6 spannende Weltmarktführer in Nischenmärkten
Hidden Champions

6 spannende Weltmarktführer in Nischenmärkten

Porträtfoto vonPorträtfoto vonPorträtfoto von Carolin Fischer, Content-Managerin und Redakteurin für onpulson.de, einem Fachportal für Unternehmer und Führungskräfte aus dem Mittelstand
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Große Unternehmen wie Amazon, Starbucks oder Microsoft sind vielen Menschen ein Begriff. Sie sind in ihrem Bereich der Weltmarktführer und haben einen enorm hohen Umsatz. Abseits dieser großen Weltmarktführer gibt es aber auch eine ganze Menge kleine Unternehmen, die sogenannten Hidden Champions, die in ihrer Nische Weltmarktführer sind. 

Was ist ein Hidden Champion?

Der Begriff Hidden Champion wurde im Jahr 1990 erstmals vom deutschen Unternehmensberater Hermann Simon in der Fachzeitschrift „Journal of Business Economics“ erwähnt. Unter Hidden Champions sind die heimlichen Gewinner zu verstehen, das heißt mittelständische Unternehmen, die relativ unbekannt und in ihrem Segment Weltmarktführer sind.

Manche Hidden Champions treffen die bewusste Entscheidung, unbekannt zu bleiben. Andere wiederum sind Teil des Leistungserstellungsprozess oder Teil des Endprodukts und stehen somit nicht im Fokus des Endverbrauchers.

Was sind die Erfolgsfaktoren

Die Hidden Champions zeichnen sich durch verschiedene Erfolgsfaktoren aus. So haben sie sich beispielsweise als Ziel gesetzt, die Weltmarktführerschaft zu übernehmen. Der Führungsstil ist oft autoritär-partizipativ. Die Unternehmen sind meist inhabergeführt und Führungspersonen haben oft schon lange Ihre Position inne, da sie sich sehr mit Ihrer Stellung identifizieren können.

Outsourcing ist für viele Hidden Champions ein Fremdwort, sie verlassen sich vor allem auf ihre eigenen Fähigkeiten Inhouse. Auch strategische Allianzen gehen sie ungern ein. Eigene Innovationen sind sehr hoch geschrieben. Hidden Champions sind hochspezialisiert und konzentrieren sich auf ein enges Marktsegment, sind aber oft international tätig. Kundennähe wird groß geschrieben und Probleme mit Kunden sind oft bis in die Führungsebene bekannt. Durch all diese Aspekte heben sie sich von der Konkurrenz ab.

Einige spannende Hidden Champions:

List Technology – Weltmarktführer für hochviskose Prozesse

Vermutlich wird kaum ein Leser bisher von List Technology gehört haben. Das Schweizer Unternehmen stellt Knet-Reaktoren her, um industrielle Prozesse zu optimieren. Das in den 60-er Jahren gegründete Unternehmen bietet den Kunden eine gute Qualität und ein hohes Maß an Zuverlässigkeit. Seit dieser Zeit hat das Unternehmen  rund 600 Pilot und industrielle Anlagen geliefert. Der Betrieb entwickelt innovative Lösungen für die Wiederverwertung und Aufbereitung, die Lebensmittelindustrie und die Landwirtschaft, die Energie-, Farb- und Lackindustrie, außerdem für die Chemie-, Faser-, Kunststoff- und Gummiindustrie, sowie für die Lebensmittel-, Öl- und Gas-Industrie. Hinzukommen individuelle Lösungen für spezielle Prozesse. Die Haupt-Technologie wurde von dem Erfinder Heinz List entwickelt. Seine Innovationen werden in der Hall of Fame der Universität von Akron (Ohio, USA) und in der Berühmtengallerie der Universität Stuttgart gezeigt.

Biotest produziert Produkte aus Blutplasma

Die Biotest AG aus Dreieich ist einer der Weltmarktführer für die Gewinnung von Arzneimitteln aus menschlichem Blutplasma. Aktuell beschäftigt die Biotest AG rund 1.800 Mitarbeiter und hat einen Jahresumsatz von fast einer halben Milliarde Euro. Die Produkte des Unternehmens werden in vielen verschiedenen medizinischen Bereichen angewendet. Trotzdem ist die Firma außerhalb der Branche kaum bekannt. Der Produktionsstandort von Biotest ist in Dreieich ansässig. Die Tochtergesellschaften befinden sich in sieben Ländern in Europa sowie in Brasilien, eigene Plasmazentren hat das Unternehmen in Deutschland, Ungarn und Tschechien.

Anwendung finden die Produkte von Biotest vor allem in den Gebieten der Klinischen Immunologie, Hämatologie und Intensivmedizin. Mit ihnen werden Menschen mit schweren, auch chronischen Erkrankungen behandelt. Dadurch können sie ein fast normales Leben führen. Biotest-Produkte kommen in mehr als 80 Ländern zum Einsatz.

Aixtron – Hersteller von Depositionsanlagen für die Halbleiterindustrie

Bei der Halbleiterindustrie handelt es sich bereits um eine relativ kleine Nische. Aixtron ist ein Zulieferer und stellt Depositionsanlagen für die Halbleiterindustrie her. Ihre Produkte werden auf der ganzen Welt  als Bauelemente für elektronische und opto-elektronische Anwendungen eingesetzt. Darunter fallen zum Beispiel LED- und Displaytechnologie, Sensorik, Datenübertragung, Energieumwandlung und -management, sowie Signal- und Lichttechnik. Die Unternehmensgeschichte geht bis ins Jahr 1983 zurück. Der Betrieb hat seinen Sitz in Herzogenrath bei Aachen, sowie Niederlassungen und Repräsentanzen in den USA, Asien und Europa.

Trotz der aktuellen Krise sind die Auftragsbücher bei Aixtron gut gefüllt. Das Unternehmen gehört zweifelsfrei zu einem der Hidden Champions aus Deutschland.

Becker Marine Systems als Zulieferer für Werften

Das Hamburger Unternehmen Becker Marine Systems wurde im Jahr 1946 von Willi Becker gegründet und ist Zulieferer für zahlreiche große Werften. Willi Becker entwickelt mit dem Becker-Ruder eine neue Rudertechnik, insbesondere für Binnenschiffe. Außerdem entwickelte das Unternehmen später, gemeinsam mit der Schramm Group, die LNG-Hybrid-Barge. Diese wird im Hamburger Hafen zur emissionsarmen Stromerzeugung für Kreuzfahrtschiff eingesetzt.

Becker hat Tochtergesellschaften Singapur, Südkorea, China, Japan, Norwegen und den Vereinigten Staaten. Schon im Jahr 2018 wurde es von der Wirtschaftswoche in die Liste der Weltmarktführer aufgenommen. Die langjährige Erfolgsgeschichte von Becker Marine Systems zeigt, dass auch kleine Unternehmen langfristigen Erfolg haben können, wenn sie wandlungsfähig sind und sich immer wieder an die neuen Anforderungen anpassen.

Binder – Dienstleister für Klimaschränke und Inkubatoren

Die Binder GmbH ist der Dienstleister für professionelle Umweltsimulationen in Klimaschränken und Inkubatoren. Zu den Kunden zählen viele der größten Labore – wissenschaftlich und industriell – auf der ganzen Welt. Alle Produkte werden vor allem in ihrem modernen Werk in Deutschland produziert.

Der Firmengründer Peter M. Binder entwickelt 1983 den Heißluftsterilisator, eine grundlegende Innovation in der Labortechnik. Innerhalb von nur drei Jahrzehnten wurde Binder eins der innovativsten Unternehmen mit überdurchschnittlichem Wachstum und besten Zukunftsaussichten.
Binder-Freezer werden für die Corona-Impfstoff-Forschung eingesetzt. Hier konnte es sich als Weltmarktführer für Klimaschränke und Inkubatoren behaupten. Übrigens hat das deutsche Unternehmen Niederlassungen in New York, Moskau, Hongkong und Shanghai.

Geobra Brandstätter aus Zirndorf

Die Firma Geobra Brandstätter ist vielen Menschen vor allem deshalb ein Begriff, weil sie das beliebte Spielzeug Playmobil herstellt. Das Unternehmen wurde bereits in Jahr 1876 von Andreas Brandstätter mit sechs weiteren Mitarbeitern gegründet. Zunächst produzierte das Unternehmen Beschläge für Schatullen und Schlösser. Eine Generation später erweiterte der Sohn Georg Brandstätter das Sortiment um Spielzeuge, Telefone und Spardosen. Aufgrund des starken Wettbewerbs in der Spielwarenbranche wurde weiter diversifiziert. Es wurden Wasserski, Kunststoffboote und Plattenspieler als weitere Produkte im Markt angeboten. Im Jahr 1974 kam dann das Systemspielzeug Playmobil hinzu mit dem das Unternehmen derzeit ca.  90 % seines Gesamtumsatzes erzielt.

Die IKA Gruppe – Weltmarktführer in  Labor-, Analysen- und Prozesstechnik

Die IKA Gruppe in Staufen ist ein weiterer Weltmarktführer, der der Öffentlichkeit wohl kaum bekannt ist. Es handelt sich um ein Unternehmen aus dem Bereich der Labor-, Analysen- und Prozesstechnik. Die Produkte umfassen Magnetrührer, Rührwerke, Laborgeräte, Schüttler, Dispergierer, Rotationsverdampfer, Kalorimeter, Mühlen, Laborreaktoren, eigens für Labor- und Analysengeräte entwickelte Software, sowie Thermostate und Kühler.

Es wurde bereits im Jahr 1910 gegründet und hat sich seitdem stets an die Anforderungen seiner Kunden angepasst. Heute hat die IKA Gruppe über 900 Mitarbeiter an acht Standorten auf vier Kontinenten und zu den Kunden zählen Bayer, BASF, Bayer oder Procter & Gamble. So sind die IKA-Werke auch nach über 100 Jahren weiterhin erfolgreich und  Weltmarktführer auf Ihrem Gebiet.

Foto/Thumbnail: ©Depositphotos.com

Über den Autor

Porträtfoto vonPorträtfoto vonPorträtfoto von Carolin Fischer, Content-Managerin und Redakteurin für onpulson.de, einem Fachportal für Unternehmer und Führungskräfte aus dem Mittelstand

Carolin Fischer Carolin Fischer ist Content-Managerin und Redakteurin bei onpulson.de. Sie ist spezialisiert auf die Themen "Personal", "Mittelstand" und "Karriere". Zuvor hat sie mehrere Jahre für die Süddeutsche Zeitung in München gearbeitet und ist heute noch u.a. im PR-Bereich tätig.
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