Mit Standortfaktoren punkten und qualifizierte Mitarbeiter gewinnen
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Mit Standortfaktoren punkten und qualifizierte Mitarbeiter gewinnen

Porträtfoto vonPorträtfoto vonPorträtfoto von Carolin Fischer, Content-Managerin und Redakteurin für onpulson.de, einem Fachportal für Unternehmer und Führungskräfte aus dem Mittelstand
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Die Wahl des Standorts sollte nicht nach privaten, sondern nach wirtschaftlichen Kriterien getroffen werden - unabhängig von der Art, Größe oder Branche des Unternehmens. Standortfaktoren spielen mittlerweile für viele Bewerber auf der Suche nach der richtigen Stelle eine wichtige Rolle. Langfristig können Firmen dadurch Mitarbeiter binden und somit dem Fachkräftemangel vorbeugen.

1. Definition: Was ist ein Standortfaktor?

Die Wahl des richtigen Standorts ist ein zentraler Erfolgsfaktor für Unternehmen. Das gilt auch bei Produkten und Dienstleistungen, die ortsunabhängig angeboten werden, beispielsweise bei einem Online-Shop. Denn jedes Unternehmen unterhält Geschäftsbeziehungen und benötigt eine gewisse Infrastruktur. Hinzu kommen rechtliche und steuerliche Aspekte, die standortabhängig sind. Es handelt sich daher um eine Entscheidung, die frühzeitig in der Gründungsphase richtig getroffen werden muss. Auch ist es wichtig, die Standortfrage im gesamten Lebenszyklus des Unternehmens immer wieder zu stellen und neu zu beantworten, falls sich Änderungen ergeben haben. Dabei gilt es, verschiedene Standortfaktoren zu berücksichtigen. Typische Beispiele für solche Standortfaktoren sind die räumliche Nähe zu den Kunden oder Lieferanten, die Kosten für den Grund, die Verkehrsanbindung oder die regionale Verfügbarkeit von wichtigen Ressourcen wie den benötigten Fachkräften.

2. Fachkräftemangel: Zahlen zum Status quo

Qualifizierte, sowie motivierte Mitarbeiter sind eine der zentralen Ressourcen für den Unternehmenserfolg. Ein Fachkräftemangel kann dementsprechend existenzbedrohend werden, wenn diesem nicht frühzeitig entgegengewirkt wird. Ein Problem, vor dem derzeit zahlreiche Betriebe stehen. Denn der Mangel an Fachkräften in Deutschland macht sich in immer mehr Brachen bemerkbar und eine Verbesserung der Situation ist aufgrund des demografischen Wandels nicht in Sicht – ganz im Gegenteil. Dies beweisen auch die aktuellen Zahlen, wonach im Jahr 2022 rund 873.000 Stellen unbesetzt waren. Das bedeutet ein Plus von 74.000 offenen Vakanzen gegenüber dem Vorjahr. Rund 537.923 konnten aufgrund des Fachkräftemangels nicht besetzt werden, weshalb von einer Fachkräftelücke gesprochen wird. Diese ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen.

Zwar gibt es große Unterschiede zwischen den Branchen, wie stark diese bereits betroffen sind und wie gut oder schlecht die Prognosen für die nächsten Jahre sind. Fakt ist jedoch, dass die geburtenstarken Jahrgänge langsam in Rente gehen und eine Lücke hinterlassen, welche durch die jüngeren, geburtenschwachen Generationen nicht gefüllt werden kann. Die Prognose für den deutschen Arbeitsmarkt ist daher schlecht. Mehr als drei Millionen Fachkräfte sollen bis zum Jahr 2040 fehlen, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird. Dieses Gegensteuern muss auf den höheren, sprich nationalen oder kommunalen politischen Ebenen stattfinden. Aber auch auf den untersten Ebenen ist jedes Unternehmen selbst in der Verantwortung, sich das Problem bewusst zu machen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

3. Bedeutung des Fachkräftemangels für die Standortwahl

Der drohende oder bereits bestehende Fachkräftemangel beeinflusst das Unternehmen daher in vielen Bereichen. Er betrifft das Recruiting, die Personalplanung oder das Employer Branding, um nur drei von zahlreichen Beispielen zu nennen. Aber auch bei der Standortwahl muss der Fachkräftemangel berücksichtigt werden, was sowohl bei einer Neugründung oder bei der Eröffnung eines neuen Standortes gilt als auch bei bestehenden Unternehmen. Denn im Extremfall kann der Fachkräftemangel eine Verlagerung des Firmenstandortes bedingen.

Oft lässt sich das jedoch verhindern, indem frühzeitige Gegenmaßnahmen ergriffen werden oder – besser noch – indem von Vornherein der richtige Standort gewählt wird. Es ist deshalb zu berücksichtigen, welche Fachkräfte am jeweiligen Standort benötigt werden, um die wirtschaftlichen Ziele des Unternehmens zu erreichen. Daraufhin muss die Frage geklärt werden, ob dieser Personalbedarf am jeweiligen Standort gedeckt werden kann und wie.

Tendenziell ist der Mangel an Fachkräften geringer, wo viele Menschen auf kleinem Raum wohnen und wo sie eine hohe Lebensqualität vorfinden. Viele Städte versuchen daher ebenfalls, sich als attraktiver Wirtschaftsstandort zu positionieren, indem sie durch das richtige Image junge und qualifizierte Menschen anlocken. Somit rücken wirtschaftliche Belange ein Stück weit in den Hintergrund, wie sie lange Zeit bei den Städten oberste Priorität hatten. Stattdessen stehen Fragen im Raum, wie: Wie kann die Lebensqualität verbessert werden? Welche Nachhaltigkeitsprojekte sind sinnvoll? Oder welche Identität soll die Stadt haben? Denn indem sie für die Fachkräfte von heute und morgen attraktiver wird, wird sie dies auch für die Unternehmen. Es entsteht eine Win-Win-Situation.

4. Vorteile durch eine starke Arbeitgebermarke

Eine wichtige Frage, wenn es um den Standortfaktor Fachkräftemangel geht, ist aber nicht nur jene, ob es am jeweiligen Standort ausreichend Nachwuchskräfte gibt. Wichtig ist auch, ob diese für das Unternehmen gewonnen und langfristig gebunden werden können. Schließlich haben qualifizierte Fachkräfte heutzutage eine große Auswahl an attraktiven Jobangeboten und sich diesbezüglich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, ist vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen nicht immer einfach. An dieser Stelle kommt die Arbeitgebermarke ins Spiel. Durch ein professionelles Employer Branding gelingt es, sich bei der richtigen Zielgruppe als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Es soll in den Nachwuchskräften den Wunsch wecken, bei genau diesem Unternehmen zu arbeiten, weil sie darin beispielsweise einen tieferen Sinn sehen. Stichwort: „Purpose“.

Das macht es einfacher, sie für das Unternehmen zu gewinnen. Und man kann sie vielleicht sogar zu einem Umzug an den Firmenstandort motivieren. Dabei sind materielle Faktoren wie ein überdurchschnittliches Gehalt nebensächlich. Denn: Die jüngeren Generationen achten zunehmend auf immaterielle Faktoren wie Selbstentfaltung, flexible Arbeitszeiten oder die Sinnhaftigkeit der Arbeit. Wer die Wünsche der Fachkräfte daher erkennt und erfüllt, der kann trotz Fachkräftemangel und relativ unabhängig vom Standort seinen Personalbedarf decken. Das Employer Branding alleine ist aber nicht ausreichend, wenn nicht auch die internen Strukturen angepasst werden. Was bedeutet das in der Praxis?

5. Fachkräftemangel verringern durch flexible Arbeitsmodelle

Ganz einfach: Die Versprechungen, die im Employer Branding an die Fachkräfte gemacht werden, müssen der Realität entsprechend. Wer beispielsweise mit flexiblen Arbeitsmodellen wirbt, muss diese auch tatsächlich anbieten. Sie sind ohnehin ein wichtiger Schlüssel für den Erfolg, um jetzt sowie in Zukunft das Fachkräfteproblem zu lösen. Denn sie entkoppeln den Faktor Standort vom Faktor Personal, indem die Fachkräfte ortsunabhängig arbeiten können.

Somit kann der Standort nach anderen Standortfaktoren ausgesucht werden und die Arbeitnehmer können überall auf der Welt „remote“ für das Unternehmen tätig sein. Dies eröffnet ihm eine deutlich größere Auswahl an Kandidaten und steigert die Arbeitgeberattraktivität.

Ob und welchem Ausmaß es möglich ist, den Personalbedarf durch flexible Arbeitsmodelle zu decken, hängt wiederum vom Einzelfall ab. In einigen Unternehmen können alle Mitarbeiter „remote“ tätig sein, was beispielsweise bei Bürojobs oder bei digitalen Produkten und Dienstleistungen häufig gilt. In anderen Unternehmen besteht ein grundlegender Bedarf an Personal direkt vor Ort. Dies ist beispielsweise im produzierenden Gewerbe, im Handwerk oder bei einem direkten Kundenkontakt der Fall. Es ist somit nicht immer möglich, einem Fachkräftemangel nur durch flexible Arbeitsmodelle entgegenzuwirken. Unter Umständen ist daher die Verlagerung des aktuellen oder die Eröffnung eines neuen Standortes unumgänglich, um sozusagen den Arbeitsplatz zu den Arbeitnehmern zu bringen und nicht umgekehrt, wie dies bislang üblich war.

6. Weitere potenzielle Lösungsansätze; jetzt und in Zukunft

Ob und wann der Fachkräftemangel eine Standortverlagerung notwendig macht, hängt somit von vielen individuellen Kriterien ab. Dasselbe gilt bei der Suche nach einem neuen Standort, beispielsweise bei der Neugründung oder Erweiterung eines Unternehmens. So oder so ist der Fachkräftemangel einer der wichtigsten Standortfaktoren und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Doch es gibt noch viele weitere Lösungen, die je nach individuellem Fall infrage kommen, um den Fachkräftemangel zu lösen – und damit für den Standort weniger relevant zu machen. Die Umstellung des passiven Recruitings auf das moderne Active Sourcing ist dafür eine vielversprechende Strategie. Ebenso kann Social Media genutzt werden und mittlerweile könnte sogar die Künstliche Intelligenz immer mehr Jobs erledigen – Tendenz steigend.

Auch die Suche nach Fachkräften aus dem Ausland, die Förderung der Diversität im Unternehmen oder die Weiterbeschäftigung von Mitarbeitern im Rentenalter sind beliebte Lösungen. Zudem liegt das Outsourcing immer mehr im Trend oder Vakanzen werden zumindest zeitweise durch Freelancer gefüllt. Und zuletzt lohnt es sich, sich zunehmend auf die interne Aus- sowie Weiterbildung zu fokussieren, anstatt schon nach der perfekten, sozusagen „fertigen“ Besetzung für die Position zu suchen. An Lösungsstrategien mangelt es demnach nicht. Welche davon im Einzelfall sinnvoll sind, muss individuell entschieden werden. Eine Mischung aus der richtigen Standortwahl und den passenden Strategien stellt aber in jedem Fall die Weichen auf Erfolg, um dem Fachkräftemangel jetzt sowie in Zukunft zu begegnen.

Foto/Thumbnail: ©istockphoto/Wirestock

Über den Autor

Porträtfoto vonPorträtfoto vonPorträtfoto von Carolin Fischer, Content-Managerin und Redakteurin für onpulson.de, einem Fachportal für Unternehmer und Führungskräfte aus dem Mittelstand

Carolin Fischer Carolin Fischer ist Content-Managerin und Redakteurin bei onpulson.de. Sie ist spezialisiert auf die Themen "Personal", "Mittelstand" und "Karriere". Zuvor hat sie mehrere Jahre für die Süddeutsche Zeitung in München gearbeitet und ist heute noch u.a. im PR-Bereich tätig.
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