinn von 576 Milliarden Euro, die US-Konzerne kamen auf umgerechnet 8,4 Billionen Euro Umsatz bei 970 Milliarden Euro Gewinn – sie setzten also 25 Prozent mehr um und lagen beim Gewinn sogar 68 Prozent über der europäischen Konkurrenz.

US-Konzerne wie Apple mit größtem Gewinn

Unter den zehn umsatzstärksten Unternehmen Europas finden sich mit Volkswagen (1. Platz), Daimler (4.), BMW (8.) und Siemens (10.) vier deutsche Unternehmen wieder. Im Ranking der zehn gewinnstärksten Unternehmen Europas können sich ebenfalls vier deutsche Konzerne platzieren: Daimler belegt fast gleichauf mit dem Schweizer Pharmakonzern Roche den zweiten Platz, BMW und die Deutsche Telekom liegen auf dem fünften und sechsten Platz, Siemens auf Rang neun. Auf beiden Seiten des Atlantiks bleibt allerdings Apple das Maß aller Dinge: Mit einem operativen Gewinn von 60 Milliarden US-Dollar (umgerechnet knapp 57 Milliarden Euro) machte der iPhone-Hersteller etwa so viel Gewinn wie die fünf gewinnstärksten europäischen Unternehmen zusammen.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die die Bilanzzahlen der jeweils 300 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen in Europa und den USA (ohne Banken und Versicherungen) analysiert.

„Die europäischen Unternehmen haben trotz der Konjunkturerholung in Europa die Trendwende immer noch nicht ganz geschafft“, kommentiert Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung bei EY, die Ergebnisse. „Zwar konnte die Mehrheit der Konzerne den Umsatz und Gewinn steigern – die Zuwächse waren aber zumeist so gering, dass es unterm Strich bei der Marge nur ein minimales Plus gab. Die amerikanische Konkurrenz wirtschaftete wesentlich profitabler und konnte den Abstand zu Europa im vergangenen Jahr nochmals vergrößern. Im Durchschnitt bleiben bei US-Konzernen 30 Prozent mehr Gewinn hängen als bei ihren europäischen Wettbewerbern.“

Die US-Konzerne profitieren dabei nach Meyers Einschätzung von dem größeren Heimatmarkt und einem günstigeren Branchenmix – insbesondere mit ihrer stärkeren Ausrichtung auf Technologie und Dienstleistungen. Auf der anderen Seite bremsen nach wie vor strukturelle Probleme die europäischen Unternehmen – eine hohe Arbeitslosigkeit, die hohe Staatsverschuldung und die zu schwach ausgeprägte Innovations- und Unternehmerkultur.

Europa wird weiter von der Old Economy dominiert

Automobil- und Rohstoff- bzw. Energiekonzerne dominieren das Ranking der umsatzstärksten europäischen Unternehmen – in den USA spielen hingegen Technologie- und Gesundheitskonzerne eine führende Rolle. Wie unterschiedlich die europäischen Top-Konzerne im Vergleich zu den US-Unternehmen gerade im Technologie- und Digitalsektor aufgestellt sind, zeigt vor allem der Blick auf das Ranking der gewinnstärksten Unternehmen dies- und jenseits des Atlantiks: In den USA schaffen es sechs Technologiekonzerne, Kabelnetz- und Internetanbieter unter die Top 10, in Europa nur die Deutsche Telekom.

In Europa dominiert hingegen immer noch die ‚Old Economy‘: Hier sind 84 der 300 umsatzstärksten Konzerne Industrieunternehmen (einschließlich der Autoindustrie), in den USA zählen nur 49 Unternehmen zu diesem Segment. Umgekehrt können sich in den USA 31 IT-Unternehmen im Top 300 Ranking platzieren – in Europa nur dreizehn. Meyer betont: „Die US-Unternehmen sind in Branchen unterwegs, in denen die Margen überdurchschnittlich hoch sind. Aber auch innerhalb einer Branche wirtschaften die US-Konzerne häufig deutlich profitabler als ihre europäischen Konkurrenten. Mit Margen von zwölf Prozent oder mehr zeigen sich in den USA insgesamt neun Branchen besonders profitabel, in Europa nur drei.“

Auf beiden Kontinenten erzielte im vergangenen Jahr die Pharmabranche die höchsten Margen, wobei diese in den USA mit durchschnittlich 30,5 Prozent erheblich höher ausfielen als in Europa, wo die Marge im Durchschnitt bei 18,2 Prozent lag. Die niedrigsten Margen weist sowohl in Europa als auch den USA mit 3,3 bzw. 3,5 Prozent der Lebensmittelhandel auf.

Ausblick: Europäische Unternehmen werden 2017 vom schwachen Euro profitieren – und vom Wirtschaftsaufschwung

Im laufenden Jahr könnte sich das Blatt zugunsten der europäischen Unternehmen wenden, so Meyer: „Der niedrige Eurokurs wird den Unternehmen im Euroraum in diesem Jahr einen Wachstumsschub geben – das sehen wir schon bei den Unternehmen, die ihre Zahlen für das erste Quartal vorgelegt haben. Vor allem die stark internationalisierten Firmen, die einen erheblichen Anteil ihres Umsatzes im außereuropäischen Ausland erwirtschaften, werden von positiven Währungseffekten profitieren. Bleibt zu hoffen, dass sie diese günstigen Rahmenbedingungen nutzen, um an ihrer Profitabilität zu arbeiten.“

Noch wichtiger sei aber die fortschreitende wirtschaftliche Erholung in Europa, so Meyer: „Europa kommt wirtschaftlich langsam wieder auf die Beine. Die Arbeitslosigkeit sinkt, das Verbrauchervertrauen und inzwischen auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen steigen. Zudem sorgt die Niedrigzinspolitik der EZB weiter für eine hohe Liquidität und günstige Konditionen für die Finanzierung von Investitionen.

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